Steinhummel (Bombus lapidarius)



Steinhummel (Bombus lapidarius) – Die „Rotschwanzhummel“

Steckbrief[9]:


Länge: Königin: 20-22 mm; Arbeiterin: 12-16 mm; Männchen 14-16 mm

Flügelspannweite: Königin: 37-40 mm, Arbeiterin: 24-30 mm, Männchen: 27-30 mm

Rüssellänge: Königin: 12-14 mm; Arbeiterin: 10-12 mm, Männchen: 8-10 mm

Kopf: kurz

Färbung: Grundfarbe: samtschwarz, Hinterleibsabschnitte 4-6 leuchtend rostrot behaart, die Männchen mit gelbem Gesicht und gelber Querbinde auf der Brust. Das Körbchen ist schwarz (nicht rot wie bei B. ruderarius, und der Pelz langhaariger und das 3. Fühlerglied kürzer als bei der selteneren B. confusus) [2, 9]

Artbeschreibung:



Die als sehr friedfertig geltende Steinhummel zeichnet sich durch eine überwiegend schwarze, samtige Behaarung des Körpers aus. In starkem Kontrast dazu stehen die leuchtend rostrot gefärbten letzten Abschnitte des ziemlich langen Hinterleibes..[1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9] Im englischen lautet der Trivialname daher „red tail bumblebee“, was auf Deutsch „Rotschwanzhummel“ bedeutet. Der deutsche Trivialname nimmt dagegen Bezug auf die Nistgewohnheiten der Steinhummel, die besonders häufig unter Steinen nistet.[1, 5, 9, 10] Während bei den Königinnen und Arbeiterinnen nur die letzten Hinterleibsabschnitte (Abschnitte 4-6) leuchtend rot gefärbt sind, besitzen die Männchen zusätzlich einen gelben Kragen, d.h. hinter dem Kopf auf dem vorderen Brustabsatz verläuft eine gelbe Querbinde, die bis unter den Flügelansatz reicht. Weitere gelbe Haare können in der Nähe des Hinterleibes auftreten. Diese können aber auch fehlen. Während das Gesicht der Königinnen und Arbeiterinnen rein schwarz gefärbt ist, besitzen die Männchen einen gelben Haarbüschel zwischen den Augen, der bis zum Ansatz der Antennen reicht.  Mit einer Körperlänge von 20-22 mm und einer Flügelspannweite von 37-40 mm ist die Königin deutlich größer als die nur 12-16 mm bzw. 14-16 mm langen Arbeiterinnen bzw. Männchen.[5, 6, 9]


Während bei den Königinnen (links) und Arbeiterinnen nur das Hinterende des ansonsten samtig schwarzen Körpers rot gefärbt ist, besitzen die Männchen (rechts) zusätzlich einen gelben Kragen. Fotos: M. Neitzke


In dem rostroten Pelz der Hinterleibsabschnitte 4-6 haben sich gelbe Pollenkörner gefangen, die nun zur nächsten Blüte transportiert werden können. Fotos M. Neitzke


Während das Gesicht der Königinnen und Arbeiterinnen (links) rein schwarz gefärbt ist, besitzen die Männchen (rechts) einen gelben Haarbüschel zwischen den Augen. Fotos M. Neitzke

Mit einer Rüssellänge von 12-14 mm bei den Königinnen und 10-12 mm bei den Arbeiterinnen bzw. 8-10 mm bei den Männchen können sie das Nektaranbot einer Vielzahl von Blüten nutzen. Sie sammeln den Pollen von Pflanzen verschiedener Familien. Sie sind polylektisch. Zu den Pflanzenfamilien, deren Arten regelmäßig aufgesucht werden, gehören u.a. die Korbblütler (Asteraceae), Rauhblattgewächse (Boraginaceae), Hülsenfruchtgewächse (Fabaceae), Storchschnabelgewächse (Geraniaceae), Lippenblütler (Lamiaceae), Wegerichgewächse (Plantaginaceae) und Rosengewächse (Rosaceae). Bisher wurde sie an 248 verschiedenen Blütenpflanzen beobachtet, darunter 21 Kulturpflanzen.[5]


Der Rüssel der Königin ist mit 12-14 mm deutlich länger als der der Männchen (rechts) mit 8-10 mm. Fotos: M. Neitzke

Lebensweise:


Die Steinhummel ist eine der häufigsten Hummeln Mitteleuropas. Sie ist vor allem in offenem Gelände anzutreffen, z.B. an Waldrändern, auf alten Weinbergsbrachen, auf Streuobstwiesen und Magerrasen, regelmäßig aber auch im Siedlungsbereich in Parkanlagen und Gärten.[1, 5, 9, 10]


Die überwinternden Königinnen erscheinen Ende März bis Anfang Mai, die Arbeiterinnen April-Ende September, die Männchen Mitte Juli und zuletzt die jungen Königinnen Ende Juli. Die Steinhummel fliegt nur in einer Generation im Jahr (univoltin).[10]


Die Steinhummel nistet sowohl oberirdisch in Hohlräumen, z.B. in Trockenmauern, in Steinhaufen, und Felsspalten, in Gebäuden (Scheunen, Ställen, Schuppen, Dachböden), in Vogelnestern und Vogelnistkästen, aber auch unterirdisch in Mäusenestern. Die Völker sind oft individuenreich, sie können 100-300 Tiere umfassen. Die Steinhummel gehört zu den sog. „Pollenstorern“.[1, 5, 6, 9, 10] Pollenstorer sind Hummelarten, die Pollen in leeren Puppenzellen oder in speziell gebauten besonderen Pollenzylindern speichern. Von dort holen sie bei Bedarf Blütenstaub-Portionen zum Füttern ab. Ihre Larven werden also von Ammen auch mit Pollen direkt verpflegt.[7]

Schutzstatus und Gefährdung:


Die Steinhummel ist wie alle heimischen Wildbienenarten in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Das bedeutet, dass es verboten ist, die Nester zu beschädigen oder zu zerstören sowie einzelne Individuen zu töten, zu verletzen oder zu fangen.[5]

Blütenbesuch

Schnittlauch (Allium schoenoprasum)

Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)

Große Klette (Arctium lappa)

Korbblütengewächse (Asteraceae)

Filzige Klette (Arctium tomentosa)

Korbblütengewächse (Asteraceae)

Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Korbblütengewächse

Gefleckte Flockenblume (Centaurea stoebe), Korbblütengewächse

Kornblume (Centaurea cyanus),  Korbblütengewächse

Wegwarte (Cichorium intybus), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Graue Kratzdistel (Cirsium canum), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Bach-Kratzdistel (Cirsium rivulare), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Lanzett-Kratzdistel (Cirsium vulgare), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Kleinköpfiger Pippau (Crepis  capillaris), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Echte Kamille (Matricaria chamomilla), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Löwenzahn (Taraxacum officinale), Korbblütengewächse (Asteraceae)

Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis),  Korbblütengewächse

Gemeiner Natternkopf (Echium vulgare), Rauhblattewächse (Boraginaceae)

Büschelschön (Phacelia tanacetifolia),

Rauhblattgewächse (Boraginaceae)

Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria),

Kardengewächse (Dispsacaceae)

Gemeiner Hornklee (Lotus corniculatus),

Hülsenfruchtgewächse (Fabaceae)

Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllos)

Hülsenfruchtgewächse (Fabaceae)

Bunte Beilwicke (Securigera varia), Hülsenfruchtgewächse (Fabaceae)

Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense), Storchschnabelgewächse

Wilder Majoran (Origanum vulgare),

Lippenblütengewächse (Lamiaceae)

Feld-Thymian (Thymus pulegioides),

Lippenblütengewächse (Lamiaceae)

Moschus-Malve  (Malva moschata),

Malvengewächse (Malvaceae)

Garten-Erdbeere (Fragaria x ananassa), Rosengewächse (Rosaceae)

Langblättriger Ehrenpreis (Veronica longifolia), Wegerichgewächse (Plantaginaceae)

Brombeere (Rubus fruticosus agg.)

Rosengewächse (Rosaceae)

Herzgespann (Leonurus cardiaca)

Lippenblütengewächse (Lamiaceae)


Literatur:


  1. Bellmann, H. (2017): Bienen, Wespen – Ameisen. 3. Aufl., Franckh-Kosmos, Stuttgart, 334 S.
  2. Chinery, M. (2002): Pareys Buch der Insekten. 3. Aufl., Berlin, Wien, Parey, 328 S.
  3. Gokcezade, J., Gereben-Krenn, D.-A. & J. Neumayer (2017): Feldbestimmungsschlüssel für die Hummeln Österreichs, Deutschlands und der Schweiz. 1. Aufl., Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
  4. Grabner, S., Sommerlandt, F, Schulz-Kesting, K. & P. Dieker (2021): Grundkurs: Hummel-Bestimmung, Einführung in die Hummel-Bestimmung. Thünen Institut für Biodiversität. wildbienen.thuenen.de/fileadmin/nisthilfen/Bestimmungskurse/Hummel-Bestimmungskurs_upload_20210807.pdf
  5. https://berlin.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten/arten/hautfluegler/hummeln/29552.
  6. https://www.naturspaziergang.de/Hummeln/Bombus_lapidarius.htm
  7. https://pollenhoeschen.de/glossary/pollenstorer
  8. https://wildbienen.thuenen.de/
  9. https://wildbienen.de>b-lapida.htm
  10. Westrich, P. (2018): Die Wildbienen Deutschlands. Ulmer, Stuttgart, 821 S.
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