Länge: Königin: 15-17 mm; Arbeiterin: 9-14 mm; Männchen 11-13 mm
Flügelspannweite: Königin: 28-32 mm, Arbeiterin: 18-26 mm, Männchen: 23-26 mm
Rüssellänge (sehr kurz): Königin: 12-14 mm; Arbeiterin: 8-12 mm, Männchen: 9-10 mm
Kopf: kurz - mittellang
Färbung: Grundfarbe: schwarz, Hinterleibsende (Abschnitt 4-6) orangerot, 2 gelbe Querbinden, eine auf der Vorderbrust in Kopfnähe, die zweite auf dem Hinterleib (2. Hinterleibsabschnitt), die bei den Arbeiterinnen häufig fehlt
Wichtige Merkmale einer männlichen Wiesenhummel (Bombus pratorum) auf einen Blick. Foto: M. Neitzke
Die Wiesenhummel ist eine der ersten Hummelarten, die aus ihren Winterquartieren auftauchen. In England ist sie daher auch unter dem Trivialnamen „Early bumblebee“, was übersetzt „Frühe Hummel“ bedeutet, bekannt.[9] Schon Anfang März können daher die überwinternden Jungköniginnen an den allerersten blühenden Pflanzen beobachtet werden. Sie gehört daher mit zu den wichtigen Bestäubern vor allem auch der früh blühenden Obstbäume. Mit einer maximalen Körperlänge von 17 mm bei den Königinnen und 14 mm bzw. 13 mm bei den Arbeiterinnen und Männchen gehört die Wiesenhummel zu den kleinsten einheimischen Hummelarten.[8,11]
Die drei Kasten (Königin, Arbeiterin, Männchen) der schwarz behaarten, ziemlich zottigen Wiesenhummel unterscheiden sich in ihrer Körperfärbung voneinander.[3] Die letzten Hinterleibsabschnitte (Abschnitt 4-6) sind in der Regel bei allen dreien orangerot gefärbt. Zusätzlich weisen die Königin und die Männchen zwei gelbe Querbinden auf. Die erste befindet sich vorne an der Brust, hinter dem Kopf und bildet einen regelrechten Kragen, die zweite zieht sich über den Hinterleib (2. Hinterleibsabschnitt). Bei den Arbeiterinnen dagegen ist die gelbe Färbung des 2. Hinterleibsabschnittes reduziert oder fehlt sogar vollständig. Auch die orangerote Färbung des Hinterteils kann schwächer ausfallen als bei der Königin und den Männchen. Je nach Blickwinkeln kann sie sogar zu fehlen scheinen.[1, 2, 3, 6, 7, 8, 9, 11]. Im Vergleich zu der Königin und den Arbeiterinnen dominiert bei den Männchen die Gelbfärbung über die schwarze Färbung, da bei ihnen die Querbinden deutlich umfangreicher, struppiger und farbintensiver sind. Oft sind sie von einem intensiven zitronengelb.
Charakteristisch für die Wiesenhummel ist das orangerote Hinterleibsende und eine gelbe Querbinde auf der Brust hinter dem Kopf. Der Hinterleib der Königin (links) und der Drohnen (rechts) weist zusätzlich eine gelbe Querbinde auf, die bei den Arbeiterinnen (Mitte) häufig fehlt. Fotos: M. Neitzke
Auch die Färbung der Gesichtsbehaarung differiert zwischen Männchen einerseits und Königin und Arbeiterinnen andererseits. Während die Gesichter der Königin und Arbeiterin schwarz sind, ist die Gesichtsbehaarung der Männchen leuchtend gelb.
Die Männchen der Wiesenhummel (rechts) unterscheiden sich von der Königin (links) und den Arbeiterinnen (Mitte) durch die gelbe Gesichtsbehaarung. Fotos: M. Neitzke
Die Wiesenhummel gehört mit einer Rüssellänge von 8-14 mm zu den kurzrüsseligen Hummeln. Sie besucht daher vor allem Blüten mit leicht erreichbarem Nektar und Pollen.[7].
Bei den im Anflug auf eine Blüte des Goldregens befindlichen Arbeiterinnen der Wiesenhummel ist ihr 8-12 mm langer Rüssel gut zu erkennen. Fotos: M. Neitzke
Bevorzugt werden Rosengewächse angeflogen. Sie gehört daher mit zu den wichtigen Bestäubern unserer heimischen Obstbäume, wie Pfirsiche, Äpfel, Birnen, Pflaumen und Himbeeren.
Die Wiesenhummeln spielen wichtige Rolle bei der Bestäubung unserer heimischen Obstsorten, wie Pfirsichen (links), Äpfeln (Mitte) oder Himbeeren (rechts). Fotos: M. Neitzke
Zu den willkommenen Futterquellen im Frühjahr gehört auch der Bärlauch (Allium ursinum) mit seinem frei dargebotenen Nektar.
Beim Bärlauch wird der Honig direkt vom Fruchtknoten abgeschieden und ist daher auch Insekten mit kurzem Rüssel, wie hier den Arbeiterinnen der Wiesenhummel zugänglich. M. Neitzke
Insgesamt wurden die Wiesenhummeln bei dem Besuch von mehr als 130 Pflanzenarten, darunter 21 Kulturpflanzen beobachtet.[7]. Die aufgesuchten Arten gehören vielen verschiedenen Pflanzenfamilien an. So ist die Familie der Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae) mit verschiedenen Lauch-Arten, wie z.B. dem Bärlauch und dem Schnittlich (Allium schoenoprasum) vertreten, die Korbblütengewächse (Asteraceae) mit verschiedenen Flockenblumenarten, wie der Bergflockenblume (Centaurea montana) und der Schwarzen Flockenblume (Centaurea nigra) und die Rauhblattgewächse (Boraginaceae) mit dem im Frühling blühenden Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), der Gemeinen Ochsenzunge (Anchusa officinalis), dem Gewöhnlichen Natternkopf (Echium vulgare) und dem Beinwell (Symphytum officinale). Der Blutrote Hartriegel (Cornus sanguinea) aus der Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae) bietet mit seinem von einem Drüsengewebe auf dem Fruchtknoten abgeschiedenen Nektar ebenfalls eine leicht zugängliche Futterquelle. Auch die weiten, etwa 4-7 mm langen Röhrenblüten der Taubenskabiose (Scabiosa columbaria) und die 4-7 mm tiefen Blüten des Stinkenden Storchschnabels stellen für die Wiesenhummeln kein Problem bei der Futtersuche dar. Auch Lippenblütler (Lamiaceae) werden besucht wenn die Kronröhre nicht zu lang oder weit genug ist, um den Kopf hinein zu stecken, wie z. B. beim Wilden Majoran (Origanum vulgare) oder dem Aufrechte Ziest (Stachys recta).
Eine Arbeiterin der Wiesenhummel besucht die Blüten der Taubenskabiose (links) und des Stinkenden Storchschnabels (rechts). Fotos: M. Neitzke
Ist die Kronröhre zu lang, wird Nektarraub begangen. Beispiele für Nektarraub durch die Wiesenhummel finden wir beispielsweise bei den Nektarblättern der Akelei (Aquilegia spec.) aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und den Röhrenblüten des Gemeinen Beinwells. Für ihre kurze Zunge ist der Nektar am Ende der gekrümmten lang ausgezogenen Nektarblätter der Akelei ebenso unerreichbar wie der Nektar am Grunde der bis zu 2 cm langen Röhrenblüten des Gemeinen Beinwells. Um an den Nektar der Akelei zu gelangen, sticht die Wiesenhummel auf der Spitze des Nektarblattes sitzend die den Nektar bergenden Spitze des Nektarblattes an und kann dann den Nektar trinken. Sie kann aber auch die bereits von größeren Insekten, wie z.B. der Dunklen Erdhummel gebohrten Löcher nutzen. Bei den hängenden Blüten des Beinwells wird ein Loch in der Nähe der Basis der Blüte gebohrt und so der Weg zu der begehrten Mahlzeit entscheidend verkürzt.
Während das Sammeln von Pollen in den Blüten der Akelei noch auf konventionelle Art und Weise funktioniert (links, Mitte), muss die Biene, um an den in der Spitze der Nektarblätter geborgenen Nektar zu gelangen, alternative Wege gehen. Der Sporn wird kurzer Hand von außen angebohrt (rechts). Fotos: M. Neitzke
Die Blüten des Gemeinen Beinwells werden in der Nähe der Blütenbasis angebohrt und der Rüssel in der Blüte versenkt. Der Weg zu dem am Grund des Fruchtknotens ausgeschiedenen Nektar ist frei. Fotos: M. Neitzke
Eine Arbeiterin der Wiesenhummel fliegt die Blüten einer Weißen Taubnessel an, um den Pollen zu sammeln. Die gelben, dicken Höschen zeigen, dass sie bereits bei anderen Blüten zuvor erfolgreich Pollen geerntet hat. Fotos: M. Neitzke
Zur Pollenernte hängt sich die die Arbeiterin der Wiesenhummel an die Oberlippe der Taubnesselblüte, um dann in Rückenlage den Pollen zu ernten. Fotos: M. Neitzke
Für eine Nektarmahlzeit muss die Wiesenhummel, die nur einen kurzen Rüssel besitzt, tief in die Blüte der Weißen Taubnessel hinabtauchen. Fotos: M. Neitzke
Es muss da doch auch noch einen einfacheren Weg geben. Ob das Anstechen der Blütenkrone von oben eventuell eine Abkürzung darstellt? Fotos: M. Neitzke
Aber auch hier sind einem kurzen Rüssel Grenzen gesetzt. Einen Versuch ist es allemal wert. Fotos: M. Neitzke
Die Lebensräume, die die Wiesenhummel besiedelt sind sehr vielfältig. So kann sie in vielen Offenlandlebensräumen wie auf Feldern, Wiesen, Viehweiden, Böschungen, Parkanlagen und Gärten aber auch an Gebüschen, Hecken, Waldrändern und in lichten Wäldern beobachtet werden.[6, 7, 8, 9, 11, 12]
Die Lebensdauer eines etwa 50 – 120 Individuen starken Wiesenhummelvolkes ist nur von kurzer Dauer. Die Nestgründung durch die überwinternde und begattete Königin kann bereits Mitte März erfolgen. Die Nester werden in der Regel oberirdisch unter Reisig, Moos und Grasbüscheln angelegt. Aber auch hohle Bäume, Nistkästen, alte Nester von Vögeln und Eichhörnchen und das Innere von Gebäuden werden nicht verschmäht. Eher selten erfolgt dagegen der Nestbau unterirdisch in Mäusekesseln.[6] Für den Bau ihres Nestes formt die Königin zunächst aus Moos oder einem anderen vorgefunden Baumaterial eine innen hohle Kugel in der ein erstes Einäpfchen und ein Honigtopf hergestellt werden.[1] Um die Entwicklung der zuerst gelegten Eier zu beschleunigen setzt sich die Königin auf die erste Brutzelle und „bebrütet“ sie. Durch Muskelzittern kann sie hierfür die Temperatur erhöhen.[1]
Königin und Arbeiterinnen sind in der Lage auch bei extrem niedrigen Temperaturen zu fliegen und auf Nahrungssuche zu gehen. So können die Königinnen der Wiesenhummel bei Temperaturen um 0° C und Schneefall ausfliegen, die Arbeiterinnen bereits ab 5 °C.[7] Die erste Generation der Arbeiterinnen erscheint schon ungefähr 3 Wochen nach der Nestgründung etwa Anfang April, die Jungköniginnen und Drohnen ab Juni. Gegen Ende Juli sterben die Völker der Wiesenhummel bereits wieder. Die Wiesenhummel fliegt unter normalen Bedingungen nur in einer Generation. Die Drohnen sterben in der Regel nach der Paarung. Spätestens im August suchen dann die die begatteten Weibchen ihre Winterquartiere.
Die Wiesenhummel ist in ganz Europa außer im Süden der Iberischen Halbinsel verbreitet.[11]
Die Wiesenhummel ist wie alle heimischen Wildbienenarten in Deutschland nach dem Bundesartenschutzgesetz besonders geschützt. Das bedeutet, dass es verboten ist, die Nester zu beschädigen oder zu zerstören sowie einzelne Individuen zu töten, zu verletzen oder zu fangen.[7]
Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Bärlauch (Allium ursinum)
Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)
Salomonssiegel (Polygonatum odoratum), Spargelgewächse
Bergflockenblume (Centaurea montana)
Korbblütengewächse (Asteraceae)
Schwarze Flockenblume (Centaurea nigra), Korbblütengewächse (Asteraceae)
Gemeine Ochsenzunge (Anchusa officinalis), Rauhblattgewächse
Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare), Rauhblattgewächse (Boraginaceae)
Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Rauhblattgewächse (Boraginaceae)
Beinwell (Symphytum officinale)
Rauhblattgewächse (Boraginaceae)
Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea), Hartriegelgewächse (Cornaceae)
Taubenskabiose (Scabiosa columbaria)
Kardengewächse (Dipsacaceae)
Goldregen (Laburnum amygdaloides), Hülsenfruchtgewächse (Fabaceae)
Stinkender Storchschnabel (Geranium robertianum), Storchschnabelgewächse (Geraniaceae)
Dost (Origanum vulgare)
Lippenblütengewächse (Lamiaceae)
Aufrechter Ziest (Stachys recta)
Lippenblütengewächse (Lamiaceae)
Akelei (Aquilegia spec.)
Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Apfel (Malus domestica)
Rosengewächse (Rosaceae)
Pfirsich (Prunus persica)
Rosengewächse (Rosaceae)
Heckenrose (Rosa canina)
Rosengewächse (Rosaceae)
Himbeere (Rubus idaeus)
Rosengewächse (Rosaceae)
Löwenschwanz (Leonurus cardiaca)
Lippenblütengewächse (Lamiaceae)