Körperlänge: 18-22 mm
Flügellänge: 15,5-19,5 mm
Färbung: Grundfarbe honiggelb mit rostbrauner Brust und Schildchen und schwarz gestreiftem Hinterleib
Wichtige Merkmale der Hornissenschwebfliege auf einen Blick. Foto: M. Neitzke
Die Hornissenschwebfliegen ist eine Vertreterin aus der Familie der Schwebfliegen (Syrphidae) aus der Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Mit einer Körperlänge von 18-22 mm ist es die größte und auch schnellste Schwebfliege Mitteleuropas.[1] Ihr deutscher Trivialnamen „Hornissenschwebfliege“ ist der Tatsache geschuldet, dass sie in ihrem Aussehen eine Hornisse (Vespa crabro) nachahmt. So zeigt die Färbung der Hinterleibsabschnitte eine auffällige Farbabfolge, die der der Hornissen recht ähnlich ist. Während das letzte, fast zitronengelbe Hinterleibssegment keine Zeichnung aufweist, tragen das 3. honiggelbe und das 2. braungelbe Segment am Hinterrand jeweils eine schwarze Binde. Der erste Hinterleibsabschnitt ist dagegen einfarbig schwarz und stark glänzend. Dadurch ähnelt die Hinterleibszeichnung der Hornissenschwebfliege stark dem gelb-schwarzen Muster auf dem Hinterleib einer Hornisse.
Mit ihrer auffälligen gelb-schwarzbraunen Zeichnung auf Rücken und Brust ahmt die Hornissenschwebfliege (links) eine Hornisse (rechts) nach, um mögliche Fressfeinde abzuschrecken. Fotos: M. Neitzke
Das braungelb – rostrote Schildchen und die stark glänzende, rotbraune Brust ähneln ebenfalls in ihrer Farbgebung dem Schildchen und der Brust der Hornisse.
Auch die gelbe Stirn- und Gesichtsfärbung der Hornissenschwebfliege zeigt eine täuschende Ähnlichkeit mit der gelben Gesichtsmaske der Hornisse.
Die gelbe Stirn- und Gesichtsfärbung der Hornissenschwebfliege (rechts) zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit der gelben Gesichtsmaske der Hornisse (links). Fotos: M. Neitzke
Im Unterschied zur Hornisse, die zur Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) gehört, die durch den Besitz von zwei Flügelpaaren, also 4 Flügeln charakterisiert sind, besitzen die Schwebfliegen, die zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera) zählen nur ein Flügelpaar, also 2 Flügel. Die zusätzlich vorhandenen Schwingkölbchen werden als Reste von Hinterflügeln aufgefasst. Die orange-roten, rotbraun geaderten, an der Flügelspitze schwarz gefleckten Flügel ähneln in ihrer Färbung den Flügeln der Hornissen.
Auch im Flug ist die Ähnlichkeit zwischen dem Original (links: Hornisse) und der Nachahmerin (rechts: Hornissenschwebfliege) frappierend. Fotos: M. Neitzke
Mit einer Flügelschlaggeschwindigkeit von ca. 300 Herz können die erwachsenen Tiere auch lange Zeit an Ort und Stelle schweben, daher der Name Schwebfliege. Nicht nur von hinten, auch von der Seite zeigen fliegende Kopie (links und rechts) und Original (kleine Bilder unten) eine täuschende Ähnlichkeit. Fotos: M. Neitzke
Diese Nachahmung optischer Merkmale bestimmter Tiere und Pflanzen durch andere nicht mit ihnen verwandter Tiere und Pflanzen wird in der Biologie als Mimikry bezeichnet. Dieser Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Nachahmung/Nachbildung“. Ahmen harmlose Tiere in ihrem Aussehen oder auch Verhalten wehrhafte Tiere nach, wie in diesem Fall die Hornissenschwebfliege die Hornisse, so spricht man auch von einer „Batesschen Mimikry“. Die Bezeichnung dieser Form der Mimikry geht auf die Entdeckungen des englischen Naturforschers und Evolutionsbiologen Henry Walter Bates (1825-1892) zurück.
Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Blütenpollen und Nektar und leisten bei ihrem Blütenbesuch einen wichtigen Beitrag zu Bestäubung der genutzten Pflanzen. Der Pollen kann mit Hilfe ihrer pelzigen Behaarung transportiert werden.
Mit ihrem bis zu 7 mm langen Rüssel können sie sowohl Blüten mit offen dargebotenem Nektar, wie die Blüten des Efeus (Hedera helix) als auch Blüten mit mittellangen Blütenkronröhren, wie z.B. Vertreter der Korbblütengewächse (Asteraceae) oder Lippenblütengewächse (Lamiaceae) nutzen. Aufgrund ihres langen und spitz zulaufenden Rüssels können sie auch in Blüten mit engen Röhren, wie z.B. die des Wasserdostes (Eupatorium cannabinum) eindringen und Nektar zu saugen.
Die Hornissenschwebfliege besucht sowohl Blüten mit offen dargebotenem Nektar, wie die Blüten des Efeus (Hedera helix) (links), als auch Blüten mit mittelangen und relativ engen Blütenröhren wie die bis zu 1 cm langen Röhrenblüten des Wasserdostes (Eupatorium cannabinum). Fotos: M. Neitzke
Weibchen einer Hornissenschwebfliege bei dem Besuch von Blüten des Efeus. Mit dem verbreiterten Rüsselende tasten sie das Griffelpolster ab und nehmen den vom Nektarium reichlich abgeschiedenen Nektar auf. Fotos: M. Neitzke
Das Weibchen einer Hornissenschwebfliege besucht die Blüten des Wilden Majorans (Origanum vulgare). Die weite nur 4-7 mm lange Kronröhre stellt keine Schwierigkeiten für die Nektarausbeute dar. Fotos: M. Neitzke
Während die Hornissenschwebfliege nektarschlürfend über den Blütenstand des Wasserdosts (Eupatorium cannabinum) wandert, stäubt sie ihren Körper mit Pollen aus den aus den Staubbeuteln der aus den Röhrenblüten ragenden Staubblätter ein. Fotos: M. Neitzke
Auch den Pollen der Efeublüten können sie mit Hilfe ihres Rüssels aus den Staubbeuteln „ernten“. Fotos: M. Neitzke
Der Pollen der Blüten des Wasserdostes (links) wird ebenso „geerntet“ wie der der Blüten der Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis) (rechts). Deutlich sind auf der rechten Abbildung die braunen Backen in dem ansonsten gelben Gesicht der weiblichen Hornissenschwebfliege zu erkennen. Fotos: M. Neitzke
Die Hornissenschwebfliege hat aber nicht nur als Bestäuberin eine wichtige Funktion in unseren heimischen Ökosystemen, sondern auch als „Gesundheitspolizei“. Zur Fortpflanzung legt das Weibchen seine Eier in den Nestern von Hummeln, Wespen oder Hornissen ab. Angelockt durch den Geruch der Abfallhaufen in diesen Nestern dringen sie in die Staaten von Hummel, Wespen und Hornissen ein und legen ihre Eier an der Nestwand ab.
Vor dem Angriff der Nestbewohner schützt sie nicht nur ihre Täuschung durch ihre den Nestbewohnern ähnliche Färbung.[8] Die Weibchen der Hornissenschwebfliege haben zusätzlich einen Geruchsstoff entwickelt, der sie als Eindringling tarnt und vor dem Verteidigungsverhalten der Nestinsassen schützt.[5]
Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven der Hornissenschwebfliegen von toten und sterbenden Insekten im Abfallhaufen (Detritus) unter dem eigentlichen Hornissen- oder Wespennest. Somit nimmt die Larve eine Art „Hygienefunktion“ durch Kadaverbeseitigung der entsprechenden Nester wahr. Im nachfolgenden Frühjahr, etwa ab Anfang Mai, schlüpft eine neue Generation Hornissenschwebfliegen.[5] Bis September sind sie dann an Waldrändern, Gebüschen auf Wiesen und in Gärten zu beobachten.