Die fast weltweit verbreitete Brunnenkresse aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) ist eine Pflanze der Bach- und Quellfluren mit fließendem, klarem, sauberem, möglichst gleichmäßig temperiertem Wasser.
Die Brunnenkresse ist an sauberen Quellgewässern und Bachläufen anzutreffen. Foto: M. Neitzke
Als Pflanze der Quellen und Bäche, die für die Kelten heilige Orte darstellten, war auch die Brunnenkresse für die Kelten eine heilige Pflanze. Sie spielte bei den Kelten eine wichtige Rolle als sakrale Heilpflanze und war den Quellnymphen geweiht.[7, 38, 42]
Die Brunnenkresse (mit einer Prachtlibelle) war bei den Kelten eine heilige Pflanze, da sie an Quellen und Bächen wächst, die bei den Kelten als heilige Orte galten. Fotos: M. Neitzke
Die Wertschätzung der Brunnenkresse als Heilpflanze hat sich bis heute erhalten und wird durch die Vielzahl der Anwendungsgebiete in der Volksheilkunde und Pflanzenheilkunde dokumentiert. Viele Anwendungen, für deren Plausibilität heute die wissenschaftlichen Nachweise erbracht werden konnten, waren bereits den Ärzten der Antike bekannt. Erste schriftliche Quellen über den Einsatz der Brunnenkresse stammen von dem römischen Gelehrte Plinius (23 od. 24 n. Chr. Bis 79 n. Chr.) und von Dioskurides (40 n.Chr. bis 90 n. Chr.), einem der bekanntesten Ärzte der Antike. Beide erwähnen die harntreibende Wirkung der Pflanze, die auch heute noch in der Volksmedizin bei einer Reihe von Beschwerdebildern ausgenutzt wird. Dioskurides nennt außerdem eine für die Kosmetik interessante Anwendung. So soll das Auflegen von Brunnenkresse Sonnenbrandflecken vertrieben haben.[5, 13] Auch die Verwendung der Brunnenkresse in der Kosmetik und Körperpflege hat eine lange Tradition. Die ersten schriftlichen Hinweise über die Nutzung der Brunnenkresse in der Schönheitspflege stammen bereits aus dem Mittelalter und werden der berühmten Ärztin Trotula zugeschrieben.[24] Heute erfreuen sich Extrakte der Brunnenkresse aufgrund ihrer vielfältigen Eigenschaften in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie zunehmender Beliebtheit. Die wachsende Zahl an Produkten, die Extrakte der Brunnenkresse enthalten sowie der zum Patent angemeldeten Zubereitungen, die sich die Eigenschaften der Brunnenkresse zu Nutze machen, zeigen dies eindrücklich.[18, 19, 20,21, 22] Die breite Anwendungspalette der Brunnenkresse in der traditionellen Heilkunde und der Kosmetik und Körperpflege weisen die Brunnenkresse als wahres Multitalent aus.
Wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes und der Verfügbarkeit während des größten Teils des Jahrs spielte die Brunnenkresse, ebenso wie das Scharbockskraut, eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung und Bekämpfung des Skorbuts. In verschiedenen Ländern Europas wird die Brunnenkresse schon lange gewerbsmäßig angebaut. Die ersten Kulturanlagen sollen in Frankreich, vor allem im Bereich der Klöster in den Provinzen Artois, Pas de Calais, in der Picardie sowie an der Oise und Loire bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts entstanden sein.[11] Im 16. Jahrhundert wurden die in Erfurt entwickelten Anlagen beispielgebend. So soll ein Offizier der Armee Napoleons namens Cordon, mit Hilfe Erfurter Fachkräfte 1809 in Frankreich verschiedene Anlagen nach diesem Vorbild errichtet haben.[11] Aufgrund ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften ist die Brunnenkresse in der Lebensmittelindustrie als Rohstoff für die Herstellung sog. „Super foods“ und „fit foods“ gefragt.[24]
Die in der Brunnenkresse reichlich vorhandenen Senföle verleihen dieser Pflanze einen scharfen, rettichartigen, würzigen Geschmack. Auch der Geruch der frischen Pflanze ist scharf würzig und senfähnlich, wenn man die frischen Blätter zerreibt.[13] Das getrocknete, pulverisierte Kraut löst heftiges Niesen aus, was wahrscheinlich auch zu ihrem wissenschaftlichen Gattungsnamen „Nasturtium“ geführt hat. „Nasturtium“ leitet sich von den lateinischen Worten „nasus“ für Nase und „torquere“ für quälen oder verdrehen ab. Der römische Gelehrte Varro (117-27 v. Chr.) beschreibt sie, mit „quod nasum torqueat“, was übersetzt bedeutet „weil die die Nase quält“ und verweist mit dieser sehr anschaulichen Beschreibung auf ihren Effekt als Niespulver.[5]
Die Freisetzung der Senföle erfolgt in einem Mechanismus der an das Zünden einer Rakete durch Mischen der Inhalte der Brennkammern erinnert. Ausgangsprodukt für die Senföle sind die sog. Senfölglykoside oder auch Glucosinolate, die Pflanzen als Abwehrstoffe gegenüber Fressfeinden und Krankheitserregern dienen. Erst durch die Tätigkeit eines bestimmten Enzyms, der sog. Myrosinase werden die Senfölglykoside in ihre Bestandteile zerlegt. In einer gesunden Pflanze befinden sich nun die Senfölglykoside und das Enzym Myrosinase in getrennten Pflanzengeweben. Erst bei Insektenfraß oder Zerschneiden der Pflanze gelangen durch die Zerstörung der Pflanzengewebe Senfölglykoside und das Enzym Myrosinase miteinander in Kontakt. Schlagartig werden nun die Senfölglykoside zu einer Vielzahl von Verbindungen zersetzt, zu denen die „Senföle“ (Isothiocyanate) gehören. Dieses System aus Senfölglykosiden und dem Enzym Myrosinase wird genau deshalb als Senföl“bombe“ bezeichnet.[43]
Der deutsche Name „Brunnenkresse“ geht auf Hildegard von Bingen zurück und nimmt Bezug auf den Standort der Pflanze. Sie nennt die Pflanze „burncrasse“. Dieser Name leitet sich von dem althochdeutschen Begriff „brunno“ für „Quelle“ ab. Der Name beschreibt also eine Kresse, die im Quellwasser wächst.[5]
Die kleinen weißen Blüten werden von Insekten bestäubt. Neben der Honigbiene zählen zahlreiche kleine Wildbienen und Schwebfliegen zu den Blütenbesuchern.
Die Blüten der Brunnenkresse werden sowohl von der Honigbiene als auch verschiedenen Wildbienenarten besucht. Fotos: M. Neitzke
Auch Schwebfliegen zählen zu den regelmäßigen Besuchern der Blüten der Brunnenkresse. Fotos: M. Neitzke
Der Besuch der Honigbiene und vieler kleiner Wildbienen und Schwebfliegen sichern die Fremdbestäubung und damit die genetische Diversität bei der Brunnenkresse. Fotos: M. Neitzke
Die Brunnenkresse ist aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung ein wahres Multitalent und bietet sich für eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten in der Kosmetik und Körperpflege an. Die Brunnenkresse ist für alle Hauttypen geeignet, einschließlich empfindlicher, fettiger, trockener, Altershaut oder Mischhaut. Die Verwendung der Brunnenkresse in der Kosmetik und Körperpflege hat eine lange Tradition. Die ersten schriftlichen Hinweise über die Nutzung der Brunnenkresse in der Schönheitspflege stammen aus dem Mittelalter. Sie sind in einer Schriftensammlung zur Frauenheilkunde der sog. „Trotula“ enthalten. An ihrer Abfassung war maßgelblich die italienische Ärztin und wahrscheinlich erste Professorin Trota von Salerno beteiligt.[24] Trota von Salerno (? – 1097 n. Chr.) praktizierte und lehrte an der berühmten Medizinschule von Salerno in Süditalien, der ersten europäischen Universität. Neben Abhandlungen über Gynäkologie und Frauenkrankheiten, umfasst das Werk, das bis ins 15. Jahrhundert im Bereich der Frauenheilkunde zu den Standardwerken der Medizin gehörte, auch Schriften über Hautkrankheiten und Kosmetika.
Die Extrakte der Brunnenkresse werden in einer Vielzahl von Produkten zur Pflege von Haut und Haaren eingesetzt. Genutzt werden sowohl die Blüten als auch die Blätter und Stängel [19] In den einschlägigen Datenbanken werden über 350 Produkte gelistet, in denen Brunnenkresse enthalten ist.[20, 21] In Kosmetika und Körperpflegeprodukten erfüllen Extrakte der Brunnenkresse einen zweifachen Effekt. Als Duftstoff vermitteln sie den Produkten einen angenehmen Geruch.[19] Darüber hinaus entfalten die Inhaltsstoffe der Brunnenkresse spezifische Wirkungen auf der Haut. Nachgewiesen sind vor allem antioxidative Eigenschaften von Brunnenkresseextrakten, die auf ihren Gehalt an Polyphenolen zurückgeführt werden.[3, 4, 6, 8, 17, 24, 25, 26, 27, 29, 32, 44] Diese machen sie zu effektiven Anti-Aging - Wirkstoffen. Die Antioxidantien spielen eine wichtige Rolle bei dem Schutz der Haut vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Luftverschmutzungen und einer übermäßigen UV-Strahlung. Sie helfen eine frühzeitige Hautalterung zu verhindern und das jugendliche Aussehen der Haut zu bewahren. Darüber hinaus, deuten neueste Untersuchungen daraufhin, dass Brunnenkresseextrakte die Kollagenproduktion fördern können.[37] Wie die Schriften von Trota von Salerno zeigen, in denen sie Schönheitstipps mit natürlichen Mitteln gibt, wurden die anti-aging Eigenschaften der Brunnenkresse bereits im 11. Jh. geschätzt.[24] Die antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften kommen vor allem bei unreiner Haut zum Tragen. [9, 30, 34, 45] In Versuchen konnte gezeigt werden, dass Extrakte das Wachstum von Staphylococcus aureus , einem Bakterium, das als Mitverursacher von Pusteln bei Akne gilt, hemmen.[2, 12, 15] Die Fähigkeit eine übermäßige Talgproduktion zu regulieren (antiseborrhoisch) lassen Produkte, die Brunnenkressextrakte enthalten, als besonders geeignet für die Pflege unreiner und fettiger Haut sowie Kopfhaut erscheinen.[19] Inhaltsstoffe wie Senfölglykoside und die Vitamine A, C und E verleihen Brunnenkresseextrakten feuchtigkeitsspendende, straffende und aufhellende Eigenschaften. Sie stimulieren die Mikrozirkulation (die Durchblutung der feinsten Kapillaren). Dies führt zu einer guten Versorgung der Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen und trägt zu einer Regeneration der Haut bei.
Eine Verwendung von Brunnenkresse in Sonnenschutzprodukten legen Versuchsergebnisse nahe, die Schutzwirkungen von aus Brunnenkresse isolierten Verbindungen gegenüber einer durch UVB-Strahlung hervorgerufenen Hautalterung zeigten.[23]
Brunnenkresse ist reich an für die Hautpflege wertvollen ungesättigten Fettsäuren. Das Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren beträgt 58,75 % zu 41,25 %. Besonders häufig ist die dreifach ungesättigte Fettsäure α-Linolensäure. Zu den ungesättigten Fettsäuren gehört auch die ebenfalls nachgewiesene einfach ungesättigte Elaidinsäure. Die gesättigten Fettsäuren sind durch die Arachinsäure und Palmitinsäure vertreten.[15]
Die Brunnenkresse ist eine alte Heilpflanze. Viele Anwendungen, für deren Plausibilität heute die wissenschaftlichen Nachweise erbracht werden konnten waren bereits den Ärzten der Antike bekannt.
Die Kräuterbücher des Mittelalters rühmen sie als wurmtötendes, blutreinigendes, harntreibendes und erweichendes Mittel. Die Behandlung bei Skorbut, Tuberkulose, Blutungen, Nierenleiden und Bronchitis sowie Asthma und Erkältungen mit Brunnenkresse wird empfohlen.[13]
Wissenschaftlich anerkannt ist heute die Anwendung von Brunnenkresse bei Entzündungen der Schleimhäute (Katarrhe) der oberen Atemwege.[5, 35, 36] In der Erfahrungsheilkunde wird sie außerdem wegen der keimhemmenden und harndesinfizierenden Wirkung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege eingesetzt.[5, 35, 36] Nachgewiesen ist eine Hemmung des Wachstums sowohl von grampositiven als auch von gramnegativen Bakterien. In der Traditionellen Medizin ist jedoch das Spektrum der Heilanzeigen noch sehr viel breiter. Die Vielzahl der Anwendungsgebiete läßt die Brunnenkresse als wahres Multitalent erscheinen. Intensive Untersuchungen unterschiedlichster Auszüge der Brunnenkresse in den letzten Jahren lassen heute viele Anwendungen als nachvollziehbar erscheinen, decken aber auch noch Forschungsbedarf auf. So wird in der Volksheilkunde die Brunnenkresse nicht nur gegen die Symptome einer Entzündung der Atemwege, wie Husten, Halsentzündung und Bronchitis, sondern auch bei Asthma eingesetzt. [32, 42] Die harntreibenden Wirkung wird zur Vorbeugung und Behandlung von Harnsteinen in den Harnwegen (Nierenbecken, Harnleitern, Blase, Harnröhre) genutzt.[1] Erklärungen für den Einsatz der Brunnenkresse zur Senkung des Blutzuckers bei leichter Diabetest[32, 42] liefern Ergebnisse von Tierversuchen, in denen eine blutzuckersenkende und blutfettsenkende Wirkung von Extrakten der Brunnenkresse nachgewiesen wurden.[2] Berichtet wird auch von der Anwendung von Brunnenkresse bei Bluthochdruck[31], Bauchschmerzen[32], Verdauungsbeschwerden [32], Scheidenentzündung [40], Tuberkulose[32], rheumatischen Beschwerden, Hauterkrankungen und Entzündungen im Mund und zur Förderung der Milchproduktion[16]. In Versuchen hemmten Auszüge der Brunnenkresse das Wachstum von Bakterien in der Mundhöhle, was die Vermutung nahelegt, dass Extrakte der Brunnenkresse zur Behandlung von Infektionen durch Bakterien in der Mundhöhle eingesetzt werden könnten.[39]
Äußerlich angewendet in Form von Umschlagen hilft Brunnenkresse bei leichten Brandwunden, Ekzemen und Juckreiz. Frische Blätter auf Wunden fördern die Wundheilung. Eine wundheilungsfördernde Wirkung von Brunnenkresse konnte in Tierversuchen nachgewiesen werden.[45] Bereits das mittelalterliche „Lorscher Arzneibuch" nennt die Brunnenkesse als bewährte Heilpflanze bei Hautproblemen. Das "Lorscher Arzneibuch" ist benannt nach seiner Entstehung im Benediktiner Kloster Lorsch zur Zeit Karls des Großen. Es ist das älteste erhaltene Buch zur Klostermedizin aus dem abendländischen Frühmittelalter.
Auch eine vorbeugende Wirkung gegen Krebserkrankungen werden diskutiert.[2, 41]
Eine besondere gesundheitsfördernde Wirkung wird den in der Brunnenkresse enthaltenen Senfölglykoside zugeschrieben. Die Senfölglykoside, auch Glucosinolate gehören zur Stoffgruppe der Glykoside. Es sind schwefel- und stickstoffhaltige Verbindungen, die aus Aminosäuren gebildet werden. Bei den Senfölglykosiden (Glucosinolaten) handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die Pflanzen als Abwehrstoffe gegenüber Fressfeinden und Krankheitserregern dienen. Senfölglykoside (Glucosinolate) werden fast ausschließlich in der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) gebildet. Diese sekundären Pflanzenstoffe geben Vertretern aus der Familie der Kreuzblütler, wie Rettich, Merrettich, Senf, Kresse und verschiedenen Kohlsorten den scharfen, bitteren Geschmack und sind in den daraus hergestellten Senfölen enthalten.
Seit einigen Jahren ist auch der hohe Gesundheitswert dieser Stoffgruppe bekannt. Wissenschaftliche Studien zeigten, dass die Abbauprodukte der Senfölglykoside (Glucosinolate) eine hemmende Wirkung auf die Krebsentstehung in der Speiseröhre, im Magen, in der Burst sowie in der Leber und Lunge haben. Diese Abbauprodukte der Senfölglykoside (Glucosinolate) sind für nahezu alle beschriebenen biologischen Aktivitäten der eigentlichen Senfölglykoside (Glucosinolate) verantwortlich. Sie werden aber nicht in nennenswertem Ausmaß in einer intakten, unbefallenen Pflanze gebildet. Die Freisetzung der Abwehrstoffe wird immer nur dann ausgelöst, wenn zwei Komponenten nach einer Verwundung der Blätter, z.B. durch Insektenfraß oder Nahrungsaufnahme durch den Menschen, miteinander vermischt werden. Bei diesen beiden Komponenten handelt es sich auf der einen Seite um die Senfölglykosiden (Glucosinolate) selbst und auf der anderen Seite um ein bestimmtes Enzym. Alle Pflanzen, die Senfölglykoside (Glucosinolate) enthalten, produzieren nämlich ein Enzym, das die Senfölglykosiden (Glucosinolate) auch zerlegen kann. Dieses Enzym ist als Myrosinase bekannt. Sowohl das Enzym Myrosinase als auch die Senfölglykosiden (Glucosinolate) befinden sich in der Pflanze jedoch in getrennten Pflanzengeweben. Die Freisetzung der Abwehrstoffe wird immer nur dann ausgelöst, wenn die zwei Komponenten nach einer Verwundung der Blätter und der damit verbundenen Verletzung der Pflanzengewebe miteinander vermischt werden. Kommen die Senfölglykoside (Glucosinolate) mit der Myrosinase in Berührung werden diese schlagartig zu einer Vielzahl von Stoffen zersetzt, zu denen die „Senföle“ (Isothiocyanate) gehören. Dieses Senfölglykosid- (Glucosinolat)-System wird genau deshalb als Senföl“bombe“ bezeichnet.[43]
Neben ihren vielfältigen heilkundlichen Qualitäten wurde die Brunnenkresse immer schon als Nahrungsmittel verwendet. Getreu dem Ratschlag des griechischen Arztes und Lehrers Hippokrates (~ 460 v. Chr. - ~370 n. Chr.) „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein“ wurde Brunnenkresse vor allem als Frühjahrskur und Vitamin C-Quelle genutzt. Mit einem Ascorbinsäuregehalt von 80 mg/ 100 g frischen Kraut liegt der Vitamin C-Gehalt von Brunnenkresse deutlich über dem durchschnittlichen Gehalt von Zitronen, der mit 53 mg Vitamin C/100 g angegeben. Neben weiteren Vitaminen, wie den Vitaminen A, D, E, B1 und B2 enthält die Brunnenkresse Spurenelemente wie Eisen, Jod, Schwefel und ein ernährungsphysiologisch günstiges Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren.[33]
Die zur Familie der Kreuzblütengewächse gehörende Gewöhnliche Brunnenkresse oder Echte Brunnenkresse (Nasturtium officinale) ist eine Sumpf- oder Wasserpflanze, die an sauberen Quellen, an Bachufern und in lichten Röhrichten wächst. Die 20-80 cm groß werdende Pflanze kann je nach Standort verschiedene Wuchsformen ausbilden. Im unteren Bereich wächst sie in der Regel kriechend, im oberen Bereich dagegen aufsteigend oder schwimmend. Häufig bildet sie an den Blattachseln Wurzeln aus und bildet dichte rasenartige Bestände.
Die Brunnenkresse wächst im unteren Stängelbereich oft niederliegend, kriechend und bildet an den Blattachseln Wurzeln aus. Der obere Stängelbereich steigt in der Regel über die Wasseroberfläche empor. Foto: M. Neitzke
Typische Anpassungen an diesen Wuchsort sind der hohle Stängel und die kahlen, leicht fleischigen bzw. saftigen (sukkulenten) Blätter.[14] Die Blüte erfolgt von Mai bis September.
Die Echte Brunnenkresse weist in Anpassung an ihre nassen Wuchsorte einen hohlen Stängel und kahle, fleischige Blätter auf. Fotos: M. Neitzke
Die kleinen, weißen, etwa 5 x 5 mm großen Blüten der Echten Brunnenkresse zeigen den für die Familie der Kreuzblütler typischen regelmäßigen Bau aus je 4 freien Kelch- und Kronblättern. Kelch- und Kronblätter sind alternierend angeordnet, d.h. die 4 Kelchblätter stehen jeweils in der Lücke der 4 Kronblätter. Ein wichtiges Erkennungsmerkmal dieser Familie sind auch die 6 unterschiedlich langen Staubblätter, die in zwei Kreisen angeordnet sind. Auf dem inneren Kreis stehen 4 Staubblätter mit langem Staubfaden (Filament), auf dem äußeren Kreis nur 2 Staubblätter mit kurzem Staubfaden. Durch die Blüten können daher nur 2 senkrecht aufeinander stehende Symmetrieebenen gelegt werden. Sie sind daher disymmetrisch.
Durch die vierzähligen Blüten der Echten Brunnenkresse mit den 6 ungleich langen Staubblättern können nur 2 senkrecht aufeinander stehende Symmetrieebenen (rote Linien) gelegt werden. Die Blüten sind disymmetrisch. Foto: M. Neitzke
Charakteristisch für die Brunnenkresse ist die gelbe Farbe der Staubbeutel, durch die sie sich von ähnlichen Arten, die an den gleichen Wuchsorten vorkommen können, unterscheidet.
Die gelben Staubbeutel, zusammen mit dem hohlen Stängel schließen eine Verwechselung mit dem ebenfalls an Quellfluren und Bächen wachsenden Bitteren Schaumkraut (Cardamine amara), das einen markigen und violette Staubbeutel hat, aus. Foto: M. Neitzke
Bemerkenswert ist auch der Bau der Blütenkronblätter der Brunnenkresse. Die Blütenkronblätter bestehen aus zwei deutlich voneinander abgesetzten Abschnitten, einem unteren schmaleren, stielartigen, ungefähr 2 mm langen Abschnitt, dem sog. Nagel und einem, oberen breiteren, waagerecht abstehenden, etwa 2-5 mm langen Abschnitt, der als Platte bezeichnet wird. Blütenkronblätter, die diesen Aufbau zeigen, werden aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem Aussehen eines Nagels als „genagelt“ bezeichnet. Die Platte dient den blütenbesuchenden Insekten als Landeplatz und Operationsbasis. Nachdem sich die Insekten auf der Platte niedergelassen haben, versuchen sie mit ihrem Rüssel den Nektar am Grund der Blüte zu erreichen.
Die Blütenkronblätter der Echten Brunnenkresse sind „genagelt“. Deutlich ist die Unterteilung in den stielartigen unteren Abschnitt, den Nagel und den oberen Spreitenteil, die Platte zu erkennen. Foto: M. Neitzke
Die Platte der Blütenblätter dient den blütenbesuchenden Insekten als Landplatz und Operationsbasis. Fotos: M. Neitzke
Die Nägel der Blütenblätter werden durch die 4 senkrecht stehenden Kelchblätter zu einer etwa 2 mm langen Röhre zusammengefasst. Der Nektar wird von 2 grünen fleischigen Nektardrüsen an der Innenseite der Basis der kurzen Staubgefäße abgesondert. Während die Arbeiterinnen der Honigbienen mit ihren 6,3-6,7 mm langen Rüsseln keine Schwierigkeiten haben, an den Nektar am Grund der Blüte zu gelangen, sieht das bei vielen kleineren Wildbienen mit kürzeren Rüsseln schon ganz anders aus.
Für die Arbeiterinnen der Honigbienen mit ihren 6-7 mm langen Rüsseln ist der Nektar am Grund der Blüten der Brunnenkresse einfach zugänglich. Fotos: M. Neitzke
Viele kleine Wildbienen mit kurzen Rüsseln müssen schon mehr Körpereinsatz als die großen Honigbienen zeigen, um an den Nektar zu gelangen. Von Vorteil erweist sich hier, dass die Kelchblätter nicht miteinander verwachsen sind wie das bei vielen Nelkengewächsen der Fall ist, bei denen die Kelchblätter eine enge geschlossene Röhre bilden. Der Nektar ist dann nur Insekten mit langem Rüssel zugänglich. Versuchen kleine Insekten mit kurzem Rüssel ihren Kopf bei der Brunnenkresse in die aus den Kelchblättern gebildeten Röhre zu stecken, um so den am Grund der Blüte befindlichen Nektar zu erreichen, weichen die Kelchblätter auseinander und geben so den Weg zum Nektar frei. Bei ihren Bemühungen an den Nektar heranzukommen, pudern sie sich ausgiebig an Kopf, Beinen und Körpern mit Pollen ein, der dann auf der Narbe der nächsten Blüte abgelagert werden kann.
Für kleine Wildbienen mit kurzen Rüsseln ist der Nektar am Grund der Blüte nicht so einfach zu erreichen. Fotos: M. Neitzke
Für die kleineren und zarten Schwebfliegen bleibt nur der Pollen, den sie an Ort und Stelle verzehren. Die Honigbiene und die verschiedenen Wildbienen sammeln dagegen den Pollen auch für ihre Brut .
Die kleinen, zarten Schwebfliegen verzehren den Pollen an Ort und Stelle, in dem sie ihn aus den geöffneten Staubbeuteln lecken. Fotos: M. Neitzke
Honigbienen und Wildbienen sammeln den Pollen für ihre Brut. Fotos: M. Neitzke
Die Blüten sind zu Beginn der Blüte in einer Schirmtraube angeordnet. Die Hauptachse ist noch gestaucht und die blütentragenden Nebenäste verlängert, so dass die Blüten des Blütenstandes alle in einer Ebene stehen. Im Laufe der Entwicklung streckt sich die Hauptachse und der Blütenstand entwickelt sich zu einer Traube.
Bei der Brunnenkresse (Nasturtium officinale) streckt sich der Blütenstand mit zunehmendem Alter. Auch die Früchte strecken sich in die Länge und reifen zu Schoten heran. (links: zusammengezogener Blütenstand zu Beginn der Blüte (Schirmtraube), rechts: verlängerte Blütenstandsachse mit Blüten und Früchten im fortgeschrittenen Stadium der Fruchtreife (Traube)) Fotos: M. Neitzke
Die Frucht der Brunnenkresse ist eine 13-18 mm lange, im Querschnitt rundliche, 2-3 mm breite Schote, die an einem 8-12 mm langen Stiel steht. Bei der Reife öffnen sich die Schoten von unten nach oben, so dass die Frucht mit 2 Klappen (Valven) aufspringt. Dabei wird die häutige, transparente Scheidewand sichtbar, die die Frucht in 2 Fächer teilt. An dem Rahmen (Repulum), der die Scheidewand umgibt, sitzen an einem kleinen Stielchen auf beiden Seiten in zwei Reihen angeordnet bis zu 60 Samen. Die Samen können nun vom Wind herausgeschüttelt und einzeln verbreitet werden. Gelangen die Samen ins Wasser, können sie auch an Wasservögel anhaften und durch sie verschleppt werden (Wasserhafter).[14] Die transparente Scheidewand verbleibt oft noch lange an der Pflanze, wenn die einzelnen Klappen bereits abgefallen sind.
Bei den Früchten der Brunnenkresse handelt sich um langgestielte im Querschnitt rundliche Schoten. Bei der Fruchtreife öffnen sich die Schoten von unten nach oben, bevor die einzelnen Klappen ganz abfallen. Dabei werden die transparente Scheidewand und die Samen sichtbar. Fotos: M. Neitzke
Botanisch gesehen ist die Frucht der Brunnenkresse eine Schote. Der Unterschied zu den Früchten der Hülsenfruchtgewächsen (Fabaceae), wie etwa den Erbsen und Bohnen, ist das Vorhandensein der transparenten Scheidewand zwischen den beiden Fruchtklappen. Dieser Unterschied wird allerdings erst beim Aufreißen der reifen Früchte, die sich im geschlossenen Zustand sehr ähnlich sehen, sichtbar. Foto: M. Neitzke
Neben einer generativen Verbreitung durch Samen, kann aber auch eine vegetative Vermehrung durch Ableger stattfinden. Diese erfolgt insbesondere durch abgerissene und mit dem fließenden Wasser transportierten Teile, sowie durch Blattknospen, d.h. sich am Ansatz von Blattfiedern entwickelnde Tochterpflanzen (Blattembryonie).[14]
Die Brunnenkresse besitzt gefiederte Blätter (1-3 Fiederblätter an den unteren Blättern und 5-9 Fiederblätter an den oberen Blättern) mit breit eiförmigen Fiedern, wobei die Endfieder größer als die Seitenfiedern ist. Die auch im Winter grünen Blätter sind wechselständig.
Die Brunnenkresse besitzt wechselständig angeordnete Fiederblätter. Die Endfieder ist größer als die Seitenfiedern. Foto: M. Neitzke