Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus)

Gemeine Sumpfschwebfliege (Helophilus pendulus) – die Fußballerspielerin unter den Schwebfliegen

Steckbrief:


Körperlänge: ♀: 8-14 mm, ♂: 10-14 mm

Flügellänge: 8,5-11,25 mm

Farbe: Hinterleib: Grundfarbe gelb mit schwarzem Streifenmuster, das entfernt an das einer Wespe erinnert, Oberseite der Brust schwarzbraun mit 4 hellen Längsstreifen, gelbes Gesicht mit schwarzer Mittellinie.


Wichtige Merkmale der Gemeinen Sumpfschwebfliege auf einen Blick. Foto: M. Neitzke

Artbeschreibung:


Die Gemeine Sumpfschwebfliege gehört zur Familie der Schwebfliegen (Syrphidae) aus der Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Die kräftige, 8-14 mm lange Fliege mit einer Flügelspannweite von bis zu 22,5 mm imitiert mit ihrer schwarz-gelben Streifenzeichnung das Erscheinungsbild einer Wespe, um Fressfeinde zu täuschen.[2, 4, 5, 6, 7, 8] Während die schwarz-gelbe Zeichnung des Hinterleibes der des Vorbildes relativ nahe kommt, treten schwarz-gelbe Längsstreifen auf der Brust bei keiner einheimischen Wespenart auf. Diesen 4 hellen Längsstreifen auf der schwarzbraunen Oberseite der „Brust“ (Mesonotum) hat die Sumpfschwebfliege im englischsprachigen Raum den Trivialnamen „The Footballer“ also die Fußballspielerin oder der Fußballspieler zu verdanken, ähnelt diese Muster doch dem Oberteil mancher Fußballtrikots. Die schwarze Zeichnung der gelblichen Hinterleibsabschnitte besteht dagegen aus Querstreifen mit einem Balken in der Mitte. Der 4. Hinterleibsabschnitt trägt dagegen zwei weißgelbliche, längliche, etwas gekrümmte, an ein Komma erinnernde Flecken, die in der Mitte getrennt sind. Das Schildchen ist gelblich braun.[6, 7]


Die harmlose Gemeine Sumpfschwebfliege ahmt mit ihrer gelb-schwarzen Musterung die Zeichnung einer mit einem Stachel bewehrten Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) nach. Fotos: M. Neitzke


Ein wichtiges Erkennungsmerkmal dieser Art am Kopf ist die schwarze Strieme im blassgelben Gesicht. Die Antennen sind schwarz und tragen jeweils haben eine lange gelbe Borste.[6, 8]


Wichtige Erkennungsmerkmale am Kopf der Gemeinen Sumpfschwebfliege. Foto: M. Neitzke

Der Körper ist dicht behaart. Die Behaarung auf der Körperunterseite ist deutlich länger als die auf der Oberseite des Körpers.

Wenn sich die Schwebfliege bei der Nahrungssuche über die Blüten hinwegbewegt bleibt der Pollen aus den Staubbeuteln in der dichten Körperbehaarung haften und kann zu den Narben anderer Blüten transportiert werden. Die Schwebfliegen spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung der von ihnen besuchten Pflanzen.


In der Behaarung des Fliegenkörpers bleiben die Pollen der besuchten Blüten haften und können so von Blüte zu Blüte transportiert werden. Deutlich sind auf dem rechten Bild die gelben Pollen in den Haaren auf der Bauchseite der Fliege zu erkennen. Auffallend sind auch die stark verdickten schwarz-roten Hinterschenkel. Fotos: M. Neitzke

Verwechselungsmöglichkeiten bestehen mit der nur geringfügig größeren Großen Sumpfschwebfliege (Helophilus trivittatus) und der etwa gleich großen Hellen Sumpfschwebfliege (Helophilus hybridus). Während sich die 3 Arten mit ihren Längsstreifen auf der schwarzen bis schwarzbraunen Oberseite der Brust kaum voneinander unterscheiden, bestehen deutliche Unterschiede in der Zeichnung des Hinterleibes und der Farbe des Mittelstreifens im Gesicht. Im Unterschied zu den hellen langen Flecken auf dem schwarzen 4.Hinterleibsabschnitt der Gemeinen Sumpfschwebfliege, die in der Mitte deutlich getrennt sind, bilden diese bei der Großen Sumpfschwebfliege eine geschlossene bogenförmige Binde.[7] Bei der Hellen Sumpfschwebfliege fehlen die hellen Flecken auf den letzten Hinterleibsabschnitten.[6]


Die helle Zeichnung auf dem schwarzen 4. Hinterleibsabschnitt ist bei der Gemeinen Sumpfschwebfliege (links) in der Mitte getrennt ist, während sie bei der Großen Sumpfschwebfliege Mitte) eine geschlossene bogenförmige Binde bilden. Bei der Hellen Sumpfschwebfliege (rechts) fehlen sie. Fotos: M. Neitzke

Lebensweise:


Die erwachsenen Tiere sind von April bis Oktober in verschiedenen Offenland-Lebensräumen anzutreffen.[7] Sie fliegen in 2 Generationen und ernähren sich von Pollen und Nektar. Es werden die Arten verschiedener Familien angeflogen. Mit ihrem mittellangen Rüssel nutzt sie sowohl Blüten mit frei dargebotenem Nektar wie bei den Blüten des Efeus (Hedera helix) als auch Blüten mit kurzer und mittellanger Blütenkronröhre, wie z.B. die 4-7 mm langen Blüten des Teufelsabbisses (Succisa pratensis) aus der Familie der Kardengewächse (Dispacaceae), die etwa 2cm langen Röhrenblüten des Wasserdostes (Eupatorium cannabinum) aus der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae) und  die 4-6 mm langen Blüten des Gewöhnlichen Dostes oder Wilder Majorans (Origanum vulgare) aus der Familie der Lippenblütengwächse (Lamiaceae). Die Blüten des Tüpfel-Hartheus (Hypericum perforatum) aus Familie der Hartheugewächse (Hypericaceae) bilden keinen Nektar, sie bieten aber große Mengen von Pollen, die auch gerne geerntet werden.


Mit dem Saugpolster an ihrem Rüssel schleckt die Sumpfschwebfliege den Nektar von dem Nektarium auf dem Fruchtknoten der Efeublüte. Fotos: M. Neitzke


Auf dem linken Bild ist eine Gemeine Sumpfschwebfliege bei der Pollenmahlzeit an dem Staubbeutel eines Staubblattes einer Efeublüte und auf dem rechten an den Staubbeuten des Hartheus zu sehen. Fotos: M. Neitzke


Bei den 4-7 mm langen Blüten des Teufelsabbisses, die eine weite Blütenkronröhre besitzen und den 4-6 mm langen weiten Blüten des Dosts kann das Nektar- und Pollenangebot genutzt werden. Fotos: M. Neitzke


Auch bei den Blüten des Gewöhnlichen Wasserdostes werden sowohl Nektar als auch Pollen verzehrt. Während die kleine Schwebfliege durch das Dickicht der Staubblätter und Griffel „pflügt“ pudert sie sich ausgiebig mit dem Pollen ein. Fotos: M. Neitzke


Auch der selten gewordene Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) wird für eine Nektar- und Pollenmahlzeit aufgesucht. Foto: M. Neitzke

Auch wenn der Rüssel für die lange Kronröhre des Seifenkrauts (Saponaria officinalis) zu kurz ist, so können doch die weit aus der Kronröhre herausragenden Staubbeutel für einen Pollenmahlzeit genutzt werden. Foto: M. Neitzke


Auch der Nektar der trichterförmigen, 4-6 mm langen Blüten der Ackerminze ist für die Sumpf-Schwebfliege erreichbar. Fotos: M. Neitzke 


Die Sumpfschwebfliege bei der Paarung auf einem Blatt des Feldahorns. Fotos: M. Neitzke


Bei den sich paarenden Sumpf-Schwebfliegen ist deutlich der für die Geschlechter der Schwebfliegen charakteristische  Unterschied hinsichtlich des Abstandes der Augen zu erkennen. Bei den Männchen stehen die Augen deutlich enger beieinander als bei den Weibchen. Fotos: M. Neitzke

Die Larven entwickeln sich in stehenden, nährstoffreichen Gewässern. Die Ernährung erfolgt durch Filtrieren von faulenden Stoffen. Sie gehören zu den sog. „Rattenschwanzlarven“. Sie besitzen am hinteren Körperende ein aus 3 Abschnitten bestehendes schwanzähnliches Atemrohr. Diese Abschnitte können teleskopartig ausgestülpt werden. Mit Hilfe dieser ausgestülpten Atemröhre können die Tieren beim Aufenthalt unter der Wasser Sauerstoff in ihre Atmungsorgane (Tracheensystem) aufnehmen.[1] 


Die Art ist als Wanderart bekannt und dadurch bei uns im Hochsommer besonders häufig zu finden.[7] Sie wird regelmäßig auf dem Bertolet-Pass (1923 m ü. NN) in den Walliser Alpen bei ihren Wanderungen in Richtung Süden und Südwesten nachgewiesen.[3] Die Wanderungen liegen zwischen Juli und Oktober. 



Literatur:


  1. Bastian, O. (1986): Schwebfliegen, Neue Brehm-Bücherei, Band 576, Ziemsen, Wittenberg.
  2. Chinery, M. (2002): Buch der Insekten, Parey, Berlin, Wien, 3. Aufl. 328 S.
  3. Gatter, W., Ebenhöh, H., Kimo, R., Gatter, W. & F. Scherer (2020): 50-jährigeUuntersuchungen an migrierenden Schwebfliegen, Waffenfliegen und Schlupfwespen belegen extreme Rückgänge (Diptera: Syrphidae, Stratiomyidae; Hymenoptera: Ichneumonidae). Entomologische Zeitschrift, 130: 131-142.
  4. http://www.insektenbox.de/
  5. https://www.naturespot.org.uk/species/footballer
  6. https://www.natur-in-nrw.de
  7. https://www.naturspaziergang.de
  8. Kormann, K. (2002): Schwebfliegen und Blasenkopffliegen Mitteleuropas. Fauna Naturführer Band 1, Fauna Verlag, Nottuln, 270 S.
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