Das Schöllkraut gehört zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Es ist also mit unserem Klatschmohn (Papaver rhoeas) und dem Schlafmohn (Papaver somniferum), dem Lieferanten des Opiums, verwandt. Die 30 -70 cm hohe krautige, gelb blühende Pflanze wächst an Wald- und Wegrändern, in Gebüschsäumen und Unkrautfluren sowie an Mauern, auf Schutt und in Parkanlagen.[22] Sie ist in ganz Europa und Teilen von Asien verbreitet.[8]
Das gelb blühende Schöllkraut wächst an Wald- und Wegrändern und in Gebüschsäumen. Foto: M. Neitzke
Das Schöllkraut ist als Heilkraut seit der Antike bekannt. So wird die Prägung des wissenschaftliche Gattungsnames des Schöllkrauts „Chelidonium“, der sich von dem griechischen Wort für Schwalbe „chelidon“ ableitet, gleich zwei berühmten Persönlichkeiten der Antike zugeschrieben. Der griechische Universalgelehrte Aristoteles (384-322 v. Chr.) soll den Namen gewählt haben, weil er der Auffassung war, dass Schwalbenmütter ihren anfänglich blinden Jungen den gelben Milchsaft der Pflanze ins Auge tropfen ließen, um ihnen die Augen zu öffnen. Dioskurides, der bekannteste Arzt der Antike und Leibarzt des Kaisers Nero, der im 1. Jahrhundert nach Christus lebte, bezieht sich bei seiner Erklärung für die Namensgebung auf die zeitliche Parallelität zwischen dem Blühverhalten des Schöllkrauts und dem Zugverhalten der Schwalben. Danach soll das Schöllkraut austreiben, sobald die Schwalben bei uns eintreffen und verwelken wenn die Schwalben wieder in ihre Überwinterungsgebiete aufbrechen. Der Artzusatz „majus“ bedeutet groß.[8] Die wissenschaftliche Autorität von Aristoteles war so groß, dass sich sein Irrglaube noch sehr lange hielt. So ist in einem Lehrgedicht der im 10. Jahrhundert in Italien gegründeten und in ganz Europa anerkannten medizinischen Schule von Salerno zu lesen: „Schöllkraut in den Augen gesund, das wird uns von den Schwalben kund.“[2] Trotz zahlreicher anderer Anwendungsbereiche stand auch noch im 16. Und 17. Jahrhundert der Einsatz dieser Pflanze bei Augenkrankheiten bis hin zum Glaukom („Star“) ganz im Vordergrund – so etwa in dem berühmten „Kräuterbuch“ des deutschen Naturforschers, Arztes und Botanikers Adam Lonitzer (1528-1586). Auch der zu den „Vätern der Botaniker“ zählende deutsche Botaniker und Arzt Hieronymus Bock (1498 – 1554) empfiehlt das Schöllkraut als Augenarznei.[28]
Der wissenschaftliche Gattungsname „Chelidonium“ des Schöllkrauts leitet sich von dem griechischen Wort „chelidon“ für Schwalbe ab. Eine Rauchschwalbe (Hirundo rustica) auf der Suche nach Nistmaterial. Foto: M. Neitzke
Der Nestbau der Rauchschwalbe war erfolgreich. Aus den Eiern sind 3 Küken geschlüpft. Die Erwartung einer fetten Insektenmahlzeit spornt die Schwalbenjungen zu sportlichen Höchstleistungen an. Bei Ankunft der Eltern schießen die drei jungen Rauchschwalben wie gespannte Federn aus der Nestmulde in die Höhe. Nach erfolgter Fütterung sacken sie wieder zurück, bereit für ihren nächsten Auftritt als „kleine Kastenteufel“. Ein lange verbreiteter Irrglaube, der auf Aristoteles zurückgeht, besagte, dass Schwalbenmütter ihren anfänglich blinden Jungen den gelben Milchsaft des Schöllkrauts ins Auge tropfen ließen, um ihnen die Augen zu öffnen. Fotos: M. Neitzke
Wie man sieht haben sich 3 Wochen intensiver Fütterung und Sport gelohnt. Solche Bruterfolge werden leider immer seltener, da durch den Rückgang der Insekten das Nahrungsangebot für die Schwalben immer knapper wird. Foto: M. Neitzke
Wie fast alle Mohngewächse enthält das Schöllkraut in Blättern, Stängeln und Wurzel Milchsaft, der im Fall des Schöllkrauts von orangegelber Farbe ist. Die goldgelbe Farbe der Blüte sowie die rötlichgelbe Farbe der Wurzeln und die sattgelbe Farbe des Milchsaftes ließ die Alchemisten im Mittelalter glauben mit Hilfe des Schöllkrauts Gold herstellen zu können. Sie vertraten die Ansicht, dass der Saft alle 4 Elemente – Erde, Wasser, Feuer und Luft enthalte und dass in ihm der Stein der Weisen zu finden sei. Mit seiner Hilfe hofften sie Gold erzeugen zu können. Die Alchemisten gaben daher dem wissenschaftlichen Pflanzennamen „Chelidonium“ eine neue Bedeutung, indem sie daraus „Coeli donum“ machten, was übersetzt „Geschenk des Himmels“ bedeutet.[40] Auch wenn der Milchsaft des Schöllkrauts die Hoffnungen der Alchemisten nicht erfüllte, da er nicht den Stein der Weisen enthielt, erweisen sich seine bioaktiven Inhaltsstoffe, allen voran die verschiedenen Alkaloide, für Menschen mit krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Traktes sowie Erkrankungen der Haut als „Gottesgeschenk“.
Die goldgelbe Farbe der Blüten und des Milchsaftes des Schöllkrauts ließen die Alchemisten des Mittelalters vermuten, dass das Schöllkraut bei der Umwandlung weniger edler Metalle in Gold hilfreich sein müsste. Sie nannten es daher „coeli donum“ (Geschenk des Himmels). Fotos: M. Neitzke
Heute ist das Schöllkraut eine offiziell anerkannt Heilpflanze für die Behandlung krampfartiger Beschwerden im Bereich der Gallenwege sowie des Magen-Darm-Traktes und in vielen Medikamenten enthalten.[41, 42] Wesentlich geläufiger ist den meisten Menschen allerdings die aus der Erfahrungsheilkunde bekannte äußerliche Verwendung des Milchsaftes des Schöllkrauts gegen Warzen, die in nahezu allen europäischen Ländern verbreitet ist [2, 4, 23, 25, 30, 36, 38] In manchen Gegenden hieß das Schöllkraut daher auch „Warzenkraut“.[2, 28]
Aber auch in der Kosmetik und Körperpflege ist diese Pflanze unserer heimischen Biodiversität dabei ihren Platz zu erobern. Aktuell wird das Schöllkraut vor allem in Produkten zur Pflege der Haare und Kopfhaut verarbeitet. So findet es sich als Bestandteil von Shampoos, Haarspülungen und Styling-Produkten, aber auch in verschiedenen Reinigungs- und Pflegeprodukten, z.B. Duschgelen, Badezusätzen, Gesichtsreinigungs- und -pflegeprodukten.[17, 19] Weitere Einsatzmöglichkeiten von Schöllkrautextrakten in der Körperpflege werden mit Hochdruck erforscht. Die Forschungsergebnisse zeigen immer wieder neue Anwendungsgebiete auf, wie auch an der steigenden Anzahl der angemeldeten Patente abzulesen ist.[11,12, 20, 21, 39, 44]
Wie alle Vertreter der Mohngewächse (Papaveraceae) produzieren auch die Blüten des Schöllkrauts keinen Nektar, dafür aber reichlich Pollen in den Staubbeuteln der zahlreichen Staubblätter.[24] Das Schöllkraut bietet mit seinem reichen Pollenangebot Nahrung für über 30 verschiedene Insektenarten. Der Pollen, wird von der Honigbiene sowie zahlreichen Wildbienen gesammelt und in gelben Höschen in die Nester eingetragen. Ebenfalls als Bestäuber fungieren verschiedene Schwebfliegenarten. Die Schwebfliegen verzehren den Pollen allerdings gleich an Ort und Stelle.[33, 47] Die Larven einiger beobachteter Arten spielen als Schädlingsbekämpfer eine wichtige Rolle, da sie verschiedene Blattlausarten verzehren. Andere wiederum ernähren sich von abgestorbenem organischem Material und wirken so an der Rückführung der Nährstoffe in den Nährstoffkreislauf mit.
30 verschiedene Insektenarten aus unterschiedlichen Familien wurden bei der Bestäubung der Blüten des Schöllkrauts beobachtet. Fotos: M. Neitzke
Das Schöllkraut wird durch Insekten bestäubt, so dass eine Fremdbestäubung und damit eine Aufrechterhaltung der genetischen Diversität gesichert ist. Fotos: M. Neitzke
Bereits in den Schriften der Antike und des Mittelalters tauchen Hinweise auf die Verwendung des Schöllkrauts in der Körperpflege und in der Kosmetik im weitesten Sinne auf. So empfiehlt Dioskurides der bekannteste Arzt der Antike im 1. Jahrhundert n. Chr. das Schöllkraut nicht nur bei Sehschwäche und Gelbsucht, sondern auch bei Hautausschlägen. Im Mittelalter verwendeten die Mönche und Ärzte das Schöllkraut u.a. zu Kopfwaschungen sowie zur Behandlung von Hautausschlägen und krebsartigen Geschwüren.[28] Bei Hildegard von Bingen (1098-1179 n. Chr.) heißt das Schöllkraut, „Grindkraut“. Sie weist mit dieser Bezeichnung auf die Behandlung von Hautkrankheiten mit dieser Pflanze hin. Von einer inneren Anwendung rät sie ab, da sie die Pflanzen für giftig hält. Wer jedoch durch falsche Ernährung eine Hautkrankheit bekommt, soll sich eine Salbe aus dem Pflanzensaft und Schmalz zubereiten und sich damit einreiben.[16, 28] Mit Grind bezeichnet man heute „Wundschorf“, im Mittelalter auch Eiter. In dem berühmten Kräuterbuch „Macer floridus“ des Mönches und Arztes Odo Magdunensis, das gegen Ende des 11. Jahrhunderts entstand, ist zum Schöllkraut folgendes zu lesen:“ Bereitet man aus Schöllkrautblättern, zerstoßen und gestampft, mit Wein ein Pflaster, soll es die Male auf der Haut beseitigen.“ Auch das berühmte „Kräuterbuch“ des deutschen Naturforschers, Arztes und Botanikers Adam Lonitzer (1528-1586) enthält Rezepte mit Schöllkraut zur Behandlung verschiedener Hautkrankheiten, speziell des „Aussatzes“. Mit Aussatz wurden damals verschiedene Hautkrankheiten bezeichnet, so auch Akne oder Neurodermitis.[28]
Ähnliche Anwendungen wie bei den Heilkundigen des Mittelalters und der Renaissance finden wir auch heute in der Kosmetik und Körperpflege. So wird aktuell das Schöllkraut in Produkten zur Pflege der Haare und Kopfhaut verarbeitet. Es findet sich als Bestandteil von Shampoos, Haarspülungen und Styling-Produkten.[17, 19] Hier hilft es der Schuppen- und übermäßigen Talgbildung entgegenzuwirken (anti-seborrhoisch).[18] Eine Regenerierung und Reparatur von durch Dauerwellen geschädigtem Haar und Förderung des Haarwachstums konnte in Versuchen ebenfalls nachgewiesen werden.[6, 44] In der Gesichtspflege sind ähnlich wie damals, Akne, eine entzündete Haut, Rötungen und Hautirritationen die Haupteinsatzgebiete. Neuere Forschungen konnten auch eine Regeneration der Haut und Reduktion der Faltenbildung durch Schöllkrautextrakte zeigen.[39] Die Hemmung des Enzyms Tyrosinase, das in der Haut an der Bildung von Melanin beteiligt ist, erklärt die hautaufhellende Wirkung von Schöllkrautextrakten.[46] Diese macht man sich bei der Reduktion unerwünschter Verfärbungen im Gesicht zunutze.[21] Ebenfalls von Bedeutung für die Verarbeitung von Schöllkrautextrakten in Produkten sind seine antioxidativen, antimikrobiellen, entzündungshemmenden und antiallergischen Eigenschaften.[ 2, 3, 10, 26, 29, 33, 35, 37, 43, 46, 48, 49] Für Mundpflegeprodukte empfehlen sich Schöllkrautextrakte durch ihre Eigenschaft die Bildung von Karies und Zahnbelag zu reduzieren.[3, 31]
Die Einsatzmöglichkeiten von Schöllkrautextrakten in der Körperpflege werden mit Hochdruck erforscht. Die Forschungsergebnisse zeigen immer wieder neue Anwendungsgebiete auf, wie auch an der steigenden Anzahl der angemeldeten Patente abzulesen ist.[11,12, 20, 21, 39, 44] Schon heute findet man Schöllkraut in verschiedenen Reinigungs- und Pflegeprodukten, z.B. Shampoos, Duschgelen, Badezusätzen, Gesichtsreinigungs- und -pflegeprodukten. Die zahlreichen Eigenschaften des Schöllkrauts lassen eine Zunahme der Bedeutung in der Kosmetikindustrie vermuten.
Das Schöllkraut ist eine alte Heilpflanze, die seit der Antike zu allen Zeiten in der Heilkunde eingesetzt wurde. Ebenso alt sind einige Anwendungsgebiete, wie z.B. Gallen- und Leberleiden. Schon Dioskurides, Leibarzt des Kaisers Nero (1. Jahr. n. Chr.) und der römische Gelehrte Plinius der Ältere (23 bzw. 24 -79 n. Chr.) empfahlen das Schöllkraut u.a. bei Gelbsucht und Leberleiden. Seitdem besteht eine bemerkenswerte Kontinuität in den Anwendungsbereichen über die Klosterheilkunde (Odo Magdunensis 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts) und die berühmten Ärzte der Renaissance, wie beispielsweise Paracelsus (1493-1541 n. Chr.), Adam Lonitzer (1528-1586) und Hieronymus Bock (1498 – 1554 n. Chr.) bis heute. Von unseren Vorfahren wurde vielfach die Signaturenlehre oder das Verhalten von Tieren herangezogen, um Aufschluss über die Heilkraft einer Pflanze und die Art der Erkrankungen, die mit ihrer Hilfe geheilt werden konnten, zu erhalten. So ist vor allem die Anwendung bei Gelbsucht und anderen Leberleiden vor allem durch die Signaturenlehre begründet: Der gelbe Saft, der besonders aus den Stängeln austritt, erinnert an die Gelbe Galle, einen der vier Körpersäfte der Vier-Säfte-Lehre.[28] Heute stehen uns eine Vielzahl von chemischen Analysenmethoden und Wirksamkeitstests zur Verfügung, um die Effektivität einer Pflanze in der Heilkunde zu untersuchen. Diese konnten die Wirksamkeit des Schöllkrauts bei Erkrankungen der Galle und Leber wissenschaftlich bestätigen und die offizielle Anerkennung des Schöllkrauts für die Behandlung von „krampfartigen Beschwerden im Bereich der Gallenwege und des Magen-Darm-Traktes“ begründen. Verantwortlich für die Wirkung ist ein Gemisch aus verschiedenen Alkaloiden, deren spezifische Wirkung aufgeklärt werden konnten. Das Hauptalkaloid in den oberirdischen Pflanzenteilen ist das Alkaloid Coptisin, das ähnlich wie das Alkaloid Papaverin aus dem Schlafmohn, eine leicht krampflösende (spasmolytisch) Wirkung am oberen Verdauungstrakt entfaltet. Es wirkt wie dieses direkt auf die glatte Muskulatur, allerdings etwas schwächer als das Papaverin. Eine ähnliche Wirkung konnte auch für das Alkaloid Chelidonin nachgewiesen werden. Eine leicht schmerzstillende (analgetisch) und zentral beruhigende (sedierend) Wirkung konnte ebenfalls für diese beiden Alkaloide nachgewiesen werden.[41] Weitere Komponenten dieses Alkaloidgemisches sind u.a. Berberin, das den Gallenfluss anregt, das Protopin, das ebenfalls einen krampflösenden Effekt auf die Verdauungsorgane ausübt und verschiedene mehr.[2, 41] Bis heute wurden über 70 verschiedene chemische Verbindungen aus dem Schöllkraut isoliert.[3, 26, 43] Als weitere Inhaltsstoffe wurden Polyphenole, wie z.B. verschiedene phenolische Säuren und Flavonoide, organische Säuren, Aminosäuren, Fettsäuren, Saponine, Carotinoide, Phytosterole und Terpenoide identifiziert. Diese werden u.a. für die nachgewiesene antioxidative, entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung verantwortlich gemacht.[46] In Versuchen zeigte sich eine schwache Wirkung gegen multiresistente Bakterien (Enterococcen, Staphylococcus aureus) sowie eine schwache bis starke Wirkung gegen verschiedene Pilze (Candida, Trichophyton-, Microsporum- und Epidermophyton-Arten).[2, 26, 29, 49]
In der Volksheilkunde gehörte und gehört die Behandlung von Hauterkrankungen ebenfalls zu dem Anwendungsspektrum des Schöllkrauts. Neben der Bekämpfung von Warzen zählen auch die Behandlung von Wunden, entzündeten Wunden, Ekzemen, allergischen, juckenden Hautauschlägen sowie akuten oder chronischen Entzündungen der Haut (Dermatitis) zu den Einsatzgebieten des Schöllkrauts.[25, 27, 47]
Die wundheilungsfördernde und antimikrobielle Wirkung des Schöllkrauts macht man sich bei der Entwicklung neuartiger leistungsstärkerer Wundverbände zunutze. Heilpflanzenauszüge in den Wundverbänden sollen vor Infektionen schützen und gleichzeitig die Wundheilung fördern. Das Schöllkraut erwies sich in derartigen Versuchen als vielversprechend, da es sowohl die Wundheilung förderte, als auch das Wachstum von Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa, beides Bakterien, die zu Haut- und Wundinfektionen führen können und eine hohe Antibiotikaresistenz aufweisen, behinderte.
Die Wirkung des Milchsaftes gegen Warzen wird auf zellwachstumshemmende Eigenschaften der Alkaloide sowie auf die Eiweiße spaltenden Enzyme zurückgeführt.[2, 42] Dabei beschränkt sich die antivirale Wirkung des Milchsaftes nicht nur auf die Viren, die für die Bildung von Warzen verantwortlich sind. In Versuchen konnte auch eine negative Wirkung auf humane Papillomviren gezeigt werden.[3, 34, 36]
In China ist die Verwendung von Berberin, das aus dem Schöllkraut gewonnen wird, zur Senkung des Blutzuckers bei einer Erkrankung mit Diabetes II weit verbreitet.[3]
Überprüfungen einer wachstumshemmenden Wirkung des Schöllkrauts auf Krebszellen, das in der Volksheilkunde bei Krebserkrankungen eingesetzt wurde, liefern Hinweise auf eine tumorhemmende Wirkung.[1, 2, 3, 5, 10, 35, 37, 45] Die Hemmung von Enzymen, beschränkt sich nicht nur auf die bereits erwähnte Hemmung der Tyrosinase, auch die Acetylcholinesterase, ein Enzym, das bei der Entstehung der Alzheimererkrankung eine Rolle spielt, konnte in Versuchen durch Schöllkrautextrakte in seiner Aktivität gehemmt werden.[26, 46]
Wenn schon der Milchsaft des Schöllkrauts zur Herstellung von Gold nicht geeignet ist, so zeigt das breite Spektrum an biologischen Aktivitäten des Milchsaftes und der Extrakte des Schöllkrauts, sowie die sich daraus ergebenden bereits praktizierten und potentielle Heilanwendungen, dass das Schöllkraut Eigenschaften besitzt, die für die Probleme unserer heutigen Gesellschaft wichtiger sind, als die Herstellung von Gold.
Das Schöllkraut gehört zur Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Es beginnt mit seiner Blüte bereits früh im Jahr, oft schon im April und blüht bis in den Oktober hinein. Seine große, auffällige, durch gelbe Farbstoffe (Carotinoide) leuchtend gelb gefärbte Blüte hat einen Durchmesser von 1-2 cm. Sie besteht aus 4 gleich großen Blütenkronblättern, zahlreichen ebenfalls gelben Staublättern und einem länglichen 5-10 mm langen Fruchtknoten mit einer 2 lappigen Narbe. Der Fruchtknoten steht am Ende der Blütenachse und über den Blütenkron- und Staubblättern (oberständig). [7, 8, 9, 13, 14, 22] Die 2 Kelchblätter fallen früh nach der Öffnung der Blüten ab und sind daher zur Blütezeit nicht mehr vorhanden. Der Botaniker spricht in so einem Fall von „hinfälligen“ Kelchblättern. Beim Öffnen der Blüte lösen sie sich zuerst von dem Blütenboden ab und werden von den sich entfaltenden Blütenblättern von unten nach oben getrennt und hochgeschoben. Kurzfristig sitzen sie dann wie eine kleine Kappe auf der sich öffnenden Blütenhülle. Die Blüten stehen in 2-8 blütigen Dolden, d.h. die Blütenstiele gehen alle von einem Punkt aus.[22]
Die strahlend gelbe Farbe und der Bau der Blüte zeigen auf den ersten Blick keine Ähnlichkeit zwischen dem Schöllkraut und den mit ihm verwandten Mohnarten, mit ihren leuchtend roten Blüten. Foto: M. Neitzke
Die Blütenhülle des Schöllkrauts besteht aus 4 leuchtend gelb gefärbten, gleich großen Blütenkronblättern. Zahlreiche, ebenfalls gelbe Staubblätter umgeben den schlanken Fruchtknoten in der Mitte der Blüte. Eine Schwebfliege erntet den Pollen aus den Staubbeuteln. Foto: M. Neitzke
Die Blüten des Schöllkrauts sind in Dolden angeordnet, d.h. die Blütenstiele gehen alle von einem Punkt aus. Foto: M. Neitzke
Der zweiklappige Kelch öffnet sich von unten nach oben und wird von den sich entfaltenden Blütenkronblättern hochgeschoben. Für eine kurze Zeit sitzen sie dann wie eine kleine Mütze auf der sich öffnenden Blütenhülle. Entfalten sich die Kronblätter vollständig, fallen die Kelchblätter ab, so daß bei den voll erblühten Pflanzen keine Kelchblätter mehr zu sehen sind. Foto: M. Neitzke
Die Blüten produzieren keinen Nektar, halten aber bei sonnigem Wetter in den Staubbeuteln der zahlreichen Staubblätter ein reiches Pollenangebot für die blütenbesuchenden Insekten bereit.[24] Diese ernten entweder den Pollen, den sie in ihre Nester eintragen, wie die Honigbiene und zahlreiche Wildbienen, oder verzehren ihn gleich an Ort und Stelle, wie beispielsweise viele Schwebfliegenarten. Bei schlechtem Wetter bleiben die Blüte geschlossen (kleistogam).[9]
Die Blüten des Schöllkrauts produzieren keinen Nektar. Die Insekten, vor allem verschiedene Wildbienen, wie hier die Rotschopfige Sandbiene (Andrena haemorrhoa) und Fliegen besuchen die Blüten, um den reichlich angebotenen Pollen zu ernten. Foto: M. Neitzke
Eine kleine Sandbiene erntet den Pollen mit ihren Mundwerkzeugen aus den Staubbeuteln. Fotos: M. Neitzke
Nicht nur die Kirschen in Nachbars Garten sind die schmackhaftesten, sondern offensichtlich auch die Pollen in der Nachbarblüte. Diese Vermutung scheint einen Angriff aus der Luft zu rechtfertigen und die Blütenbesucherin, die die Blüte zuerst entdeckt hatte, muss das Feld räumen. Fotos: M. Neitzke
An den Hinterbeinen besitzen die Sandbienen (Andrena spec.) buschige Sammelhaare, mit deren Hilfe sie den geernteten Pollen zu ihren Nestern transportieren. Bei der Pollenernte kreiseln sie auf den Staubbeuteln der langen Staubblätter rund um den Fruchtknoten. Fotos: M. Neitzke
Die Schwebfliegen verspeisen den Pollen aus den Staubbeuteln an Ort und Stelle. Fotos: M. Neitzke
Bei der Pollenernte werden von den Insekten die Pollen auch auf der Unterseite des Körpers abgestreift. Da der Fruchtknoten länger ist als die Staubblätter wird in den meisten Fällen bei einem Anflug auf die Blüte zuerst die Narbe des Fruchtknotens berührt und der mitgebrachte Fremdpollen auf diesem abgeladen. Die Fremdbestäubung ist gesichert.
Die kleine Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) berührt bei einer Pollenmahlzeit auf den Staubblättern einer Blüte des Schöllkrauts mit ihrer Körperunterseite die reifen Staubbeutel und streift den Pollen ab. Bei dem Besuch der nächsten Blüte lädt sie den mitgebrachte Fremdpollen auf der Narbe des Fruchtknotens ab und sichert so die Fremdbestäubung. Fotos: M. Neitzke
Nach der Befruchtung entwickelt sich der lineale Fruchtknoten zu einer eine 2-5 cm lange schotenähnlichen Kapsel ohne Scheidewand. Die schwarzen, glänzenden Samen, die einen weißen Ölkörper (Elaiosom) tragen, sitzen an 2 wandständigen, vorspringenden Samenleisten. Die Frucht des Schöllkrauts ist eine Springfrucht, die von der Basis her in 2 Klappen aufspringt.[13] Die Samen können nun freigesetzt und verbreitet werden (Streufrüchte). Die Samen des Großen Schöllkrauts werden häufig durch Ameisen verbreitet, die die Samen wegen ihrer ölhaltigen Anhangskörper (Elaiosomen) als Futter in ihre Bauten eintragen und dabei oft weit verschleppen (Myrmekochorie).[7] Dies erklärt auch die häufig recht ungewöhnlichen Wuchsorte des Schöllkrauts, wie z.B. in Mauerritzen.
Die Frucht des Schöllkrauts ist eine schotenähnliche Kapsel, die von der Basis her in 2 Klappen aufspringt. Die Samen mit den weißen Ölkörpern stehen an wandständigen Samenleisten. Fotos: M. Neitzke
Nach Öffnung der Früchte können die Samen verbreitet werden. Die vorspringenden Samenleisten bleiben oft noch lange nach Ausstreuung der Früchte und Abfall der Klappen als Rahmen stehenbleiben. Fotos: M. Neitzke
Die Anordnung der Blätter am Stängel ist wechselständig. Das bedeutet, dass an jedem Knoten nur ein Blatt steht, d.h. jedes Blatt entspringt in unterschiedlicher Höhe an der Sprossachse.[22] Die zarten, unterseits blaugrünen Blätter sind tief eingeschnitten (fiederteilig). Die paarweise angeordneten Einschnitte reichen fast bis zur Mittelrippe. Die einzelnen Blattabschnitte sind oval bis eiförmig mit breit elliptischen Zipfeln.[22]
Die fiederteiligen Blätter mit ihren ovalen und gelappten Blattabschnitten werden vielfach von Insekten als Platz zum Sonnen und Putzen genutzt. Foto: M. Neitzke
Eine Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) hat sich ein Blatt des Schöllkrauts als Ruheplatz ausgewählt. Foto: M. Neitzke
Zwar produzieren die Blüten des Schöllkrauts keinen Nektar, den sie den Insekten, die sie bestäuben sollen, anbieten können, halten dafür aber mit Hilfe ihrer zahlreichen Staubblätter reichlich Pollen für die Blütenbesucher bereit.[24] Blütenpollen ist die Hauptproteinquelle für Bienen. Der Eiweißgehalt der Pollen von Pflanzen, die von Insekten bestäubt werden, kann bis zu 61 % betragen. Zusätzlich enthält Pollen Fette (3-10 %), Stärke (1-7 %), Mineralien (1-9 %), Vitamine, ätherische Öle sowie bakterienfeindliche Stoffe.[15, 47] Pollen dient ist erster Linie als Larvenfutter, wird aber auch von den erwachsenen Tieren beiderlei Geschlechts, bei solitären wie bei sozialen Bienen gefressen. Erwachsene Bienen benötigen Pollen zum Aufbau ihrer Muskulatur und des körpereigenen Eiweißes. Vor allem Weibchen, die vor der Eiablage stehen, fressen Pollen. [15, 47] Für die Larven aller Bienen spielt Pollen für die Ernährung die wichtigste Rolle. Die Larven der Wildbienen können zwar die Außenhülle der Pollenkörner nicht verdauen, durch Öffnungen können die Verdauungssäfte aber eindringen. Die Außenhülle wird ausgeschieden.[47] Bei Honigbienen wird die Brut von Ammenbienen vor allem mit Drüsensekreten (Futtersaft) ernährt. Hauptpollenverzehrer sind sich daher junge Honigbienen, die in ihren ersten Lebenstagen Ammendienste versehen und den Pollen den Reserven in den Waben entnehmen. Die Larven selbst benötigen keinen Pollen zur Entwicklung, aber die Ammenbienen müssen Pollen oder ähnliche Eiweißquellen (Pollenersatzmittel) zur „Herstellung“ des Futtersaftes im eigenen Organismus fressen.[15, 47]
Als Blütenbesucher wurden 30 verschiedene Insektenarten beobachtet.[15, 33, 47] Neben der Honigbiene und zahlreichen Wildbienenarten gehören auch Schwebfliegen zu den regelmäßigen Besuchern der Blüten des Schöllkrautes. Darunter sind zahlreiche Arten, die in der Schädlingsbekämpfung eine Rolle spielen, da sich ihre Larven von Blattläusen ernähren und als effektive Blattlausvertilger erweisen, wie z.B. die Larven der Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus), der Mondfleck-Feldschwebfliege (Eupeodes luniger), der Kleinen Schwebfliege (Syrphus vitripennis) und der Matten Schwarzkopfschwebfliege (Melanostoma scalare). Andere spielen im Nährstoffkreislauf eine Rolle, da sie sich von abgestorbenem organischem Material ernähren wie etwa die Gemeine Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus) und die Wald-Mistbiene (Eristalis pertinax).
Zu den Nutznießern des reichlichen Pollenangebots des Schöllkrauts gehört die Honigbiene. Fotos: M. Neitzke
Die zu den Furchenbienen gehörende Spargel-Schmalbiene (Lasioglossum sexnotatum) sammelt den Pollen während sie an den Staubblättern um den Fruchtknoten herumkreiselt. Fotos: M. Neitzke
Die hastige Sammeltätigkeit der kleinen Sandbiene verschreckt und vertreibt selbst den neugierigsten Beobachter (Larve einer Weichwanze). Fotos: M. Neitzke
Die Baumhummel (Bombus hypnorum) sammelt den Pollen in gelben Höschen und trägt ihn in ihre oberirdischen Nester ein. Dabei bewegt sie sich sehr schnell in einem Kreis auf den Staubblättern um den Fruchtknoten herum. Fotos: M. Neitzke
Mit einer Körperlänge von 7-12 mm und dem 5,5 -7,7 mm langen Saugrüssel gehört der Große Hummelschweber (Bombylius major) zu den auffälligsten Blütenbesuchern des Schöllkrauts. Der Große Hummelschweber ist ein geschickter und schneller Flieger. Bei der Nahrungsaufnahme scheint er, einem Kolibri ähnlich, im Flug vor einer Blüte schwebend auf der Stelle zu stehen. Foto: M. Neitzke
Die Mondfleck-Feldschwebfliege (Eupeodes luniger) spielt bei der Schädlingsbekämpfung eine Rolle, da ihre Larven sich von Blattläusen ernähren. Die erwachsenen Tiere fressen dagegen Nektar und Pollen. Fotos: M. Neitzke
Auch die Larven der Kleinen Schwebfliege (Syrphus vitripennis) fressen Blattläuse, während sich die erwachsenen Tiere von Nektar und Pollen ernähren. Fotos: M. Neitzke
Die Larven der Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus) sind eifrige Blattlausvertilger. Das Weibchen legt seine Eier direkt in Blattlauskolonien ab. Während ihrer ein- bis zweiwöchigen Entwicklung verzehren die Larven 400 -700 Blattläuse. Fotos: M. Neitzke
Auch die Larven der Matten Schwarzkopfschwebfliege (Melanostoma scalare) machen sich bei Schädlingsbekämpfung nützlich. Ihre Larven fressen Blattläuse und verschiedene Kleininsekten, während sich die erwachsenen Tiere von Nektar und Pollen ernähren. Fotos: M. Neitzke
Die Gemeine Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus) ernährt sich als erwachsenes Insekt (Imago) von Pollen und Nektar, während ihre Larven als Rattenschwanzlarven als Filtrierer in fauligem Wasser leben. Während ihrer Nektarmahlzeit streifen sie vor allem mit ihrer Körperunterseite den Pollen aus den Staubbeuteln, den sie dann bei ihrem nächsten Blütenbesuch auf der Narbe abstreifen. Deutlich ist der gelbe Pollen auf der Unterseite der Schwebfliege zu erkennen (rechts). Foto: M. Neitzke
Die Wald-Mistbiene (Eristalis pertinax) ist eine bienenähnliche Schwebfliege. Ihre Larven ernähren sich von abgestorbenem organischem Material in fauligem Wasser, in Jauchegruben, verwesendem Aas und tierischen Ausscheidungen, wie z.B. Kuhfladen. Sie spielen daher eine Rolle bei dem Nährstoffrecycling. Die erwachsenen Tiere fressen Pollen und Nektar. Fotos: M. Neitzke