Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans)


Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans) – eine Hummel, die keine ist

Steckbrief:

Länge: ♀: 11-15 mm, ♂: 11-15 mm

Rüssellänge: 7 mm

Farbe: Grundfarbe schwarz, mit weißem und gelbem Muster, bzw. rotem Hinterleibsende, dicht behaart


Wichtige Merkmale der Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata) auf einen Blick. Foto: M. Neitzke

Artbeschreibung:


Die Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans) gehört zur Familie der Schwebfliegen (Syrphidae) aus der Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Bei der Hummel-Waldschwebfliege handelt es sich, wie der deutsche Name dieser Schwebfliege schon vermuten lässt, um eine Schwebfliege, die in ihrem Aussehen das Erscheinungsbild einer Hummel nachahmt. Hierbei beschränkt sie sich jedoch nicht nur auf das Farbmuster der von ihr imitierten Hummeln, sondern kopiert auch andere typische Merkmale von Hummeln, wie die dichte lange Behaarung. Die Hummel-Waldschwebfliege kommt in verschiedenen Farbvarianten vor, die alle verschiedenen Hummelarten ähneln. Am häufigsten ist eine rein schwarze Farbvariante mit roter Hinterleibsspitze, die einer Steinhummel zum Verwechseln ähnlich sieht und eine schwarze Variante mit einer gelb-weißen Musterung, die an eine Gartenhummel oder Dunkle Erdhummel erinnert. Die an eine Steinhummel erinnernde Variante wird wissenschaftlich als Volucella bombylans var. bombylans, die eine Garten- bzw. Dunkle Erdhummel nachahmende Farbvariante als Volucella bombylans var. plumata bezeichnet.




Die wissenschaftlich als Volucella bombylans var. bombylans bezeichnete Farbvariante ähnelt mit ihrem schwarzen Körper und dem rost-roten Hinterteil einer Steinhummel. Fotos: M. Neitzke


Die als Volucella bombylans var. plumata bezeichnete Farbvariante ist durch ein weißes Hinterleibsende wie bei der Gartenhummel und der Dunklen Erdhummel sowie ein gelbes Schildchen und eine gelb gerahmte Brust (Thorax) gekennzeichnet. Auch die Seiten des 1. Hinterleibsabschnittes sind gelb gefärbt. Alles in allem erinnert diese gelbe Musterung entfernt an das gelbe Muster der Brust und des Hinterleibes bei der Garten- und Dunklen Erdhummel.[1, 2, 3,4 6,7]





Mit ihrer auffälligen gelb-schwarz-weißen Zeichnung auf Rücken und Brust ahmt die Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata, links) die Gartenhummel (Mittel) oder die Dunkle Erdhummel (rechts) nach. Fotos: M. Neitzke




Auch die Seitenansicht zeigt die auffallende Ähnlichkeit zwischen der Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata, links) und der Gartenhummel (Mitte) sowie der Dunklen Erdhummel (rechts). Deutlich ist allerdings auch der Unterschiede zwischen dem weißlich gelb behaarten, stark vorgezogenen Gesicht der Schwebfliege und den schwarzen Gesichtern der Hummeln zu erkennen. Fotos: M. Neitzke

Im Unterschied zu den rein schwarzen Gesichtern der von ihr imitierten Hummeln, ist das Gesicht der Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata, links) weißlich gelb behaart und stark vorgezogen.[7] Bei den Weibchen sind die nackten Augen durch eine breite, gelb behaarte Stirn getrennt. Bei den Männchen stehen die behaarten Augen dagegen so eng nebeneinander, dass sie in der Mitte zusammenstoßen. Charakteristisch für die Hummelschwebfliege ist die lange stark gefiederte Fühlerborste, die sie von anderen hummelähnlichen Fliegen unterscheidet.[4]


Das Gesicht der Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata, ♂, links) ist dicht, weißlich gelb behaart, das der von ihr imitierten Dunklen Erdhummel (rechts) dagegen rein schwarz. Deutlich sind auch die dunklen Flügeladern und die dunkle Zickzacklinie in der Mitte der Flügel der Hummel-Waldschwebfliege zu erkennen. Fotos: M. Neitzke 


Während beim Männchen (links) der Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata) die Augen so dicht beieinanderstehen, dass sie sich in der Mitte berühren, sind beim Weibchen (rechts) die Augen durch eine breite, gelb behaarte Stirn getrennt. Fotos: M. Neitzke


Charakteristisch für die Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata) ist die stark gefiederte Fühlerborste. Foto: M. Neitzke

Typisch für die Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata) sind auch die dunklen Fügeladern und die braune Zickzackbinde in der Mitte der Flügel.[4, 6]Neuer Text

Lebensweise


Die erwachsenen Tiere (Imagos) ernähren sich von Pollen und Nektar. Zur Nahrungsaufnahme suchen sie die Arten vieler verschiedener Pflanzenfamilien auf. Sie spielen damit eine wichtige Rolle bei der Bestäubung zahlreicher Pflanzen in unseren heimischen Ökosystemen. Mit ihrem 7 mm langen Rüssel [5] kann sie neben Blüten mit offen dargebotenem Nektar, wie denen des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea) auch kurze bis mittellange Röhrenblüten, wie sie bei den Lippenblütengewächsen (Lamiaceae), Kardengewächsen (Dipsacaceae) oder Rauhblattgewächsen (Boraginaceae) auftreten, nutzen. Bei den strahligen Blüten des Blutroten Hartriegels schleckt sie den Nektar direkt von der honigabsondernden Scheibe (Diskus, Nektarpolster) auf dem Fruchtknoten, der hier reichlich abgeschieden wird.  Aber auch der Pollen wird aus den Staubbeuteln geerntet.





Mit ihren langen Rüsseln kann sie sowohl Blüten mit offen dargebotenem Nektar wie die des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea, links) als auch Röhrenblüten wie die der Taubenskabiose (Scabiosa columbaria, rechts) nutzen. Fotos: M Neitzke


Auch wenn der nur 7 mm lange Rüssel der Hummel-Waldschwebflieg (Volucella bombylans) zu kurz ist, um auf „legalem“ Weg den Nektar am Grund der bis zu 20 mm langen Röhrenblüten des Gewöhnlichen Beinwells zu erreichen, um an den Pollen in dem Streukegel in der oberen Hälfte der Blütenkronröhre zu gelangen, reicht er allemal. Fotos: M. Neitzke


Blüten mit kurzer Röhre, wie die der Wasserminze (Mentha aquatica, links) und des Wilden Majorans (Origanum vulgare, rechts) können ebenfalls ohne Schwierigkeiten genutzt werden. Fotos: M. Neitzke


Neben dem Nektar ernten die Hummel-Schwebfliegen auch den Pollen aus den Staubbeuteln, wie hier bei den Blüten des Blutroten Hartriegels. Fotos: M. Neitzke


Die Waldschwebfliege (Volucella bombylans) kann auch den Nektar des Wald-Vergissmeinnichts nutzen. Bei der Auffindung des Eingangs zur Blütenkronröhre und damit zum Versteck des Nektars dient das gelbe Farbmal bzw. Saftmal im Zentrum der Blüte als Orientierungshilfe dient. Fotos: M. Neitzke

Aber nicht nur als Bestäuberin auch als „Gesundheitspolizei“ spielt die Hummelwaldschwebfliege in unseren Ökosystemen eine wichtige Rolle. Sie legt ihre Eier in Hummelnester und selten auch in Nester der Deutschen Wespe. Die Larven entwickeln sich in den unterirdisch angelegten Hummelnestern und ernähren sich teilweise von Nahrungsrückständen der Insekten, aber auch von abgestorbenen Larven und anderen Abfallstoffen. Da sie sich aber auch über die Insektenbrut hermachen, werden sie von den Nestbesitzern, wenn sie beim Eindringen in das Nest erwischt werden, heftig attackiert und auch getötet. Die verschieden gefärbten Tiere bevorzugen aber nicht die von ihnen nachgeahmten Hummelarten.[2]


Die Hummelwaldschwebfliege fliegt in zwei Generationen von Mai bis August an Waldrändern, in Gebüschen, auf Waldlichtungen und strukturreiche Wiesen. Aber auch in Gärten mit entsprechenden Strukturen ist sie anzutreffen. 

Vorkommen:



Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa über Asien bis nach Nordamerika.



Blütenbesuch:

Giersch (Aegopodium podagraria)

Doldengewächse (Apiaceae)

Gewöhnlicher Beinwell (Symphytum officinale),

Rauhblattgewächse (Boraginaceae)

Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea)

Hartriegelgewächse (Cornaceae)

Taubenskabiose (Scabiosa columbaria)

Kardengewächse (Dipsacaceae)

Wasser-Minze (Mentha aquatica)

Lippenblütengewächse (Lamiaceae)

Dost (Origanum vulgare)

Lippenblütengewächse (Lamiaceae)

Heckenrose (Rosa canina)

Rosengewächse (Rosaceae)



Literatur:


  1. Bastian, O. (1986): Schwebfliegen, Neue Brehm-Bücherei, Band 576, Ziemsen, Wittenberg.
  2. Bellmann, H. (2017): Bienen, Wespen – Ameisen. 3. Aufl., Franckh-Kosmos, Stuttgart, 334 S.
  3. Chinery, M. (2002): Buch der Insekten, Parey, Berlin, Wien, 3. Aufl. 328 S.
  4. Kormann, K. (2002): Schwebfliegen und Blasenkopffliegen Mitteleuropas. Fauna Naturführer Band 1, Fauna Verlag, Nottuln, 270 S.
  5. Kugler, H. (1970): Blütenökologie, Gustav Fischer, Stuttgart, 345 S.
  6. www.natur-in-nrw.de
  7. www.naturspaziergang.de
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