Igelfliege (Tachina fera)

Igelfliege (Tachina fera) – eine Fliege, bei der der Igel Pate stand

Wichtige Erkennungsmerkmale der Igelfliege:


Die Igelfliege (Tachina fera) gehört zur Familie der Raupenfliegen (Tachinidae) aus der Ordnung der Zweiflügler (Diptera).

Mit einer Größe von 10-15 mm (♀ + ♂) und einer Flügelspannweite von 16-27 mm gehört die Igelfliege zu den größeren Vertretern dieser Familie. Ihre markante Körperfärbung und die langen schwarzen Borsten auf dem Hinterleib machen die Igelfliege zu einer der auffälligsten Fliegen Mitteleuropas. Typisch für die Igelfliege ist der auffallende orangefarbene Hinterleib mit einem scharf abgesetzten, breiten, schwarzen Längsstreifen in der Mitte. Dieser endet auf dem 5. Hinterleibsabschnitt meist mit einer Spitze (dreieckig).[1, 3, 4, 5] Darüber hinaus trägt der Hinterleib, vor allem an den letzten Abschnitten, lange, schwarze Borsten, denen diese Fliege ihren deutschen Namen  „Igelfliege“ zu verdanken hat.


In auffälligem Kontrast zu dem orangenen Hinterleib steht der dunkle Brustteil. Die Oberseite der Brust ist dunkelgrau mit schwarzen Streifen. Hinter dem anschließenden schwarzen Schildchen (Scutellum) liegt ein gewölbtes orangenes Hinterschildchen (Postscutellum). Im Gegensatz zu dem Hinterleib zeigt die Brust nur eine kurze schwarze Behaarung.[3, 4, 6]


Die kontrastreiche Färbung und die schwarzen, langen Borsten machen die Igelfliege zu einer der auffälligsten Fliegen in Mitteleuropa. Fotos: M. Neitzke

Neben dem bunten Hinterleib mit den abstehenden schwarzen Borsten fällt das gelbliche Gesicht mit den großen roten Komplexaugen und dem schnauzenförmig vorgezogenen Untergesicht besonders ins Auge. Die Wangen sind gelb behaart ebenso wie auch die Hinterseite des Kopfes.[3]




Das gelbliche Gesicht mit der vorgezogenen Schnauze und die großen roten Komplexaugen verleihen der Igelfliege neben den schwarzen, langen Borsten auf dem Körper ein unverwechselbares Aussehen. Fotos: M. Neitzke

Lebensweise und Funktion in den heimischen Lebensräumen:


Die Igelfliege fliegt in zwei Generationen (bivoltin) etwa von April bis Oktober auf artenreichen Wiesen und Waldlichtungen sowie an Waldrändern.[5]


Die Igelfliege spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Bestäubung vieler einheimischer Blütenpflanzen, sondern auch bei der Schädlingsbekämpfung. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Pollen und Nektar. Besonders häufig sind sie auf Blüten von Vertretern der Doldengewächse und der Korbblütengewächse zu beobachten. Für eine Nektarmahlzeit sind sie mit ihren kurzen Rüsseln (4-6 mm) auf Blüten mit frei dargebotenem Nektar oder kurzen Blütenkronröhren angewiesen. Blüten mit offen dargebotenem Nektar finden sich nicht nur in der Familie der Doldengewächse (Apiaceae), sondern auch bei den Araliengewächsen (Araliaceae) wie beispielweise dem Efeu (Hedera helix). Der Nektar wird bei den Arten dieser Familien von einem Drüsengewebe an der Oberfläche der Fruchtknotens (Diskus) abgeschieden und ist daher auch für kurzrüsselige Insekten zugänglich.



Bei den Blüten des Gewöhnliche Bärenklaus (links) und des Gemeinen Efeus (rechts) kann die Igelfliege den Nektar direkt von dem Drüsengewebe an der Oberfläche der Fruchtknoten abschlecken. Fotos: M. Neitzke


Blüten mit kurzen Blütenkronröhren findet die Igelfliege in der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae), wie z.B. bei der Echten Goldrute (Soildago virgaurea) und der Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), auf denen sie häufig zu beobachten ist.


Die Blüten der Echten Goldrute (links) und der Kanadischen Goldrute (rechts) werden häufig für eine Nektar- und Pollenmahlzeit von der Igelfliege aufgesucht. Fotos: M. Neitzke


Auch der Wasserdost (Eupatorim cannabinum) gehört zu den Pflanzen, deren Blüten gerne von der Igelfliege aufgesucht werden. Fotos: M. Neitzke

Bei ihrem Blütenbesuch bleibt der Pollen an der feinen Behaarung am Kopf sowie an der Behaarung im Brustbereich und den Borsten am Hinterleib hängen und kann zur nächsten Blüte transportiert werden.


Bei einem Besuch der Blüten der Echten Goldrute hat sich die Igelfliege ihre Gesichtsbehaarung und die Behaarung unter der Brust kräftig mit dem gelben Pollen der Blüten eingepudert. Fotos: M. Neitzke


Bei einem Gang über die dicht stehenden Blütenstände der Echten Goldrute wird der Pollen mit dem ganzen Körper, also Kopf, Brust und Hinterleib abgestreift und bleibt in den Haaren und den Borsten am Hinterteil hängen. Fotos: M. Neitzke


Die Staubblätter des Efeus haben genau die richtige Länge, um ihren Pollen auf der Körperunterseite der über die Blütenstände des Efeus spazierenden Igelfliege abzuladen. Fotos: M. Neitzke

Die Larven ernähren sich parasitisch von den Raupen verschiedener Falter, hauptsächlich von Eulenfaltern (Noctuidae).[5] Forstwirtschaftlich von Interesse ist die Entwicklung in Schadinsekten, wie dem Schwammspinner (Lymantira dispar), der Nonne (Lymantria monacha) und der Kieferneule (Panolis flammea). Aber auch Raupen des Kleine Frostspanners (Operophtera brumata) und des Kohlweißlings werden parasitiert.[2] Das Weibchen legt seine Eier auf einem Blatt einer Futterpflanze der Raupen ab, welches Fraßschäden aufweist. Sobald sich eine Raupe in der Nähe der geschlüpften Larven zeigt, nähern sich die Larven der Schmetterlingsraupe und bohren sich durch die Körperwand in die Leibeshöhle ein. Die Larve lebt zunächst von der Körperflüssigkeit (Hämolypmphe), dann auch von lebenswichtigen Organen und tötet so den Wirt ab. Diese Lebensweise der Raupen hat zu dem deutschen Namen dieser Familie „Raupenfliegen“ geführt.[5] Die Verpuppung erfolgt außerhalb des Wirtes in der Bodenstreu.

Verbreitung:



Die Igelfliege ist sowohl in Europa bis hoch in den Norden als auch in Nordafrika und in Nordasien verbreitet. Im Osten reicht ihr Verbreitungsgebiet bis nach China, Japan und Korea.[4]

Literatur:


  1. Bellmann, H. (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer, Stuttgart, Kosmos, 446 S.
  2. Brauns, A. (1970): Taschenbuch der Waldinsekten. Systematik und Ökologie. 2. Aufl. 1. Band, G. Fischer, Stuttgart, 442 S.
  3. Chinery, M. (2002): Pareys Buch der Insekten. 3. Aufl., Berlin, Wien, Parey, 328 S.
  4. http://www.gbif.org/species1466845
  5. https://www.naturspaziergang.de/Zweiflügler/Tachinidae/Tachina_fera.htm
  6. Tschorsnig, H.-R. & B. Herting (1994): Die Raupenfliegen (Diptera: Tachinidae) Mitteleuropas: Bestimmungstabellen und Angaben zur Verbreitung und Ökologie einzelner Arten. In: Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie A, Biologie, 506: 1-170. 


Share by: