Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea)

Der Blutrote Hartriegel (Cornus sanguinea)


  • Bedeutung des Blutroten Hartriegel (Cornus sanguinea) für Biodiversität und menschliches Wohlbefinden
  • Potentielle Bedeutung des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea) in der Kosmetik und Körperpflege
  • Die Bedeutung des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea) in der Heilkunde
  • Botanischer Exkurs – Ein Blick hinter die Kulissen
  • Blütenbesucher des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea)

Bedeutung des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea) für Biodiversität und menschliches Wohlbefinden


Der Blutrote Hartriegel (Cornus sanguinea) gehört zur Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae). Von den drei bei uns heimischen Arten der Gattung Hartriegel ist er bei weitem der häufigste. Der Blutrote Hartriegel ist mit seiner üppigen cremeweißen Blüte im Sommer sowie dem sich im Herbst dunkelrot verfärbenden Laub und den im Winter hellrot leuchtenden jungen Zweigen einer der dekorativsten Sträucher der Hecken und Waldmäntel. Diese Anreicherung von roten Farbstoffen (Anthocyanen) an der Sonnenseite der jungen Zweige, vor allem im Herbst und im Winter, hat auch zu seinem deutschen Namen „Blutroter“ Hartriegel geführt. Der wissenschaftliche Artname, der sich von dem lateinischen Wort „sanguinea“, herleitet und übersetzt „blutrot“ bedeutet, nimmt ebenfalls auf diese Rotfärbung Bezug. Der botanische Gattungsname „Cornus“ spielt auf die große Härte seines Holzes an und ist von dem lateinischen Wort „cornu“ für „Horn“, als Inbegriff für Festigkeit, abgeleitet.[5] Im englischsprachigen Raum hat der Blutrote Hartriegel den Trivialnamen „dogwood“. Dieser Name hängt mit der Verwendung seiner Zweige zusammen. So sollen die Metzger in England die glatten, geraden Zweige zur Herstellung von Spießen genutzt haben. Da die Metzger den Spitznamen „dog“ besaßen, wurde der Name des Strauches zu „Dogwood“. 




Von Mai bis Juni erscheinen die cremeweißen Blüten der Blutroten Hartriegel (rechts) zusammen mit den weißen Blüten des Gemeinen Schneeballs (Viburnum opulus, Bildmitte) und den rosafarbenen Blüten der Heckenrose (Rosa canina, links). Foto: M. Neitzke





Die Rinde der einjährigen Zweige ist durch Anthocyane rot gefärbt. Foto: M. Neitzke




Die Bedeutung des Blutroten Hartriegels für die Biodiversität der heimischen Tierwelt ist unumstritten, da er von Frühjahr bis Herbst eine wichtige Nahrungsquelle für die einheimische Tierwelt darstellt. Die von Mai bis Juni erscheinenden, nektarreichen Blüten werden von bis zu 30 verschiedenen Insektenarten besucht.





Die Abbildung zeigt eine Auswahl der Insekten, die die Blüten des Blutroten Hartriegels besuchen. Fotos: M. Neitzke




Im Gegensatz zu der bereits von Februar bis April gelb blühenden Kornelkirsche (Cornus mas), deren Blätter sich erst nach der Blüte entfalten, erscheinen die weißen Blüten des Blutroten Hartriegels, nachdem er seine Blätter entwickelt hat. Blüten und Blätter sind daher gleichzeitig am Strauch zu sehen. Zur Fruchtreife im September wird der Blutrote Hartriegel zu einem Anziehungspunkt für viele Vögel und Säugetiere, die sich von seinen Früchten ernähren. Zudem bietet sein dichtes Laub Sichtschutz und ruhige Nistmöglichkeiten.





Der Blutrote Hartriegel spielt für die Biodiversität unserer heimischen Tierwelt eine wichtige Rolle. Jüngste Untersuchungen der chemischen Zusammensetzung, eröffnen neue Nutzungsmöglichkeiten, vor allem der Früchte, für die Kosmetik-, Pharma- und Nahrungsmittelindustrie. Fotos: M. Neitzke 




Für eine mögliche Nutzung durch den Menschen gehört der Blutrote Hartriegel heute allerdings zu den unterschätzten Arten. Ergebnisse von Ausgarbungen jungsteinzeitlicher Siedlungen, bei denen große Mengen zerschlagener Schalen der Samen des Blutroten Hartriegels gefunden wurden, lassen jedoch vermuten, dass dies nicht immer so war.[26] Über die Verwendung können wir allerdings nur Vermutungen anstellen. Belegt ist die Herstellung von Seife aus den ölreichen Früchten bis ins 19. Jahrhundert.[26]



In der Volksheilkunde wurden in erster Linie Magen- und Darmbeschwerden, vor allem Durchfallerkrankungen, mit gekochten Früchten behandelt. [1, 3, 18, 24]. Große Mengen der rohen Früchte wurden als Brechmittel eingesetzt, um im Falle einer Vergiftung den Magen zu lehren. Aufgrund des hohen Tanningehaltes wurde die Rinde früher als Chininersatz bei der Behandlung von Malaria verwendet.[18]


Für die menschliche Ernährung spielten die Früchte wohl zu keinem Zeitpunkt eine große Rolle. Die frischen Früchte schmecken aufgrund der hohen Tannin- und Vitamin C-Gehalte unangenehme bitter und herb säuerlich bis sauer. Sie gelten daher als ungenießbar. Gebietsweise werden die reifen Früchte aber in Kombination mit anderen Wildfrüchten für die Herstellung von Marmeladen, Gewürzpasten und Säften oder einer Art Bittergetränkt wie beispielsweise Kräuter Gin, verwendet.[4, 19]

Jüngste Untersuchungen des Blutroten Hartriegels, die antioxidative, antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften der Früchte, Blätter und Rinde, sowie hohe Gehalte an Antioxidantien belegen, lassen den Blutroten Hartriegel als potentielle Rohstoffquelle nicht nur für die Kosmetik- und Körperpflegeindustrie, sondern auch für die Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie interessant werden.[2, 7, 16, 17, 20, 21] 


Potentielle Bedeutung des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea) in der Kosmetik und Körperpflege


Der Blutrote Hartriegel wird heute, im Gegensatz zu der mit ihm verwandten und ebenfalls in Deutschland heimischen Kornelkirsche nicht in der Kosmetik und Körperpflege genutzt. Das war jedoch nicht immer so. Aufgrund des hohen Öl-Gehaltes (> 30 %) wurden die Früchte noch im 19. Jahrhundert zur Herstellung von Seife verwendet.[9, 26]. Diese Nutzungsform der Früchte des Blutroten Hartriegels wurde möglicherweise bereits in der Jungsteinzeit praktiziert. Funde von zerschlagenen Schalen der Früchte des Blutroten Hartriegels in steinzeitlichen Ausgrabungsstellen lassen vermuten, dass die Früchte dieses Strauches von unseren Vorfahren gezielt gesammelt und dann in die Siedlungen gebracht wurden.[26] Über die Art der Nutzung können wir allerdings nur spekulieren. Ergebnisse von Versuchen der experimentellen Archäologie lassen jedoch vermuten, dass die Früchte des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea), zur Herstellung einer seifigen, cremigen und öligen Emulsion mit einem Peelingeffekt für die Haut verwendet worden sein könnten. Diese hätte dann zur Körperreinigung dienen können.[26]

Vielleicht ist es an der Zeit diese Tradition wieder aufleben zu lassen und die Früchte des Blutroten Hartriegels zur Herstellung von Körperwaschmitteln auf der Basis natürlicher Inhaltsstoffe mit neuen Eigenschaften, wie der Verminderung des Risikos von Reizungen und Allergien, zu nutzen. So lassen die Ergebnisse von Untersuchungen über den Einfluss eines Zusatzes von Extrakten aus Früchten einer Verwandten des Blutroten Hartriegels, der Kornelkirsche (Cornus mas) auf das Auslösen von Hautirritationen durch Körperwaschmittel aufhorchen. In Experimenten führte der Zusatz von Fruchtextrakten der Kornelkirsche zu einer Verbesserung der Eigenschaften von Körperwaschgelen und durch eine Verringerung der Hautirritation zu einer bedeutenden Steigerung der Sicherheit von Produkten.[15] Womöglich besitzen ja die Fruchtextrakte des verwandten und häufigeren Blutroten Hartriegels ähnliche Eigenschaften. 


Leider ist der Blutrote Hartriegel im Gegensatz zu der Kornelkirsche (Cornus mas) und den anderen Mitgliedern dieser Gattung nur wenig untersucht. Insgesamt werden 7 Arten der etwa 55 Arten umfassenden Gattung Cornus in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie verwendet. Bis auf die Kornelkirsche und den Weißen Hartriegel (Cornus stolonifera), der in Nordamerika beheimatet ist, stammen die verwendeten Arten aus Asien. In Mitteleuropa werden diese Arten Gärten und Parks als Ziergehölze angepflanzt und sind daher für viele von uns keine Unbekannten. Es handelt sich dabei um folgende Arten, den Riesenhartriegel oder Pagodenhartriegel (Cornus controversa), den Asiatischen Blüten-Hartriegel (Cornus kousa), den Großblättrigen Hartriegel (Cornus macrophylla), den Japanischen Hartriegel (Cornus officinalis), den Weißen Hartriegel (Cornus stolonifera) und Walters Hartriegel (Cornus walteri)).[10] Sie alle werden wegen ihrer hautpflegenden Eigenschaften in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie geschätzt.[10]


Jüngste Untersuchungen des Blutroten Hartriegels, die antioxidative, antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften der Früchte, Blätter und Rinde belegen, dürften auch den Blutroten Hartriegel als potentielle Rohstoffquelle für die Kosmetik- und Körperpflegeindustrie interessant machen.[2, 7, 16, 17, 20, 21] Hartriegelfrüchte enthalten hohe Konzentrationen an natürlichen Antioxidantien.[18, 21] Besonders hoch ist der Gehalt der Früchte an Abkömmlingen des Quercetins, einem im Pflanzenreich weit verbreiten Polyphenol. Quercetin ist für seine antioxidative Wirkung bekannt und Bestandteil vieler Nahrungsergänzungsmittel. Die Gehalte an Quercetinverbindungen in den Früchten des Blutroten Hartriegels übersteigen die bekannten Gehalte von bisher untersuchten Früchten bei weitem.[18]


Auf einen potentiellen Einsatz der Früchte des Blutroten Hartriegels im Bereich der anti-ging-Produkte deuten die Ergebnisse einer Gruppe von Forschenden aus Italien. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die anti-aging Eigenschaften einiger Verbindungen, die aus den Früchten des Blutroten Hartriegels von ihnen isoliert werden konnten. In Zellmodellen waren diese Verbindungen in der Lage Zellalterungen zu bekämpfen, indem sie der durch Wasserstoffperoxid (H2O2) induzierten Abnahme der Kollagenexpression in menschlichen Fibroblasten (Zellen des Bindegewebes) entgegenwirkten.[11]




Die Früchte des Blutroten Hartriegels weisen aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung für die Kosmetik- aber auch die Pharma- und Nahrungsmittelindustrie interessante Eigenschaften auf.





Die Bedeutung des Blutroten Hartriegels (Cornus sanguinea) in der Heilkunde


Der Blutrote Hartriegel (Cornus sanguinea) spielt in der Phytotherapie keine Rolle, wohl aber in der Volksheilkunde und der Gemmotherapie. In der Knospenheilkunde oder auch Gemmotherapie werden die Knospen als Mittel bei Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße eingesetzt. Knospenextrakte des Blutroten Hartriegelns können sich positiv auf die Durchblutung der kleinsten Blutgefäße (Mikrozirkulation) auswirken. Sie sollen die Adern stärken und die Elastizität der Gefäße verbessern. Der Rote Hartriegel wirkt leicht gerinnungshemmend. Er gilt daher als geeignetes Mittel zur Vorbeugung von Herzinfarkt und Thrombosen. Knospenextrakte des Roten Hartriegel werden auch bei Arteriosklerose eingesetzt, da sie die Durchlässigkeit der Blutgefäße, besonders der Herzkranzgefäße verbessern. Zudem steigern sie die Durchblutung der Beine und Arme.[22]





Die Endknospen des Blutroten Hartriegels sind durch die sehr früh hervorbrechenden Blatteile vielspitzig.[6] Die jungen Zweige sind auf der dem Licht zugewandten Seite dunkelrot, auf der Schattenseite grün (rechts). Extrakte der Knospen werden in der Gemmotherapie bei Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße eingesetzt. Fotos: M. Neitzke




Sowohl die Laub- als auch die Blütenknospen sind bis zu 6 cm lang und von länglicher Form. Sie haben keine Knospenschuppen. Die Blütenknospen erscheinen an den Zweigenden und sind im Gegensatz zu den Laubknospen verdickt. Geschützt werden die Blütenknospen durch die braunfilzig behaarten Blätter. Die Endknospen des Blutroten Hartriegels sind durch die sehr früh hervorbrechenden Blatteile vielspitzig. Die reinen Blattknospen sind dicht an den Trieb angelegt.[6]


In der Volksheilkunde kommen vor allem die Früchte zum Einsatz. Das Haupteinsatzgebiet für die etwa 5 – 8 mm großen und durch Anthocyane schwarz gefärbten Früchte waren in Mitteleuropa  und  der Türkei Verdauungsbeschwerden sowie Magen- und Darmerkrankungen im weitesten Sinne. [1, 3, 18, 24] Auf die vorwiegende Verwendung bei Durchfallerkrankungen, vor allem bei Kindern nimmt auch die vielsagende volkstümliche Bezeichnung „Schietbeere“ Bezug. Zu den volkstümlichen Anwendungsgebieten gehören darüber hinaus auch wunde Augen und Halsschmerzen.[18] Die Wirkung dürfte v.a. auf die zusammenziehende (adstringierende) Wirkung, hervorgerufen durch die hohen Gerbstoffgehalte, zurückzuführen sein. Aufgrund des hohen Tanningehaltes wurde die Rinde früher als Chininersatz bei der Behandlung von Malaria verwendet.[18]


Nachgewiesen wurde für die Rinde ebenso wie für die Blätter und Früchte eine antioxidative, entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung, die v.a. durch ihren Gehalt an phenolischen Verbindungen zu erklären ist.[2, 7, 15, 16, 20, 21]




Botanischer Exkurs – Ein Blick hinter die Kulissen


Der Blutrote Hartriegel (Cornus sanguinea) ist in Mitteleuropa der häufigste Vertreter der Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae). Es ist ein 1- 5 m hoch werdender, sommergrüner Strauch, mit rutenförmig aufsteigenden, teilweise auch überhängenden Ästen. Die Rinde der jungen Zweige ist rot gefärbt.


Die Blütenhülle des Blutroten Hartriegels besteht aus vier 4 – 6 mm langen weißen, lineal-lanzettlichen Blütenkronblättern und 4 sehr kurzen Kelchblättern. Auf dem unterständigen Fruchtknoten befindet sich ein mehr oder weniger ringförmig ausgebildetes Drüsengewebe, das reichlich Nektar absondert und den Griffel mit der Narbe polsterförmig umgibt. Dieses Drüsengewebe wird als Nektarium, Diskus oder Griffelpolster bezeichnet.[8, 13] Durch die strahlige Anordnung der Blütenkronblätter wird der Nektar offen und den Insekten frei zugänglich angeboten.  Auf Grund der offenen Darbietung des Nektars können auch viele Insekten mit einem kurzen Rüssel, wie z.B. viele Schwebfliegenarten das Nektarangebot der Blüten des Blutroten Hartriegels nutzen und sich an der Bestäubung beteiligen.


Darstellungen des Blutroten Hartriegels des schwedischen Botanikers C. A. M. Lindman (1901-1905) (links [14] und des deutschen Naturforschers und Kupferstechers J. Sturm (1771 -1848) (rechts) zeigen die Details der Blüte und Früchte. (Erläuterung zur Abbildung von J. Sturm (rechts) a: Laubzweig, b: Blüte, c: Blütenachse und Kelch, d: Fruchtknoten, e: Staubgefäß, f: Früchte, g: Fruchtstein).[24]






Die weißen Blüten des Blutroten Hartriegels besitzen 4 Blütenkronblätter, 4 Staubblätter und einen Griffel. Auf dem Fruchtknoten befindet sich ein cremefarbenes Drüsengewebe (Diskus), das den Nektar abscheidet. Auf dem ungeteilten Griffel sitzt die meist ebenfalls ungeteilte Narbe. Foto: M. Neitzke






Auf dem unterständigen Fruchtknoten (rechts im Bild) hat sich ein ringförmiges Drüsengewebe entwickelt, das den Griffel polsterförmig umgibt und den Nektar absondert. Nach Abwurf der Kronblätter sind die winzigen Kelchblätter zu erkennen. Foto: M. Neitzke







Durch die offene Darbietung des Nektars ist dieser auch Insekten mit kurzem Rüssel zugänglich, wie zahlreichen Fliegen (links: Totenkopfschwebfliege (Myathropa florea), rechts: Goldfliege (Lucilia spec.)) Diese können mit ihren kurzen Rüsseln den Nektar bequem direkt von dem Diskus abschlecken. Fotos: M. Neitzke





Etwa 20-50 Blüten sind in schirmförmigen, 6-8 cm breiten Schirmrispen zusammengefasst, die an den Enden der Zweige stehen.[12] Auf den dicht stehenden Blüten der Schirmrispe können die Insekten bei der Nektar- und Pollensuche ohne viel Energieaufwand bequem von Blüte zu Blüte wandern.





Die weißen Blüten des Blutroten Hartriegels stehen in 6-8 cm breiten Schirmrispen. Foto: M. Neitzke





Auf den dicht stehenden Blüten der Schirmrispe kann die Honigbiene bei der Nektar- und Pollensuche bequem von Blüte zu Blüte wandern. Beim Streifzug durch den Staubblätterwald der Schirmrispe bleibt der Pollen in der Körperbehaarung der Honigbiene hängen und kann so zur nächsten Blüte transportiert werden. Fotos: M. Neitzke




Im September reifen die kleinen, im Durchmesser etwa 5 - 8 mm messenden Steinfrüchte des Blutroten Hartriegel. Sie besitzen eine durch Anthocyane blauschwarz gefärbte, häutige Fruchtschale, die bei Reife weiß punktiert sind. Der große Kern wird von dem fleischigen weißlichen bzw. gelb grünlichen Fruchtfleisch umgeben. Das Fruchtfleisch ist reich an Vitamin C und Tanninen. Der hohe Gehalt an Lipiden (24,9), Proteinen (6,4 %) und löslichen Kohlenhydraten (53,8 %,) machen sie zu einem wertvollen Vogelfutter. Der Faseranteil liegt bei etwa 10,3 %.[18]  Die Früchte des Blutroten Hartriegels sind Nahrung für 24 Vogelarten.[9]




Die Steinfrüchte des Blutroten Hartriegels weisen eine blauschwarze, weiß punktierte Fruchtschale auf. Fotos: M. Neitzke





Der große Kern wird von einem gelblich-grünen Fruchtfleisch umgeben. Die Samen sind sehr ölreich. Das Öl der Samen wurde früher zur Seifenherstellung und für Brennzwecke genutzt.[9] Fotos: M. Neitzke





Die Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) unterzieht eine Frucht des Blutroten Hartriegels einer genauen Begutachtung, ehe sie von ihr gepflückt und verspeist wird. Fotos: M. Neitzke




Die gegenständigen, ganzrandigen Blätter sind beiderseits grün und weisen 3-4 gebogene Paare von Seitennerven auf. Ihre Länge kann zwischen 4-10 cm variieren.[5, 12]




Die gegenständigen Blätter (links) sind ganzrandig und weisen 3-4 Paare gebogener Seitennerven auf. (Blattoberseite (Mitte), Blattunterseite (rechts)) Fotos: M. Neitzke





Im Herbst färben sich die Blätter dunkelrot bis dunkelviolett. Foto: M. Neitzke





Blütenbesucher des Blutroten Hartriegels


Neben der Honigbiene nutzen auch viele Wildbienen das Nektar- und Pollenangebot der Blüten des Blutroten Hartriegels. Nach Westrich (2018) gehören Wildbienen zu den regelmäßigen, nektartrinkenden Besuchern.[28] Auch der Pollen wird verschiedentlich gesammelt. Neben 6 Sandbienenarten, wurden 2 Schmal- bzw. Furchenbienenarten und eine Bauchsammelbienenart beim Blütenbesuch beobachtet.[28] Auch die den eher kurzrüsseligen Hummelarten zuzuordnende Dunkle Erdhummel und die Baumhummel gehören zu den häufigen Gästen des Blutroten Hartriegels.  


Die Honigbiene sammelt den Pollen der Blüten des Blutroten Hartriegels in hellgelben Höschen (rechts) und schleckt mit ihrer langen Zunge den Nektar von dem Diskus im Zentrum der Blüte. Fotos: M. Neitzke


Die dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) ist mit ihrem 8-10 mm langen Rüsseln eher den kurzrüsseligen Hummeln zuzurechnen. Die offene Darbietung des Nektars in den Blüten des Blutroten Hartriegels kommt ihr daher gerade recht. Fotos: M. Neitzke


Die Steinhummel (Bombus lapidarius) sammelt nicht nur den Pollen des Blutroten Hartriegels in gelben Höschen, sondern nutzt auch das Nektarangebot. Hummeln sammeln wie die Honigbiene Blütenpollen für ihre Brut. Sie nutzen dazu eine Vertiefung in den Hinterbeinen, die mit großen Borsten den Pollen festhalten Fotos: M. Neitzke


Der Saugrüssel der Baumhummel (Bombus hypnorum) ist mit bis zu 12 mm relativ kurz. Fotos: M. Neitzke


Die erwachsenen Tiere der Haus-Feldwespe (Polistes dominula) ernähren sich von Nektar und Pollen. Mit ihrer kurzen Zunge ist sie auf Blüten mit offen dargebotenem Nektar, wie bei den Blüten des Blutroten Hartriegels. angewiesen. Für ihre Brut, die eine proteinreiche Nahrung benötigt, jagen sie andere Insekten, auch deren Raupen und Spinnen. Fotos: M. Neitzke

Neben den Hautflüglern sind auch die Zweiflügler mit zahlreichen Arten aus den Familien der Schwebfliegen, Raupenfliegen und Schmeißfliegen gut vertreten.


Die Hummel-Waldschwebfliege (Volucella bombylans var. plumata) imitiert mit ihrer Körperfärbung eine Gartenhummel (Bombus hortorum). Fotos: M. Neitzke


Die Totenkopfschwebfliege (Myathropa florea) erntet den Pollen aus den aufgeplatzten Staubbeuteln. Fotos: M. Neitzke


Die bis zu 16,6 mm groß werdende Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege (Eristalis tenax) ähnelt in ihrem Aussehen einer Biene. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Nektar und Pollen. Ihre Eier legt sie in jauchige Pfützen, Sickergruben, verrottendem Schlamm und in Misthaufen ab. Hier entwickeln sich dann ihre Larven. Aufgrund dieser Lebensweise ihrer Larven und des oft häufigen Auftretens des erwachsenen Tier in der Nähe von Misthaufen trägt diese Schwebfliege auch den wenig schmeichelhaften deutschen Namen „Mistbiene“. Fotos: M. Neitzke


Die etwa 10-15 mm große Igelfliege ist an den schwarzen Borsten auf ihrem Körper zu erkennen. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Pollen und Nektar. Mit ihrem kurzen Rüssel (4-6 mm) bevorzugen sie Blüten mit offen dargebotenem Nektar, wie dies bei den Blüten des Blutroten Hartriegels der Fall ist. Die Larven ernähren sich parasitisch von den Raupen verschiedener Falter, hauptsächlich von Eulenfaltern (Noctuidae). Fotos: M. Neitzke


Während sich die etwa 7- 12 mm großen erwachsenen Tiere (Imagos) der Goldschild-Wanzenfliege (Phasia aurigera) von Pollen und Nektar ernähren, entwickeln sich die Larven parasitisch in verschiedenen Wanzenarten (→ Name), wie z.B. der Braunen Randwanze. Diese finden sich praktischerweise ebenfalls zwecks Paarung auf den Blüten des Blutroten Hartriegels ein. Mit einer Rüssellänge von 4 mm können sie sowohl offen dargebotenen Nektar, wie den der Blüten des Blutroten Hartriegels, wie auch etwas tiefer in einer Blüte verborgenen Nektar nutzen. Fotos: M. Neitzke


Ein Weibchen und ein Männchen der Braunen Randwanze (Gonocerus acuteangulatus) haben sich zur Paarung auf einem Blütenstand des Blutroten Hartriegels eingefunden. Die Larven des Goldschild-Wanzenfliege entwickeln sich als Endoparasiten u.a. in Braunen Randwanzen. Fotos: M. Neitzke

Die meisten Käfer spielen als Bestäuber nur eine geringe Rolle. Die meisten von ihnen besuchen Blüten nur vereinzelt, fressen die zarten Blütenteile und Pollen und schaden mehr als sie nützen. Doch es gibt auch Arten, die sich auf die Aufnahme von Nektar und Pollen beschränken und so regelmäßige Blütenbesucher und auch brauchbare Bestäuber werden. Dies gilt für die Gattung Schmalbock (Clytus) und die Gattung Widderbock (Strangalia) (s. unten). Die Mundwerkzeuge der meisten Käfer sind ausgesprochen kurz entwickelt Deshalb sind sie in der Regel auf die Ausbeutung von Blüten angewiesen, deren Nektar und Pollen leicht zugänglich ist.[13] 


Der auffällig schwarz-gelb gefärbte Gefleckte Schmalbock (Strangalia maculata) ist ein eifriger Blütenbesucher, der sich von Nektar und Pollen ernährt (links). Der Echte Widderbock oder auch Gemeiner Widderbock (Clytus arietis) (Mitte) verlässt nach vollendeter Mahlzeit den Blütenstand des Blutroten Hartriegels. Mit dem gelben Streifenmuster auf den schwarzen Flügeln imitiert er die Färbung einer Wespe. Auf dieses Farbmuster ist auch der deutsche Name „Wespenwidderbock“ zurückzuführen. Der aus Asien stammende „Asiatischer Marienkäfer“ (Harmonia axyridis) wurde in Europa zur Schädlingsbekämpfung eingeführt (rechts). In vielen Gegenden Deutschlands ist er heute die häufigste Marienkäferart. Fotos: M. Neitzke

Ein reichliches Angebot an Nektar und Pollen locken eine Vielzahl von Insektenarten, die die Fremdbestäubung der Blüten des Blutroten Hartriegels sichern und damit die genetische und chemische Diversität. Fotos: M. Neitzke

Literaur:


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