Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus)



Der Ufer-Wolfstrapp (Lycopus europaeus) –

Liebling der Fliegen

  • Bedeutung des Ufer-Wolfstrapps für Biodiversität und menschliches Wohlbefinden
  • Botanischer Exkurs – Liebling der Fliegen
  • Der Wolfstrapp – Nahrungsquelle für viele Insekten

Bedeutung des Ufer-Wolfstrapps für Biodiversität und menschliches Wohlbefinden


Der Gemeine Wolfstrapp (Lycopus europaeus) ist eine 20-80 cm hohe ausdauernde Staude mit kleinen weißen Blüten aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Da er feuchte bis nasse Wuchsorte bevorzugt, ist er häufig in der Krautschicht feuchter bis nasser Wälder (z.B. von Erlenbruchwäldern) ebenso wie entlang feuchter Waldwege und an Ufern stehender und langsam fließender Gewässer anzutreffen. [7, 11, 19, 21]


Der Wolfstrapp ist u.a. an den Ufern von stehenden und langsam fließenden Gewässern (links) sowie entlang feuchter Waldwege (rechts) anzutreffen. Fotos: M. Neitzke


Der Wolf stand sowohl für den wissenschaftlichen als auch für den volkstümlichen deutschen Namen des Gemeinen Wolfstrapps Pate. Zu seinen natürlichen Standorten gehört der Unterwuchs feuchter bis nasser Wälder (rechts). Fotos: M. Neitzke

Vermutlich hat die Form der grob gesägten Blätter, die entfernt an den Pfotenabdruck eines Wolfes erinnern, zu der Namensgebung dieser Pflanze in der Wissenschaft und im Volksmund inspiriert. Der wissenschaftliche Gattungsname „Lycopus“ leitet sich von den griechischen Worten für „Wolf“ (= „lykos“) und „Fuß“ („pous“) bzw. „Füßchen“ (podion“) ab. Frei übersetzt wird so aus „lycopus“ „Wolfsfuß“.[3, 7] Der Artname „europaeus“ bezieht sich auf sein Verbreitungsgebiet in Mittel- Süd- und Osteuropa. Im östlichen Nordamerika ist er eingebürgert.[3]

Die entfernte Ähnlichkeit des Umrisses der grob gesägten Stängelblätter (links oben) mit dem Pfotenabdruck eines Wolfes (links unten) könnte sowohl zu der wissenschaftlichen (Lycopus = Wolfsfuß) als auch zu der volkstümlichen Bezeichnung „Wolfstrapp“ geführt haben. Fotos: M. Neitzke

Der Wolfstrapp ist eine alte Heilpflanze. In Europa wurde er früher als Mittel gegen Fieber eingesetzt. Eine Anwendung, die heute in Vergessenheit geraten ist.[3] Auch bei Atemwegserkrankungen und Schlaflosigkeit galt der Wolfstrapp als natürliches Hilfsmittel.[2]


Wissenschaftlich anerkannt ist heute der Einsatz zur Behandlung leichterer Fälle von Schilddrüsenüberfunktion und in der Frauenheilkunde zur Linderung von schmerzhaften Spannungsgefühlen in der Brust.[3, 18, 19]

Aber nicht nur als Heil- auch als Färberpflanze stand der Wolfstrapp hoch im Kurs. Sein Saft färbt Wolle schwarz. Die Farbe soll auch das Waschen aushalten.[3]


Für wachsendes Interesse der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie sorgen vor allem die antioxidativen und antimikrobiellen Eigenschaften von Auszügen des Wolfstrapps, sowie deren Fähigkeit die Zellalterung zu verzögern und die Wundheilung zu fördern.  Die Wirkungen des Wolfstrapps werden vor allem seinem Gehalt an phenolischen Verbindungen, vor allem der Rosmarinsäure und verschiedenen Flavonoiden zugeschrieben.[1, 2, 8, 14, 16, 17, 18, 19, 20]


Die Bestäubung des Wolfstrapps findet durch Insekten, vor allem durch Fliegen statt. Für das menschliche Auge erscheinen die kleinen weißen Blüten, die in dichten Quirlen in den oberen Blattachseln angeordnet sind, wenig spektakulär. Die meisten Menschen nehmen diese Pflanze sehr zu Unrecht gar nicht wahr und gehen daher achtlos an dieser so interessanten Pflanze vorüber.  Bau und Anordnung der Blüten sorgen für eine starke Anziehungskraft dieser Pflanze auf Insekten und reichlichen Insektenbesuch. Über 30 verschiedene Insektenarten aus verschiedenen Familien mit unterschiedlichem Aussehen, unterschiedlicher Lebensweisen und ökologischen Funktion besuchen die Blüten. Die Insekten nutzen aber nicht nur die Blüten als Nektar- und Pollenquelle, auch als Paarungsplatz sind die Blütenstände und Blätter beliebt. Der reiche Insektenbesuch lockt aber auch Jäger an, die die Wolfstrappflanzen als Jagdrevier nutzen, wie beispielsweise die Bienenjagende Knotenwespe. 

Die Bestäubung der Blüten des Wolfstrapps erfolgt durch Insekten, die damit für die Aufrechterhaltung der genetischen Diversität dieser Art sorgen. Fotos: M. Neitzke


Den Wolfstapp nutzen die Insekten als Nahrungsquelle (Zweiband-Wespenschwebfliege (Chrysotoxum bicinctum)) links), als Paarungsplatz (Kleine Mistbiene (Syritta pipiens)) Mitte) und als Jagdrevier (Bienenjagende Knotenwespe (Cerceris rybyensis)) rechts). Fotos: M. Neitzke

Nicht nur die blütenbesuchenden Insekten suchen die Blüten des Wolfstrapps für eine Nektar- oder Pollenmahlzeit auf. Auch die Blätter werden von pflanzenfressenden Insekten oder Larven verschiedener Insektenarten, wie etwa der Raupen des Schlehen-Bürstenspinners (Orgyia antiqua), als Nahrung genutzt. Dieser Insektenfraß spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung sekundärer Pflanzenstoffe, die der Mensch in der Heilkunde sowie in der Kosmetik und Körperpflege nutzt. Pflanzen produzieren diese Stoffe nämlich, um Fressfeinde zu vergraulen.


Eine Raupe des Schlehen-Bürstenspinners (Orgyia antiqua) genießt die Mahlzeit auf den Blättern des Wolfstrapps. Fotos: M. Neitzke

Botanischer Exkurs – Der Wolfstrapp als Liebling der Fliegen



Der Wolfstrapp gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Seine Blüten sind jedoch nicht, wie es für den Großteil der Arten dieser Familie so charakteristisch ist, ausgeprägt zweilippig mit einer mehr oder weniger langen Röhre und einem 2lippigen Saum (zweiseitig symmetrischen bzw. zygomorph). Vielmehr ist die weiße Krone trichter- bzw. glöckchenförmig und fast strahlig (radiär) mit 4 nur wenig ungleichen Saumabschnitten. Die drei unteren Abschnitte bilden die Unterlippe. Lediglich der leicht vergrößerte Mittellappen der 3lappigen Unterlippe weist zahlreiche purpurrote Flecke auf. Diese Blüten- bzw. Saftmale erhöhen die Auffälligkeit der Blüten und weisen den blütenbesuchenden Insekten den Weg zum Nektar. Dieser wird von einem gelben, fleischigen Drüsengeweben (Nektarium, Diskus) am Grunde des Fruchtknotens abgesondert.[7, 12, 15] Den weit glockigen Kelch mit seinen 5 langen, stechend begrannten Zähnen überragt die kleine, nur 4-6 mm lang Krone kaum.[11


Die weißen, 4-6 mm langen Blüten des Wolfstrapps sind nur schwach zweilippig. Die glöckchenförmige Blütenkrone ist in 4 ungleiche Saumabschnitte unterteilt. Der untere, größte Saumabschnitt bildet den Mittellappen der Unterlippe und ist purpurrot punktiert. Die Abbildung des schwedischen Botanikers C. A. M. Lindman (links) zeigt Details des Blüten- und Fruchtaufbaus.[13] Foto: M. Neitzke


Die purpurroten Punkte auf dem Mittellappen der Unterlippe, sog. Saftmale, dienen als Markierungen und weisen den Insekten den Weg zum Nektar am Grund der kurzen Blütenkrone (links: Augenstreifen Schmeißfliege (Stomorhina lunata), rechts: Sumpf-Schwebfliege (Helophilus pendulus)). Fotos: M. Neitzke

Die geringe Länge der glöckchen- bzw. trichterförmigen Blütenkrone ermöglicht vielen, auch kurzrüsseligen Insekten, den Zugang zum Nektar. Zudem ist sie weit genug, um auch Fliegen mit den breiten Saugpolstern (Labellum) am Rüssel Zugang zu den am Grund der Blütenkronröhre geborgenen Nektar zu gewähren. Die Blütenbesucher des Wolfstrapps sind daher neben kleinen Wildbienen und Wespen vor allem verschiedene Fliegenarten. Bei 2/3 der über 30 beobachteten Insektenarten handelt es sich um Fliegen aus unterschiedlichen Familien. Etwa die Hälfte der Arten gehört zu der Familie der Schwebfliegen (Syrphidae). 


Die trichterförmige Gestalt und die geringe Länge der Blütenkrone gestatten auch sehr kurzrüsseligen Insekten den Zugang zum Nektar am Grund der Blüte, wie z.B. kleinen Wildbienen (links: Gewöhnliche Schmalbiene (Lasioglossum calceatum)), Wespen (Mitte: Bienenjagende Knotenwespe (Cerceris rybyensis) und vor allem Fliegen, wie den Schmeißfliegen (rechts). Fotos: M. Neitzke


Etwa 2/3 der beobachteten Insektenarten auf den Blüten des Wolfstrapps gehören zu den Fliegen. Bereits die kleine Auswahl zeigt die Mannigfaltigkeit im Aussehen der blütenbesuchenden Fliegen. Obere Reihe von links nach rechts: Zweiband-Wespenschwebfliege (Chrysotoxum bicinctum), Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus), Igelfliege (Tachina spec.), Asselfliege (Rhinophora lepida ); untere Reihe von links nach rechts: die zu den Schmeißfliegen gehörende Goldfliege (Lucilia spec.) und Augenstreifen Schmeißfliege (Stomorhina lunata), sowie eine Vertreterin der Fleischfliegen (Sarcophaga spec.) und der Echten Fliegen (Gefleckte Hausfliege (Graphomya maculata)). Fotos: M. Neitzke

Gegen Regen ist der Nektar durch zahlreiche quer stehende lange Haare im Inneren der Blütenkrone geschützt. Diese werden als Saftdecke bezeichnet.[15] Neben Individuen mit Zwitterblüten, die sowohl weibliche (Fruchtblätter) als auch männliche Anteile (Staubblätter) enthalten, kommen auch rein weibliche Blüten vor, in denen die Staubblätter fehlen. Die rein weiblichen Blüten sind viel kleiner als die Zwitterblüten.[7] Düll. In den Zwitterblüten sind, im Gegensatz zu den meisten anderen Arten der Lippenblütengewächse, nur 2 Staubblätter entwickelt. Diese ragen ebenso wie der Griffel aus der Blüte heraus. Um eine Selbstbestäubung zu vermeiden, reifen die Staubblätter vor den Fruchtblättern.


Eine Decke aus kräftigen querstehenden Haaren im Inneren der Blüte verdeckt den Nektar und schützt ihn vor Regen (links). Bei den Zwitterblüten ragen die 2 Staubblätter, ebenso wie der Griffel weit aus der Blüte heraus. Fotos: M. Neitzke

Die Blüten sind zu 10-20 in Halbquirlen angeordnet. Diese stehen in mehreren Etagen übereinander in den Blattachseln der oberen Blattpaare.


Die kleinen Blüten sind in Halbquirlen (links) in den Blattachseln der oberen Blattpaare angeordnet (rechts). Fotos: M. Neitzke

Die zahlreichen Blüten stehen so dicht nebeneinander, dass der Eindruck eines geschlossenen Ringes, rings um den Stängel herum entsteht. Diese Anordnung der Blüten in einem sog. Scheinquirl bietet für die Insekten den Vorteil, viele Blüten mit nur einem Anflug besuchen zu können. Ohne viel Energieaufwand, können sie über den Blütenquirl von Blüte zu Blüte spazieren und die Blüten auf das vorhandene Nahrungsangebot untersuchen. Da die Blütenquirle nacheinander von unten nach oben aufblühen, bietet eine einzige Pflanze über einen sehr langen Zeitraum Nahrung für zahlreiche Insekten.


Auf den Blüten der in einem Quirl angeordneten Blüten können Insekten, wie hier eine kleine Maskenbiene, ohne viel Energieaufwand von Blüte zu Blüte wandern und das Nektar- und Pollenangebot vieler Blüten nacheinander nutzen. Fotos: M. Neitzke


Die Anordnung der Blütenquirle in mehreren Ebenen übereinander ermöglicht das Speisen in vielen Etagen gleichzeitig und dadurch eine optimale Ausnutzung des Nahrungsangebotes (links: Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus) (oben), Gichtwespe oder Schwarzfüßigen Hungerwespe (Gasteruption jaculator) (unten); rechts: Asselfliege (Rhinophora lepida) oben, Sumpfschwebfliege (unten). Fotos: M. Neitzke


Kommt es doch, trotz der vielen Blüten mal zu einer unliebsamen Störung und Konkurrenzverhalten, so kann man sich aus dem Weg gehen. Der klügere, wie hier ein Roter Weichkäfer (Rhagonycha fulva), gibt nach und überlässt einer Kleinen Mistbiene (Syritta pipiens), die ihm seine Blüte streitig macht, die Blüte und wählt, nach kurzer Überlegung eine andere Etage. Fotos: M Neitzke

Neben reichlich Nektar bieten die Blüten des Gemeinen Wolfstrapps den Insekten zusätzlich Pollen als Nahrung. Der Pollen kann leicht an den weit aus der Blütenkrone herausragenden Staubblätter geerntet werden. Die langen Staubblätter und der ebenfalls lange Griffel bieten aber noch weitere Vorteile. So pudern sich die Insekten bei dem Umherwandern auf den Blüten auf der Suche nach Nahrung mit dem Pollen ein und können ihn dann auf die Narben einer anderen Blüte leicht übertragen und so die Fremdbestäubung sichern.


Genutzt wird sowohl der Pollen der weit aus den Blüten herausragenden Staubblättern (Kleine Mistbiene (Syritta pipiens), (links) als auch der reichlich angebotene Nektar am Blütengrund (Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus), rechts). Fotos: M. Neitzke


Bei dem Umherwandern auf den Blüten pudern sich die Insekten mit dem Pollen aus den Staubbeuteln der aus der Blütenkrone herausragenden Staubblätter ein. Anschließend können sie ihn dann auf die Narben einer anderen Blüte übertragen und so die Fremdbestäubung sichern. Deutlich ist der helle Pollen auf dem dunklem Fliegenkörper zu erkennen. Fotos: M. Neitzke

Die Verbreitung der Früchte des Wolfstrapps zeigt eine Anpassung an sein häufiges Vorkommen in der Nähe von Gewässern. Die 4 dunkelbraunen Nüsschen, die nach der Befruchtung aus dem für die Lippenblütler typischen 4-teiligen Fruchtknoten entstehen, sind keilförmig und anfangs noch am Grunde verbunden. Sie bilden somit eine tassenförmige Ausbreitungseinheit, die – auf Wasser gefallen – im Hohlraum eine Luftblase behält und daher schwimmfähig ist. Eine Schwimmverbreitung ist daher möglich. Der Viererverband (Spaltfrucht) zerbricht allerdings auch leicht. Dann treten kleine, kugelige Klebdrüsen auf der gewölbten Innenseite der Teilfrüchtchen Klausen hervor. Mit diesen können sie sich an das Gefieder von Wasservögeln anheften und sich durch diese über größere Entfernungen transportieren lassen (Klebhafter). Einmal ins Wasser gefallen, können sie sogar durch Köcherfliegenlarven verbreitet werden, die sie in ihr Gehäuse einbauen. Daneben findet auch eine Verbreitung durch vorbeistreifende Tiere statt (Tierstreuer). Beim Berühren der Stängel durch Tiere, bewegen diese sich und die kleinen Samen fallen aus den offenen Kelchen heraus.[7, 21]


Ist die Blütenhülle abgefallen wird der Blick auf die 4 abgeflachten Teilfrüchte im Kelch frei. Die zunächst grünen Früchte (links, Augenstreifen Schmeißfliege (Stomorhina lunata) werden bei der Reife dunkelbraun (rechts, Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis)). Fotos: M. Neitzke

Der Wolfstrapp ist eine ausdauernde Staude, die zwischen 20 und 100 cm hoch wird. Der vierkantige Stängel ist unverzweigt oder sparrig verästelt. Die gekreuzt gegenständig angeordneten Blätter sind meist sitzend. Sowohl die Form des Stängels als auch die Stellung der Blätter sind typisch für die Familie der Lippenblütler. Die breit lanzettlichen, scharf zugespitzten Blätter sind 3-8 cm lang und 1-3 cm breit. Der Blattrand ist tief und grob gesägt.[11, 19) Nur die unteren Blätter sind oft fiederteilig.[11] Neben einer generativen Vermehrung durch Samen findet auch eine vegetative Vermehrung durch Ausläufer statt, die über 1 m lang werden können.[21]


Der Wolfstrapp weist die für die Familie der Lippenblütengewächse typische gegenständige Blattstellung und den charakteristischen vierkantigen Stängel auf (links). Der Umriss der grob gesägten Blätter (rechts oben) soll an den Abdruck einer Wolfspfote (rechts unten) erinnern. Fotos: M. Neitzke

Der Wolfstrapp – Nahrungsquelle für viele Insekten


So unscheinbar die kleinen weißen Blüten des Wolfstrapps für das menschliche Auge sein mögen, so attraktiv ist ihr Angebot für viele Insekten. Ein aufmerksames Hinsehen zeigt eine erstaunliche Vielfalt an Blütenbesuchern. Für über 30 Insektenarten sind die Blüten des Wolfstrapps Nektar- und Pollenquelle. Unter ihnen sind nur wenige auffällige und daher allgemein bekannte Arten, wie etwa verschiedene Schmetterlingsarten. Der Blütenbau begünstigt vor allem den Besuch durch Insekten mit kurzen Mundwerkzeugen wie kleine Wildbienen, Wespen und vor allem Fliegen. Letztere machen etwa 2/3 der beobachteten Arten aus. Die durch ihr z.T. bizarres Aussehen faszinierenden Tiere unterscheiden sich nicht nur durch Größe, Farbe und Körperbau, sondern auch durch ihre Lebensweise und ihre Funktion im Naturhaushalt. Viele spielen bei der Regulierung von Schädlingen eine Rolle, als Gesundheitspolizei oder beim Recycling von Nährstoffen. 


Zu den Schmetterlingen, die die kleinen weißen Blüten des Wolfstrapps wegen ihres reichen Nektarangebotes aufsuchen, gehört auch das Pfauenauge. Seinen Namen verdankt das Pfauenauge den auffälligen blau-schwarzen bzw. braun-schwarzen, von einem breiten weißen Kreis umgebenen Flecken auf den Spitzen der rostroten Oberseite der Vorder- und Hinterflügel. Diese erinnern an die Federzeichnung der Männchen von Pfauen mit der blau irisierenden Augenzeichnung auf den Enden der Federn der beeindruckenden Schleppe dieser Vögel. Diese Augenflecken dienen der Abschreckung von Fressfeinden. Fotos: M. Neitzke


Honigbienen (links) und verschiedene Wildbienen wie beispielsweise Furchenbienen (Lasioglossum spec., rechts) profitieren von dem Nektar- und Pollenangebot des Wolfstrapps. Als Gegenleistung werden die Blüten von ihnen bestäubt. Fotos: M. Neitzke


Die Wildbiene mit dem längsten Rüssel unter den Blütenbesuchern des Wolfstrapps ist die Ackerhummel (Königin: 13-15 mm, Arbeiterin: 12-13 mm, Drohne: 10-11 mm). Sie kann daher auch Blüten mit einer deutlich tieferen Nektarbergung als bei den Blüten des Wolfstrapps nutzen. Fotos: M. Neitzke

Wespen, die sich als erwachsene Tiere von Nektar, Honigtau und Baumsäften ernähren, sind aufgrund ihrer kurzen Mundwerkzeuge auf Blüten mit offen dargebotenem Nektar oder Blüten in denen der Honig nicht sehr tief geborgen ist, angewiesen. Obgleich erwachsene Wespen überwiegend Vegetarier sind, versorgen viele Arten ihren Nachwuchs mit tierischen Proteinen. Dabei ist ihr Vorgehen durchaus unterschiedlich. Während einige Arten Jagd auf die erwachsenen Tiere oder Larven andere Insektenarten machen und diese betäubt als Proviant für die Larven in ihre Nester bringen, legen andere Arten ihre Eier direkt in die Larven anderer Insekten, in denen sich ihr Nachwuchs dann als Parasit ernährt. Die Larven der Echten Blattwespen ernähren sich dagegen rein vegetarisch. An den Blüten des Wolfstrapps geben sich Vertreter der verschiedenen Strategien ein Stelldichein. 


Die erwachsenen Tiere der Echte Blattwespen sind überwiegend Blütenbesucher. Ihre Larven gehören ebenfalls zu den Vegetariern unter den Wespen und ernähren sich von Pflanzenblättern. Vertreter aus der Familie der Echten Blattwespen, die die Blüten des Wolfstrapps für eine Nektarmahlzeit aufsuchen sind die 9-12 mm lange, schwarz gelb gemusterte Tenthredo marginella/thompsoni (es gibt keinen deutschen Namen) und die deutlich kleinere, nur 6-5 mm lange Rübsenblattwespe (Athalia rosae). Fotos: M. Neitzke


Die auffällig schwarz gelb gemusterte Bienenjagende Knotenwespe (Cerceris rybyensis) mit der ausgedehnten hellgelben Gesichtsmaske gehört zu den Grabwespen. Sie nutzt den Wolfstrapp sowohl als Jagdrevier als auch als Nektarbar. Fotos: M. Neitzke


Während sich die erwachsenen Tiere der Bienenjagende Knotenwespe (Cerceris rybyensis) von Nektar und Pollen ernähren (links), wird die Brut mit tierischem Eiweiß versorg. Allerdings gehört die Kleine Mistbiene (Syritta pipiens), die die Wolfstrapppflanze, auf deren Sproßspitze eine bienenjagende Knotenwespe ihren Lauerposten bezogen hat, ebenfalls ansteuert, nicht zu den Beutetieren dieser Wespen (rechts). Fotos: M. Neitzke


Die Bienenjagende Knotenwespe jagt keine Honigbienen, sondern verschiedene Wildbienen, denen sie im Schutz der Blätter des Wolfstrapps nachspürt (rechts). Zu ihren bevorzugten Opfern gehören Arten aus der Familie der Sandbienen sowie der Familie der Furchenbienen, beispielsweise die Gemeine Furchenbiene (links).. Die Beute wird durch einen Stich vorübergehend gelähmt und als Proviant für die Larven in einem zuvor gegrabenen Nest deponiert. Fotos: M. Neitzke


Eine Schwarzfühler-Hakenwespe (Ancistrocerus nigricornis) (Lehmwespe) sucht die Blüten des Wolfstrapps für eine

Nektarmahlzeit auf. Während sich die erwachsenen Tiere von Nektar, Pflanzensäften und Honigtau ernähren, wird der Nachwuchs mit tierischem Eiweiß aufgezogen. Es handelt sich in erster Linie um erbeutete und betäubte Raupen von Kleinschmetterlingen, oft von Wicklern (Tortricidae). Unter den Wicklern gibt es Arten, die in der Land- und Forstwirtschaft als Schädlinge auftreten. Die Schwarzfühler-Hakenwespe kann so einen Beitrag zur Regulierung der Schädlinge leisten. Das Weibchen baut seine Nester in kleinen Hohlräumen, meist hohlen Pflanzenstengeln oder Käferfraßgängen in Holz. Ein Nest besteht aus einer Reihe von Brutzellen, die durch Lehmwände (daher der Name Lehmwespe) getrennt sind. Jede Zelle wird mit einem Ei bestückt und mit betäubten Raupen als Proviant versorgt. Fotos: M. Neitzke


Zu den Blütenbesuchern des Wolfstrapps gehören auch Pillenwespen (Eumenes spec.), die aufgrund der geringen Länge (etwa 4 mm) ihrer kurzen Mundwerkzeuge, auf Blüten mit leicht erreichbarem Nektar, angewiesen sind.[12] Die erwachsenen Tiere ernähren sich nämlich von Nektar und Honigtau, ihre Brut versorgen sie dagegen mit tierischer Nahrung. Als Larvenproviant dienen Raupen von Spannern, zu denen auch eine Reihe von Schädlingen gehören. Sie können daher regulierend in den Bestand dieser Insekten eingreifen. Die schwarz gelb gefärbten Pillenwespen fallen durch ihren ungewöhnlichen Körperbau bestehend aus der fast kugeligen Brust und dem „gestielten“ Hinterleib auf. Fotos: M. Neitzke


Eine Töpferwespe (Eumenes spec.) demonstriert den Vorteil der quirligen Anordnung der Blüten. Ohne viel Energieaufwand, können sie über den Blütenquirl von Blüte zu Blüte spazieren und eine Blüte nach der anderen auf das vorhandene Nahrungsangebot untersuchen. So können viele Blüten mit nur einem Anflug besuchen werden. Fotos: M. Neitzke

Eine ganz andere Form der Brutfürsorge ist bei den Schmalbauchwespen bzw. Gichtwespen (Gasteruptiidae) verwirklicht. Während sich auch in dieser Familie die erwachsenen Tiere von Pollen und Nektar ernähren, entwickeln sich ihre Larven als Parasiten anderer Insekten. Bei den Vertretern der Schmalbauchwespen (Gasteruptiidae) handelt es sich also um Brut bzw. Futterparasiten. Parasitiert werden verschiedene Solitärbienen, also Bienen, die ihren Nachwuchs ohne die Hilfe von Artgenossen versorgen. Das Weibchen dieser Wespe führt ihren langen Hinterleib (Abdomen) und ihren noch längeren Legebohrer (Ovipositor) in ein Bienennest ein und legen ihre Eier in die Brutzellen der Bienen. Die Larven ernähren sich von dem Pollenproviant in der Brutzelle und evtl. auch von den Bienenlarven und Eiern.


Die erwachsenen Tiere der „Gichtwespe“ oder „Schwarzfüßigen Hungerwespe“ (Gasteruption jaculator) ernähren sich von Pollen und Nektar. Die Larven sind Brut- bzw. Futterparasiten bei hohlraumbewohnenden Solitärbienen. Die Weibchen legen mit Hilfe des mehr als körperlangen Legebohrers mit weißer Spitze ihre Eier in die Brutzellen der Bienen. Foto: M. Neitzke


Eine „Gichtwespe“ oder „Schwarzfüßigen Hungerwespe“ (Gasteruption jaculator) balanciert über die in einem Quirl in den Blattachseln angeordneten Blüten des Wolfstrapps, um aus einer Blüte nach der anderen den Nektar zu trinken. Fotos: M. Neitzke

Bei 2/3 der über 30 beobachteten Insektenarten handelt es sich um Fliegen aus unterschiedlichen Familien. Etwa die Hälfte der Arten gehört zu der Familie der Schwebfliegen (Syrphidae). Die erwachsenen Schwebfliegen ernähren sich vegetarisch von Pollen und Nektar und spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen. So einheitlich sich die erwachsenen Tiere hinsichtlich ihrer Ernährungsbiologie verhalten, so unterschiedlich ist dagegen die Ernährungsweise der Larven der Schwebfliegen. Dementsprechend erfüllen sie auch unterschiedliche Funktionen im Naturhaushalt. Larven, die sich überwiegend von fauligen organischen Stoffen (saprophag) oder abgestorbenem organischen Material ernähren, übernehmen eine wichtige Rolle bei der Rückführung der Nährstoffe und damit im Nährstoffkreislauf von Lebensräumen. Larven, die sich von anderen kleineren Insekten, vor allem von Blattläusen ernähren, spielen dagegen eine wichtige Rolle bei der Schädlingsbekämpfung. 


Die Gemeine Langbauchschwebfliege (Sphaerophoria scripta) ist eine schlanke Schwebfliege, deren langgestreckter Körper ein

auffälliges gelb-schwarzes Streifenmuster aufweist (links: Männchen, rechts: Weibchen). Die Larven ernähren sich von Blattläusen, die erwachsenen Tiere von Nektar und Pollen. Die Weibchen legen bis zu 1000 Eiern in Blattlauskolonien ab. Fotos: M. Neitzke


Die Larven der Kleine Schwebfliege (Syrphus vitripennis) fressen verschiedene Blattlausarten, die erwachsenen Tiere Nektar (links) und Pollen (rechts). Eine Larve der Kleinen Schwebfliege verzehrt zwischen 440 und 1100 Blattläuse in ihrem Leben. Fotos: M. Neitzke


Die Larven der Zweiband-Wespenschwebfliege (Chrysotoxum bicinctum) ernähren sich von Wurzelläusen, die erwachsenen Tiere von Nektar und Pollen. Ihren volkstümlichen Namen verdanken diese Schwebfliegen den zwei gelben Binden auf dem schwarzen Hinterleib, mit denen sie die Zeichnung einer Wespe nachahmen. Fotos: M. Neitzke

Die Larven der Gemeinen Keulenschwebfliege (Syritta pipiens), der Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus), der Mittleren Keilfleckschwebfliege (Eristalis interrupta Syn. E. nemorum), und der Mistbiene oder Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege (Eristalis tenax) ernähren sich von faulendem, verrottendem organischen Material und spielen daher eine wichtige Rolle im Nähstoffkreislauf.[17]


Die Kleine Mistbiene oder Gemeine Keulenschwebfliege (Syritta pipiens) gehört zu den häufigsten Schwebfliegen in Mitteleuropa, wird aber wegen ihrer geringen Größe von nur 7-9 mm häufig übersehen. Ihren deutschen Trivialnamen „Gemeine Keulenschwebfliege“ verdankt sie den auffällig keulenförmig verdickten Hinterschenkeln. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Nektar und Pollen und Honigtau, wie hier an den Blüten des Wolfstrapps. Wenn sich dann auch noch die Gelegenheit zur Paarung ergibt, umso besser. Die Larven fressen faulendes, verrottendes Pflanzenmaterial. Fotos: M. Neitzke


Die auffällig gelb-schwarz gemusterte Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus) ernährt sich als erwachsenes Tier von Nektar links) und Pollen (rechts). Die Larven entwickeln sich in stehenden, nährstoffreichen Gewässern. Die Ernährung erfolgt durch Filtrieren von faulenden Stoffen. Sie gehören zu den sog. „Rattenschwanzlarven“. Sie besitzen am hinteren Körperende ein aus 3 Abschnitten bestehendes schwanzähnliches Atemrohr. Diese Abschnitte können teleskopartig ausgestülpt werden. Mit Hilfe dieser ausgestülpten Atemröhre können die Tiere beim Aufenthalt unter Wasser Sauerstoff in ihre Atmungsorgane (Tracheensystem) aufnehmen. Fotos: M. Neitzke


Aufgrund ihrer oberflächlichen Ähnlichkeit mit einer Honigbiene und ihres oft massenhaften Auftretens in der Nähe von Misthaufen wird die Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege (Eristalis tenax) vom Volksmund wenig schmeichelhaft als „Mistbiene“ tituliert. Die große bienenähnliche Gemeine Keilfleckschwebfliege beteiligt sich an der Bestäubung, in dem sie eine Vielzahl von Blüten zwecks Nahrungssuche aufsucht. Ihre Larven sind in den Nährstoffkreislauf eingebunden. Sie leben in fauligem Wasser, in Jauchegruben, verwesendem Aas, Kuhfladen und fressen faulende organische Stoffe. Fotos: M. Neitzke


Die Männchen der Gemeinen Keilfleck-Schwebfliege (Eristalis pertinax) besitzen einen langen kegelförmigen Hinterleib. Deutlich sind auch die zwei charakteristischen orangegelben Flecken auf dem 2. Hinterleibsabschnitt zu erkennen. Bei den Weibchen sind diese häufig deutlich weniger auffällig ausgeprägt. Da auch diese Schwebfliege eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Biene aufweist und sich gerne in lichten Wäldern aufhälft, wird sie im Volksmund auch als Wald-Mistbiene bezeichnet. Auch ihre Larven leben in fauligem Wasser, in Jauchegruben, verwesendem Aas und ähnlichem.[9]


Nach der Nektarmahlzeit ist erst mal eine Putzaktion angesagt. Fotos: M. Neitzke


Die erwachsenen Tiere der zu den Echten Fliegen gehörenden Gefleckten Hausfliege (Graphomya maculata) ernähren sich von Nektar, Honigtau und Baumsäften, ihre Larven dagegen räuberisch von anderen Fliegenmaden. Die Weibchen legen ihre Eier in Mist- und Komposthaufen und in schlammigen Bereichen von Gewässern mit hohem Anteil verrottender Pflanzenbestände ab. Hier gehen dann die geschlüpften Maden auf die Jagd. Während die Weibchen nur zweifarbig schwarz-weiß gezeichnet sind, kommen die Männchen dreifarbig mit orangeroten Anteilen auf dem schwarz-weiß gemusterten Hinterleib daher (s.o.). Fotos: M. Neitzke.

Zwei weitere Familien, deren Arten als erwachsene Tiere ihren Kohlenhydratbedarf mit dem Nektar der Blüten des Wolfstrapps decken sind die Schmeiß- und Fleischfliegen. Daneben ernähren sie sich auch von austretenden Flüssigkeiten an Aas und Kot. Die Larven entwickeln sich überwiegend in Aas und Kot. Sie spielen daher eine wichtige Rolle bei der Nährstoffrückführung und als Gesundheitspolizei.


Die Länge des ausgestreckten Rüssels beträgt bei den Fleischfliegen der Gattung Sarcophaga 3-4 mm.[12] Damit erlaubt er ihren Besitzern den problemlosen Zugang zu dem Nektar der kleinen Blüten des Wolftrapps (links). Daneben ernähren sie sich, wie auch die metallisch grünen Goldfliegen, ebenfalls von austretenden Flüssigkeiten an Aas, in das sie auch ihre Eier ablegen (rechts). Fotos: M. Neitzke


Mit ihrem nur 3 mm langen Rüssel [12] können die metallisch grün glänzenden Goldfliegen nur offen dargebotenen Nektar oder Nektar in Blüten mit kurzer weiter Blütenkronröhre wie bei den Blüten des Wolfstrapps nutzen (links). Die zu den Schmeißfliegen gehörenden Goldfliegen ernähren sich neben Pollen und Nektar aber auch von tierischen Ausscheidungen, in die sie auch ihre Eier ablegen (rechts). Fotos: M. Neitzke


Die nur 5-9 mm lange Augenstreifen-Schmeißfliege (Stomorhina lunata) fällt durch die markante grau-schwarze Streifenzeichnung auf der Brust und dem Schildchen auf. Das Hinterteil der Männchen zeigt ein Muster aus einem schwarzen, mittig verlaufenden Längstreifen sowie schwarzen Querstreifen auf gelbem Grund (links). Der Name dieser Fliegenart ist auf die irisierenden Längsstreifen auf der Augenoberfläche zurückzuführen. Während bei den Weibchen die ganze Fläche der Augen diese Längsstreifen aufweist, zeigt bei den Männchen lediglich die untere Hälfte der dicht beieinanderstehenden braunroten Facettenaugen diese Streifen. Die Eier werden in verschiedenen Feldheuschrecken abgelegt, in denen sich dann die Maden entwickeln. Diese Fliegenart hat somit eine wichtige Funktion bei der Bestandsregulierung der Heuschrecken. Fotos: M. Neitzke


Die erwachsenen Tiere der Igelfliegen (Tachina spec.) ernähren sich von Nektar und Pollen. Die borstig behaarten Tiere können in ihrem Haar- und Borstenkleid leicht Pollen übertragen. Die Larven leben als Parasiten in Schmetterlingsraupen, v.a. in Raupen von Eulenfaltern. Fotos: M. Neitzke

Der Wolfstrapp wird auch von auffallend vielen Wanzen besucht. Obwohl Wanzen hauptsächlich Pflanzensaftsäuger sind, sind manche auch einer Nektarmahlzeit nicht abgeneigt.


Der etwa 6,6 -7,7 mm lange Gemeine Nimrod, auch als Rote Weichwanze (Deraeocoris ruber) bekannt, tritt in verschiedenen Farbvarianten auf. Zu Besuch auf den Blüten des Wolfstrapps ist auf den Abbildungen die rot-orangene Farbvarianten mit auffälligem gelbem Schildchen und orangenen Deckflügelspitzen. Sowohl die erwachsenen Tiere als auch die Larven leben räuberisch. Sie fressen kleine Insekten, insbesondere Blattläuse und gelten daher als Nützlinge in der Land- und Forstwirtschaft. Wie die Abbildungen zeigen sind die erwachsenen Tiere aber auch für eine leicht zugängliche Nektarmahlzeit zu haben. Fotos: M. Neitzke


Die Schildkrötenwanze (Eurygaster testudinaria) besiedelt feuchte, sumpfige und sogar moorige Lebensräume. Die 8-11 mm großen Tiere weisen einen ovalen Körperumfang auf. Ihre Körperfärbung ist sehr variabel und umfasst die verschiedensten Brauntöne. Sowohl die erwachsenen Tiere als auch die Larven saugen vor allem an Seggen, Binsen und Gräsern. Man findet sie aber auch auf Arten anderer Pflanzenfamilien. Fotos: M. Neitzke


Ein spätes Nymphenstadium des Kurzhorn-Buschräuber oder auch Ameisen-Sichelwanze (Himacerus mirmicoides Syn. Nabis mirmicoides), ist zu Besuch auf den Blüten des Wolftrapps. Diese Wanzenart gehört zu den Sichelwanzen. Die weiße Zeichnung des Hinterleibes täuscht die schmale Taille einer Ameise vor. Sowohl die erwachsenen Tiere als auch die Larvenstadien leben überwiegend räuberisch. Eine Nektarmahlzeit wird aber offensichtlich auch nicht verschmäht. Weichkäfer (Cantharis nigra, links) gehören offensichtlich nicht zum Beutespektrum. Fotos: M. Neitzke

Im Spätsommer werden die Bestände des Wolfstrapps zum Jagdgebiet der Spinnen, die ihre Netze zwischen den Stängeln der einzelnen Pflanzen aufspannen.


Eine Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) hat ihr Netz zwischen den Stängeln des Wolfstrapps aufgespannt und wartet auf Beute. Foto: M. Neitzke

Die Spinnen locken wiederum weitere Insekten an, die an ihrer Beute interessiert sind, wie beispielsweise die bizarr anmutende Skorpionsfliege (Panorpa communis). Sowohl der Kopf als auch die letzten Hinterleibsabschnitte sind so ungewöhnlich gebildet, dass sie der Familie und Ordnung ihren Namen gegeben haben. Der zu einem langen Schnabel ausgezogene Kopf erinnert an die Schnabelmasken der Pestärzte, die sog. Pestmasken. Besonders eigentümlich sind die Hinterleibsabschnitte der Männchen ausgestaltet. Während diese bei den Weibchen kegelförmig sind, weisen die der Männchen eine eigenartige, kurze dicke Greifzange auf, die bei der Begattung eine wichtige Rolle spielt. Zudem werden die letzten Hinterleibsabschnitte nach oben und vorn umgeschlagen getragen. Diese Haltung erinnert an das Aussehen des Schwanzes eines Skorpions und hat zu dem Namen „Skorpionsfliege“ geführt.[3,4 ,17, 18] Die 16-20 mm großen Tiere ernähren sich vor allem von geschwächten, verletzten oder toten Insekten und übernehmen damit die Rolle einer Gesundheitspolizei. Daneben scheuen sie nicht davor zurück, Spinnen ihre Beute streitig zu machen. Dank ihrer Kletterkünste können sich die Skorpionsfliegen leicht in einem Spinnennetz über die gesponnenen Fäden bewegen, um zu einem im Netz gefangenen Insekt zu gelangen und es zu vertilgen.


Während eine Herbstspinne in ihrem zwischen den Stängeln des Wolfstrapps aufgespannten Netz auf Beute lauert, wartet bereits im Hintergrund eine Skorpionsfliege und beäugt das Geschehen im Spinnennetz aufmerksam. Foto: M. Neitzke


Für dieses Mal schleicht die Skorpionsfliege umsonst erwartungsvoll in der Nähe des Netztes der Herbstspinne herum. Die Besitzerin des Netzes hat kein Jagdglück. Fotos: M. Neitzke








Die Skorpionsfliege wendet ihre Aufmerksamkeit von dem Spinnennetz und der glücklosen Spinne ab und den Blüten des Wolfstrapps zu. Auf das Nektarangebot der zierlichen Blüten ist immer Verlass. Fotos: M. Neitzke






Auch die Skorpionsfliege kann bei ihrem Blütenbesuch Pollen an ihrem Körper abstreifen und so gelegentlich als Pollenüberträger wirken.[12] Fotos: M. Neitzke

Literatur


  1. Abdul Aziz, A., Khan, I. A. & S. H. Munawar (2014): Role of Lycopus europaeus methanolic extract in the enhancement of wound healing activity in experimental rats. Int. J. Pharm. Sci., 4: 434-437. 
  2. Al-Snafi, A. E. (2019): A review on Lycopus europaeus. A potential medicinal plant. Journal of Pharmacy (IOSR), 9: 80-88.
  3. Bäumler, S. (2012): Heilpflanzenpraxis heute, Band 1 Arzneipflanzenporträts. 2. Aufl. Urban & Fischer, München, 701 S.
  4. Bellmann, H. (1999): Der neue Kosmos-Insektenführer. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos, Stuttgart, 446 S.
  5. Bellmann, H. (2017): Bienen Wespen Ameisen. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos, Stuttgart, 334 S.
  6. Brauns, A. (1976): Taschenbuch der Waldinsekten. Band 1. Systematik und Ökologie, 3. Aufl., Stuttgart, Fischer Verlag, 443 S.
  7. Düll, R. & H. Kutzelnigg (1994): Botanisch-ökologisches Exkursionstaschenbuch. 5. Aufl., Quelle & Meyer, Heidelberg, Wiesbaden, 590 S.
  8. Fialová, S., Slobodniková, L., Veizerová, L. & GranČai, D. (2015): Lycopus europaeus: phenolic fingerprint, antioxidant activity and antimicrobial effect on clinical Staphylococcus aureus strains. Nat. Prod. Res., 29: 2271-2274.
  9. https://www.naturspaziergang
  10. https://www.wildbienen.de
  11. Jäger, E.J. (Hrsg.) (2011): Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. 20. Aufl., Springer Spektrum, Berlin Heidelberg.
  12. Kugler, H. (1970): Blütenökologie, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 345 S.
  13. Lindman, C.A. M. (1901-1905): Bilder ur Nordens Flora.
  14. López, V., Akerreta, S., Casanova, E., García-Mina, J. M., Cavero, R. Y. &M. I. Calva (2007): In vitro antioxidant and anti-rhizoporus activities of Lamiaceae herbal extracts. Plant Foods Hum. Nutr., 62: 151-155.
  15. Müller, H. (1873): Die Befruchtung der Blumen durch Insekten. Leipzig.
  16. Radulović, N., Denic, M., Stojanovic-Radic, Z. & D. Skropeta (2012): Fatty and volatile oils of the gypsywort Lycopus europaeus and the gaussian-like distribution of its wax alkanes. 2165-2185. https://ro.uow.edu.au/scipapers/4708
  17. Revoltella, S., Baraldo, G., Waltenberger, B., Schwaiger, S., Kofler, P., Moesslacher, J., Huber-Seidel, A., Pagitz, K., Kohl, R., Jansen-Duerr, P. & H. Stuppner (2018): Identification of the NADPH oxidase 4 inhibitory principles of Lycopus europaeus. Molecules 2018, 23, 653; doi:10.3390/molecules23030653
  18. Schilcher, H. & S. Kammerer (2003): Leitfaden Phytotherapie. 2. Aufl., Urban & Fischer, München, Jena, 998 S.
  19. Schönfelder, I. & P. Schönfelder (2010): Der Kosmos Heilpflanzenführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 446 S.
  20. Trajčíkova,E., Kurin, E., Slobodníková, L., Straka, M., Lichváriková, A., Dokupilová, S., Čičová, I., Nagy, M., Mučaji, P. & Bittner Fialová, S. (2020): Antimicrobial and antioxidant properties of four Lycopus taxa and an interaction study of their major components. Molecules, 2020, 25, 1422, doi:10.3390/molecules25061422.
  21. Wendelberger E. (1986): Pflanzen der Feuchtgebiete. Gewässer, Moore, Auen. Spektrum der Natur. Büchergilde Gutenberg. Lizenzausgabe der BLV Verlagsgesellschaft mbH, München. 222 S.
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