Biodiversität und Schönheit eine Erfolgsgeschichte


Verantwortung für die Zukunft einer Erfolgsgeschichte




  • Pflanzen im Dienst der Schönheitspflege – unverzichtbare Wegbegleiter durch die Jahrtausende
  • Kosmetikindustrie – bedeutender Wirtschaftszweig bereits in der Antike
  • Kosmetikindustrie und Verbraucher – Nutznießer der Biodiversität
  • Gefährdung der Biodiversität – Gefährdung vieler Erfolgsgeschichten 

             Verlust der Artendiversität – nur ein Teilaspekt der Biodiversitätskrise

             Bedrohung der Lebensräume – Ursache für Biodiversitätsverlust

             Bedrohung der genetischen Vielfalt – Problem erst auf den zweiten Blick

             Chemische Diversität als Überlebensstrategie und Rohstoffquelle

  • „Naturkosmetik“ – Renaissance einer Erfolgsgeschichte

            Chance für den Schutz der Biodiversität?

            Naturkosmetik- im Dschungel der Zertifizierungssiegel

            Deklarierung der Inhaltsstoffe – Hilfestellung nur für Eingeweihte?

  • Verantwortungsbewusstes Handeln – eine gemeinsame Strategie von Produzen-

        ten und Verbrauchern zum Schutz der Biodiversität und der mit ihr verknüpften

        Erfolgsgeschichten

  • Wahrnehmung und Wissen – Schlüssel für die Entwicklung von Verantwortung

             Biodiversität – „green Box“ oder Schatzkiste 



Biodiversität bzw. der Verlust von Biodiversität ist kein reines Umweltthema, sondern ein Thema, das auch Entwicklung, Wirtschaft, politische Stabilität und soziale Aspekte beeinflusst, so die Autoren des Weltbiodiversitätsberichts im Jahr 2019. Biodiversität steht gleich in mehrfacher Hinsicht für Erfolgsgeschichten. So ist die unfassbare Artenvielfalt des Planeten Erde nicht nur das Ergebnis der Erfolgsgeschichte „Evolution“, sondern lieferte auch das Material für viele Erfolgsgeschichten, die der Mensch im Laufe seiner Geschichte geschrieben hat (z.B. die Behandlung von Krankheiten und die Sicherung der menschlichen Ernährung). Zurzeit läuft der Mensch allerdings Gefahr, für diese, aufgrund der durch ihn verursachten weltweiten Bedrohung der Artenvielfalt, ein unrühmliches Schlusskapitel zu schreiben. Als Verbraucher/innen bewegen wir uns täglich in dem Spannungsfeld zwischen Nutznießung und Zerstörung der Biodiversität. Durch die Integration nachhaltigen Konsums in unser Leben und unseren Alltag, können wir einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten.


Welche Bedeutung Biodiversität für ein vielleicht auf den ersten Blick banales und selbstverständliches Thema in unserem täglichen Leben hat und wie wir durch ein verantwortungsbewusstes Verhalten zu ihrem Schutz beitragen können, möchte ich am Thema „Biodiversität und Schönheit“, einer Jahrtausende alten Erfolgsgeschichte beleuchten.



Pflanzen im Dienst der Schönheitspflege – unverzichtbare Wegbegleiter durch die Jahrtausende


Pflanzen und Schönheits- bzw. Körperpflege sind seit Jahrtausenden eng miteinander verknüpft. Als Bestanteile von Reinigungsmitteln, Körper- und Haarfarben, Schminke, Salben, Duftölen und Parfüms haben sie die Menschen durch alle Epochen ihrer Geschichte bis heute begleitet. Für die Verwendung spezieller Kosmetik und Düfte spielten neben dem Wunsch das Erscheinungsbild zu verschönern auch ein mythisch-religiöser, ritueller und medizinischer Hintergrund eine Rolle. Sehr gut unterrichtet über die Bedeutung, die die Menschen der Schönheits- und Körperpflege beimaßen, und welche Rolle Pflanzen bei der Herstellung der dabei benötigten Produkte spielten, sind wir für all die Kulturen, die eine Schrift als Mittel der Informationsvermittlung besaßen. Der Entschlüsselung der Keilschrift auf etwa 4500 Jahre alten Tontafeln der Sumerer verdanken wir das ältesten Seifenrezept der Welt und der Entzifferung der Hieroglyphentexte der Ägypter wichtige Informationen über Schönheits- und Körperpflege in Ägypten. So enthält das 3500 Jahre alte Papyrus Eber, das vor allem wegen seiner medizinischen Rezepte berühmt ist, auch zahlreiche Anleitungen zur Herstellung von Mitteln zur Kosmetik. Neben den Ägyptern ist uns auch von den Griechen und Römern überliefert, dass Schönheits- und Körperpflege einen hohen Stellenwert in ihrem täglichen Leben einnahm. Sie hatten sogar eigens Göttinnen, die für die Schönheit zuständig waren. Bei den Griechen war Aphrodite die Göttin der Schönheit und Liebe, bei den Römern die Göttin Venus. In Ägypten galt die Göttin Hathor als Herrin der Schönheit und Freude. Die Göttin Venus ist über die Zeit der Antike hinaus ein Sinnbild für Schönheit.  Der Handspiegel der Venus ist in seiner stilisierten Darstellung „♀“ zu einem Symbol für das weibliche Geschlecht und „Frau“ im Allgemeinen geworden. Die Göttin Venus ist nicht nur durch die Werke berühmter Künstler, sondern auch durch die Botanik unsterblich geworden. So standen die Göttin und ihre wichtigsten Kosmetikutensilien, wie Spiegel und Kamm bei der Namensgebung einiger Pflanzen Patin. Der blau blühende Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) aus der Familie der Glockenblumengewächse ist nach dem Symbol, mit dem die Göttin am häufigsten dargestellt wurde, nämlich dem Handspiegel benannt. Die Legende, die wohl zu der Namensgebung geführt hat, besagt, dass die in der Sonne glänzenden Blütenblätter von der Göttin Venus als Spiegel benutzt worden seien. 


Der Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) soll der Göttin Venus mit seinen in der Sonne glänzenden Blütenblättern als Spiegel gedient haben. Foto M. Neitzke


Die Verwendung von Spiegeln war aber nicht nur den Göttinnen wie Venus und Aphrodite vorbehalten, sondern auch „sterbliche Frauen“ benutzen dieses Schönheitsutensil der Venus ausgiebig. So sind uns zahlreiche Darstellungen von Toiletten- und Badeszenen überliefert auf denen Frauen mit Spiegeln zu sehen sind, die sich ihrer Schönheitspflege widmen oder einfach nur sich selbst betrachten, wie auf der „Pausimache-Stele“. 


Replik der Pausimache Stele, aus dem Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. Das Relief zeigt Pausimache, die sich einen Handspiegel vor das Gesicht hält und sich eingehend betrachtet. Original im Nationalarchäologischen Museum in Athen. (Antiken Repliken Seitz)



Eine weitere Pflanze, die den Namen der Göttin Venus trägt ist der Venus-Kamm (Scandix pecten-veneris). Er verdankt seinen Namen dem Aussehen seines Fruchtstandes. Die langen Früchte stehen senkrecht und in der Regel parallel zueinander und erinnern so an die Zinken eines Kammes.



Mit Phantasie kann man in dem Fruchtstand des Venus-Kamms (Scandix pecten-veneris) einen Kamm erkennen. Foto M. Neitzke


Für die Reinigung ihres Gesichts bei der Morgentoilette soll Venus bzw. Aphrodite die Wilde Karde (Dipsacus sylvestris) genutzt haben. Am Stängel der Karde stehen sich jeweils zwei Laublätter genau gegenüber. Deren Ränder sind am Grunde mehrere Zentimeter miteinander verwachsen. Dadurch bildet sich ein Becher oder Trichter, in dem sich nach einem Regen das Regenwasser sammelt. Dieser mit Regenwasser gefüllte  Trichter wird daher im Volksmund auch Venusbad oder Bad der Aphrodite genannt.

Die sich am Stängel gegenüberstehenden Laublätter der Wilden Karde (Dipsacus sylvestris) sind am Grunde mehrere Zentimeter miteinander verwachsen, so dass sich ein Becher oder Trichter bildet. In diesem sammelt sich nach einem Regen das Regenwasser. Fotos M. Neitzke

Von der Leidenschaft der Griechen und Römer für Kosmetik und Körperpflege zeugen auch die phantasievoll gestalteten Behälter für Kosmetik- und Körperpflegeartikeln. Repliken eines Korinthischen Aryballos (650-625 v. Chr.) in Form einer Eule aus dem 7. Jahrhundert vor Chr. und eines römischen Salb- und Parfümgefäßes in Form eines Ebers zeigen den Einfallsreichtum der Künstler der damaligen Zeit. Aryballoi sind kleine Gefäße für Öl und Parfüm. Der Aryballos war das bevorzugte Ölgefäß griechischer Sportler. Durch das Loch im Fuß der Eule kann ein Band gezogen werden, an dem das Gefäß aufgehängt werden kann. So lässt es sich im Badehaus einfach am Handgelenk tragen. Bei der Verwendung eines Ebermotivs für die Gestaltung eines Salb- und Parfümgefäßes vermischte der Künstler kreativ römische und keltische Elemente. Fotos: M: Neitzke




Kosmetikindustrie – bedeutender Wirtschaftszweig bereits in der Antike


Zahlreiche Pflanzen, die bei den Römern, Griechen und Ägyptern hoch im Kurs standen, haben auch heute noch ihren festen Platz in der Schönheitspflege, wie etwa Oliven-, Mandel-, Myrte- und Rosenöl oder auch Henna. Darüber hinaus verwendeten die Ägypter u.a. Lavendel, Wacholder, Datteln, Granatapfel, Anis, Mohn, Wegerich, Minze, Anis, Zimt, Kamille und Aloe vera sowie die Früchte und das Harz von Zedern, Kiefern, Myrrhe und Boswellia (Weihrauch). Dank Ovid, einem antiken römischen Dichter (43 v. Chr. – ~17 n. Chr.) und seinen ausgiebigen Ratschlägen zur Schönheitspflege sowie detaillierten Rezepten zur Herstellung von Salben und Duftölen kennen wir viele Pflanze, die im antiken Rom zur Herstellung von Schönheits- und Körperpflegemitteln verwendet wurden. Plinius dem Älteren (23 - 79 n. Chr.), dem Verfasser des umfassendsten naturwissenschaftlichen Werkes seiner Zeit, dem sein naturwissenschaftliches Interesse bei dem Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr.  zum Verhängnis wurde, verdanken wir das Rezept für das am weitesten verbreitetste Parfüm im alten Rom, das angeblich auch von Julius Caesar benutzt wurde. Als Zutaten werden Myrtenöl, Kalmus, Granatapfel, Mastix und Zypresse genannt. Einige der als Rohstoffe zur Herstellung von Parfüms und Körperpflegeprodukten verwendeten Pflanzen waren wie heute begehrte Handelsware und wichtiges Wirtschaftsprodukt. Ähnlich wie heute wurden nämlich nicht nur einheimische Pflanzen verwendet. Zahlreiche Berichte belegen einen lebhaften Handel in der damaligen antiken Welt mit begehrten Pflanzen, die zu astronomischen Preisen gehandelt wurden. Die alten Ägypter importierten das Behenöl, das aus den Samen des Merrettich- oder Moringabaumes (Moringa oleifera) gewonnen wird, aus dem nördlichen Asien. Weihrauch und Myrrhe wurden aus dem sagenumwobenen Punt nach Ägypten gebracht.



Weihrauch, das luftgetrocknete Harz der Weihrauchbäume (Boswellia spec.) war nicht nur bei den alten Ägyptern ein wichtiges Luxus- und Handelsgut. Auch bei den Römern und Griechen wurde es bei religiösen Zeremonien, zu Heilzwecken und in der Schönheitspflege verwendet.


Zimt wurde aus Südostasien importiert. Der Exportschlager des antiken Judäas war das Öl und das Harz des Arabischen Balsam-Baumes (Commiphora gileadensis). Mit seinem Handel soll König Herodes den Bau seiner Paläste finanziert haben. Die Überreste seiner Parfümproduktion haben Archäologen in den sechziger Jahren ausgraben.

Da schriftliche Quellen fehlen, ist unser Wissen über die bei den Kelten oder unseren germanischen Vorfahren verwendeten Pflanzen zur Körperpflege recht spärlich. Allerdings ist das wohl älteste Rezept auf Pflanzenbasis zur „Straffung und Festigung von schwabbelig gewordenem Gewebe“ von den Kelten überliefert. Auch die in Keltengräbern gefundenen, häufig reich verzierten Spiegel lassen ein hohes Interesse der Keltinnen an der Schönheitspflege vermuten.



Kosmetikindustrie und Verbraucher – Nutznießer der Biodiversität


Seit der Antike hat sich unser Wissen über die pflanzliche Artenvielfalt und um die Wirkung und Einsatzmöglichketen von Pflanzen in der Schönheits- und Körperpflege vervielfacht. Heute geht die Zahl der in der Kosmetikindustrie verwendeten Pflanzen in die Tausende. So enthält allein die sog. INCI-Liste (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) der Europäischen Union über 3000 Pflanzen. Diese Liste erfasst jedoch längst nicht alle in der Kosmetikindustrie verwendeten Pflanzen. Die gezielte Suche und Erforschung von für die Kosmetikindustrie bisher noch nicht bekannten Arten führen zu einer stetigen Verlängerung der Liste. Pflanzen halten eine Fülle von Inhaltsstoffen mit breitem Nutzungsspektrum für die Kosmetikindustrie bereit. Pflanzenextrakte sind multifunktional. So enthalten viele Pflanzenauszüge mit einer antioxidativen Wirkung, Verbindungen, die eine entzündungshemmende, beruhigende und regenerierende Wirkung haben oder als Hilfsstoffe in kosmetischen Präparaten zu deren Stabilität oder Bioaktivität beitragen. Pflanzen sind heute daher als Ressource zur Gewinnung neuer Inhaltsstoffe mit innovativer Wirkung in der Kosmetikindustrie gefragt wie schon lange nicht mehr. 



Die Kosmetikindustrie nutzt die unterschiedlichsten systematischen Gruppen im Reich der Pflanzen, wie z.B. Algen, Moose, Farne und Blütenpflanzen. Fotos M. Neitzke


Die Kosmetikindustrie nutzt die unterschiedlichsten systematischen Gruppen im Reich der Pflanzen, wie z.B. Algen, Moose, Farne und Blütenpflanzen. Auch das Reich der Pilze ist unter den Rohstofflieferanten für die Kosmetikindustrie durch zahlreiche Arten, darunter so bekannte Speisepilze wie Speise- und Wiesenchampignon, Pfifferling, Steinpilz und Austern-Saitling vertreten. Die verwendeten Pflanzen stammen aus allen Ländern und Lebensräumen der Erde. Aber auch Lebensräume mit extremen Bedingungen, wie z.B. heiße Quellen, Salzwasserlaken, Schwefelquellen, vulkanisches Gestein, dunkle Höhlen oder die kalten Gewässer oder das Eis der Arktis und Antarktis werden als Rohstoffquellen genutzt. Obwohl die Umweltbedingungen für das Wachstum höherer Pflanzen oder Pilzen zu ungünstig sind, existieren hier Bakterien, Mikroalgen und Mikropilze mit Eigenschaften, die in der Kosmetikindustrie genutzt werden. Die Kosmetikindustrie gehört somit zu den großen Profiteuren der Biodiversität auf unserer Erde.



Gefährdung der Biodiversität – Gefährdung vieler Erfolgsgeschichten


Es zeichnet sich jedoch seit Jahren ab, dass uns die Biodiversität in dem Umfang, wie wir sie noch heute kennen, in Zukunft nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung stehen wird. Dies bedeutet die Gefährdung vieler Erfolgsgeschichten, die die Menschen mit Hilfe der Biodiversität der Pflanzen geschrieben haben. Die Begründung der Heilkunde und der Körperpflege bzw. Kosmetik auf pflanzlicher Basis sind nur zwei Beispiele. Zahlreiche Wissenschaftler und internationale Institutionen gehen davon aus, dass wir uns zusätzlich zu einer Klimakrise in einer Biodiversitätskrise befinden. Hauptverursacher dieser Krisen ist der Mensch.




Aber was bedeutet Biodiversität und was der vielfach beschworene Biodiversitätsverlust und was können wir gegen die Bedrohung der Biodiversität tun. Der Begriff „Biodiversität“ ist ein Kunstwort, das sich aus dem griechischen „bios“, übersetzt „das Leben“  und dem lateinischen „diversitas“= „Verschiedenheit“ zusammensetzt. Frei übersetzt bedeutet „Biodiversität“ so viel wie „Biologische Vielfalt“ und beschreibt als Sammelbegriff die Vielfalt des Lebens auf der Erde.



Verlust der Artendiversität – nur ein Teilaspekt der Biodiversitätskrise


Biodiversität wird häufig vereinfacht mit Artenvielfalt gleichgesetzt. Biodiversität ist aber viel mehr als Artenvielfalt, die nur ein Teilaspekt der Biodiversität ist. Allerdings ist die Artenvielfalt in unserem Alltag auch die offensichtlichste und für uns am einfachsten zu erfassende und zu erlebende Kategorie der Biodiversität. Die Artenvielfalt beschreibt wie viele unterschiedliche Arten von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen auf der Erde oder in einem Lebensraum wie z.B.  einem Wald oder einer Wiese leben. Auch dem oberflächlichen Beobachter, der die einzelnen Pflanzen und Tiere zwar nicht benennen kann, schon gar nicht mit ihren wissenschaftlichen Namen, fällt der Unterschied in der Artenvielfalt zwischen einer bunten Blumenwiese und einem englischen Rasen oder einem artenreichen Laubwald und einem Forst, einem bunten Wegrand und einem eintönigen Grünstreifen auf. Wissenschaftler/innen, die sich mit einer Bestandaufnahme der Lebewesen in den verschiedenen Lebensräumen auf der Erde befassen, stellen seit Jahren einen Rückgang der Artenzahlen fest und schlagen Alarm. Den Forschenden zu Folge befinden wir uns heute im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit vor 65 Millionen Jahren. In den von der Weltnaturschutzunion IUCN geführten aktuellen Roten Liste vom März 2021 werden von den insgesamt 128.918 erfassten Arten mehr als 37.500 als bedroht eingestuft.  Auch die Prognosen der UN sind düster. Im Jahr 2019 veröffentlichte die UN einen Bericht, nach dem etwa 1 Millionen Tier- und Pflanzenarten von geschätzten 8 Millionen Arten vom Aussterben bedroht sind. Jeden Tag sterben zwischen 130 und 150 Arten aus und sind damit unwiederbringlich verloren. Einer der Hauptgründe ist nach wie vor die direkte Ausbeutung der Lebewesen durch Jagd und das Sammeln von Pflanzen ohne Berücksichtigung von Aspekten der Nachhaltigkeit.



Aber auch in der zunehmenden Intensität der Landwirtschaft sehen die Wissenschaftler/innen eine der Ursachen für das Artensterben, vor allem für den weltweit beobachteten Rückgang der Insekten. 



Trotz der Bedeutung der Pflanzen für Tiere und Menschen löst das Aussterben einer Tierart im Allgemeinen eine größere Betroffenheit aus als das Aussterben einer Pflanzenart. So können die meisten Menschen bei Befragung mindestens ein ausgestorbenes oder vom Aussterben bedrohtes Tier nennen, aber keine Pflanze. Dabei hat das Aussterben einer Pflanzenart auch das Aussterben von anderen mit ihr assoziierten Arten, z.B. Insekten zur Folge.




Die Artenvielfalt ist einer der Grundbausteine für die zahlreichen Dienstleistungen der Ökosysteme ohne die der Mensch auf der Erde nicht überlebensfähig wäre. Der „Weltrat für biologische Vielfalt“ (IPBES 2016) warnte schon 2016 vor einer zunehmenden Gefährdung der Nahrungsmittelsicherheit durch den Verlust der Bestäuberleistung, vor allem der Insekten.





Bedrohung der Lebensräume – Ursache für Biodiversitätsverlust


Das Aussterben der Arten ist in erster Linie auf eine Zerstörung ihrer Lebensräume oder eine Verschlechterung der Lebensbedingungen in ihren angestammten Lebensräumen zurückzuführen. Und damit sind wir bei einer weiteren Kategorie der Biodiversität, der Vielfalt der Lebensräume oder Biotope. Sie stellt die größte räumliche Ebene der Biodiversität dar. Die Liste der bedrohten Lebensräume ist lang. Auf ihr stehen nicht nur die Regenwälder oder Savannen, sondern auch Lebensräume in Europa wie Moore, artenreiche Magerwiesen, naturnahe Laubwälder und Gebirgslebensräume. Laut WWF hat sich in den letzten 50 Jahren der Zustand von geschätzt 60 % der Ökosysteme auf der Erde verschlechtert. Zu den anfälligsten Lebensräumen gehören Korallenriffe, Mangrovenwälder und Feuchtgebiete.  Am einfachsten zu quantifizieren ist der Verlust an Wäldern. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt in ihrem Waldbericht aus dem Jahr 2020 (State oft he World`s Forests) dass seit 1990 weltweit 4,2 Millionen Quadratkilometer (km2) Wald – also nicht nur tropische Regenwälder verloren gegangen sind. Diese Fläche entspricht knapp 12-mal der Fläche Deutschlands. Die Fläche der zerstörten Primärwälder betrug 810.00 km2. Der weltweite Nettoverlust an Waldfläche seit dem Jahr 1990 wird von der FAO in ihrem Waldbericht Global Forest Resources Assessment aus dem Jahr 2020 auf 1,78 Millionen km2 geschätzt.

Das Pflanzenorakel. Fotos: M. Neitzke

Bedrohung der genetischen Vielfalt – Problem erst auf den zweiten Blick


Infolge der Abnahme der Vielfalt der Lebensräume und der Arten sowie der Verschlechterung der Lebensraumqualität und der Abnahme der Populationsgröße der Arten hat sich auch die genetische Vielfalt auf der Erde verschlechtert. Man geht von einem globalen Rückgang der genetischen Vielfalt bei wildlebenden Organismen um durchschnittlich 6 % seit der industriellen Revolution aus.  Was versteht man nun unter genetischer Vielfalt und warum ist sie für uns so wichtig. Genetische Vielfalt beschreibt die Vielfalt der Erbanlagen oder Gene, die den Erbmerkmalen zugrunde liegen. Träger der Gene sind die Chromosomen. Die Unterschiede der individuellen Eigenschaften werden sowohl bei Tieren als auch bei Pflanzen durch die Unterschiede in den Erbanalgen also den Genen bestimmt. Die unterschiedlichen individuellen Eigenschaften äußern sich nicht nur in einem unterschiedlichen Aussehen, sondern bestimmen auch ob und in welchem Ausmaß und mit welcher Geschwindigkeit Pflanzen und Tiere sich an sich verändernde Lebensbedingungen, z.B. den Klimawandel anpassen können. Bei vielen verschiedenen möglichen Reaktionen auf eine Veränderung in der Umwelt aufgrund einer großen genetische Vielfalt ist die Wahrscheinlichkeit, dass einige oder auch nur eine darunter sind oder ist, die in die richtige Richtung führen oder führt deutlich höher als bei einer geringen Anzahl an Reaktionsmöglichkeiten aufgrund einer geringen genetischen Vielfalt. Somit steigt die Chance, dass wenigsten einige Individuen einer Population überleben und die Art überlebt. Die genetische Vielfalt stellt aber nicht nur eine wichtige Ressource für Anpassungsoptionen an sich verändernde Umweltbedingungen und damit das Überleben von Arten dar, sondern auch für Rohstoffe für den Menschen dar. Der Vorrat an Genen in den Wildpopulationen von Pflanzen dient als wichtiges Reservoir für potentielle bioaktive Inhaltsstoffe für Pharmazie und Kosmetikindustrie oder als Gen-Quelle für die Züchtung neuer Kulturpflanzensorten. Grundlage für die genetische Vielfalt sind zum einen die Veränderung des Erbgutes durch Mutation und zum anderen die Vermischung des Erbgutes bei der sexuellen Fortpflanzung. Gene werden mit Hilfe von Samen oder Pollen transportiert. In beiden Fällen wird neue genetische Information erzeugt, die dann von Generation zu Generation weitergegeben werden kann. Aufgrund der unbestreitbaren Vorteile hat sich die sexuelle Fortpflanzung daher in der Evolution sowohl bei Tieren als auch Pflanzen durchgesetzt.



Chemische Diversität als Überlebensstrategie und Rohstoffquelle



Da Pflanzen an einen Ort gebunden sind und für den Austausch von Pollen und mit ihm der genetischen Information keinen Partner aufsuchen können, sind sie an Mittler für die Pollenübertragung, wie den Wind oder Tiere, im häufigsten Fall Insekten, gebunden. Der Austausch von Pollen innerhalb einer Blüte, die sog. Selbstbestäubung ist wegen der damit verbundenen Nachteile verpönt und findet in der Regel nicht statt. Bei der Selbstbestäubung findet keine Durchmischung der genetischen Information statt. Die Nachkommen sind mit der Mutterpflanze fast identisch. Diese Abhängigkeit von Bestäuberorganismen birgt auch ein Gefährdungspotential. Sinkt die Anzahl der Bestäuber in einem Lebensraum nimmt nicht nur die Samenzahl, sondern auch die genetische Vielfalt der dort vorkommenden Blütenpflanzen ab.



Die Ortsgebundenheit der Pflanzen hat aber noch ein entscheidendes Handicap. So können sie z. B. vor eventuellen Fressfeinden, ca. 60 % aller Tiere sind Pflanzenfresser, nicht davonlaufen, sondern müssen ihnen an Ort und Stelle die Stirn bieten. Als Teil ihrer Überlebensstrategie haben die Pflanzen auf Chemie gesetzt. Im Laufe der Evolution haben sie zur Abwehr von Fressfeinden und Krankheitserregern ebenso wie zur Anlockung von Bestäubern und Samenverbreitern aber auch zum Schutz vor abiotischen Faktoren, wie z.B. UV-Strahlung, eine Fülle an chemischen Verbindungen mit sehr spezifischen Eigenschaften entwickelt. Diese Stoffe, die für die Wechselwirkung der Pflanze mit ihrer Umwelt zuständig sind, werden im sog. Sekundärstoffwechsel der Pflanzen produziert. Es sind dies dieselben Verbindungen, die wir heute in der Kosmetik- sowie in der Pharma - und Lebensmittelindustrie nutzen und die die sekundären Pflanzenstoffe zu einer wertvollen Ressource machen. Zurzeit werden über 200 000 Strukturen unterschieden. Diese Vielfalt an sekundären Pflanzenstoffen hat sich im Verlauf der Evolution zusammen mit den Bestäubern sowie den Fressfeinden und Krankheitserregern entwickelt. Die Evolution ist aber nicht beendet, Evolution findet auch jetzt statt und wird auch in Zukunft stattfinden, wenn wir Menschen nicht durch unser Handeln, die Grundlagen dafür zerstören. Um die Biodiversität zu erhalten und auch Evolution von Biodiversität in Zukunft ermöglichen, benötigen wir intakte Ökosysteme mit all ihren Elementen. 

Die Kosmetikindustrie nutzt alle vorgestellten Ebenen der Biodiversität und die Vielfalt der chemischen Verbindungen in einer Pflanze (Chemodiversität). Sie ist daher ebenso wie wir auch von ihnen abhängig. Die definierten Ebenen der Biodiversität stehen durch zahlreiche Wechselbeziehungen miteinander in Verbindung und können nicht isoliert betrachtet werden, wie es vielleicht durch die getrennte Darstellung suggeriert wird. Die unterschiedlichen Ebenen der Biodiversität und die Chemodiversität sind auf der obigen Darstellung durch die aufeinander folgenden Kreise dargestellt. In dem die Kosmetikindustrie, symbolisiert durch die Abbildung einer römischen Frau mit Spiegel, die Pflanzenarten und ihre bioaktiven Inhaltsstoffe nutzt, nutzt sie auch die Lebensräume der Pflanzen. Die Vielfalt der Arten und sekundären Pflanzenstoffe der verschiedenen Arten wird bestimmt durch die genetische Vielfalt. Diese wird dargestellt durch eine schematische Darstellung der DNA-Molekülstruktur, der Schraubenstruktur der sogenannten Doppelhelix. Sie ist der Träger der Erbsubstanz aller Lebewesen.  Fotos M. Neitzke

Ein Biodiversitätsverlust bedroht daher auch die Rohstoffversorgung der Kosmetikindustrie. Viele der bereits verwendeten Pflanzen stammen aus Wildsammlungen und eine Züchtung scheint in absehbarer Zeit weder durchführbar noch rentabel. Außerdem sollten wir uns immer vor Augen halten, dass eine verlorene Art auch immer den Verlust einer Chance bedeutet. Artenschutz hat also nicht nur eine ethische, sondern auch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung.


„Naturkosmetik“ – Renaissance einer Erfolgsgeschichte


Chance für den Schutz der Biodiversität?


Die Kosmetikindustrie gehört zurzeit in vielen Ländern zu den am schnellsten wachsenden Bereichen der Wirtschaft. Wachstumstreiber ist dabei die „Naturkosmetik“. Aufgrund der steigenden Nachfrage der Verbraucher/innen nach biobasierten und nachhaltigen Produkten versucht die Kosmetikindustrie sich ein „grünes Image“ zu geben. Aber wie ernst ist es den Unternehmen wirklich mit einem nachhaltigen Wirtschaften und dem Schutz der Biodiversität, von der sie bei einem umweltbewussteren Konsumentenverhalten in immer stärkerem Maße abhängig sein werden? Und wie ernst ist es uns Verbrauchern mit dem Anliegen durch unser Verhalten die negativen Auswirkungen auf die Biodiversität zu verringern? Bei der Mehrheit der Konsumenten/innen steht bei ihrer Entscheidung für „Naturkosmetik“ ihre eigene Gesundheit im Vordergrund. So gaben 90 % der befragten Käufer/innen an, „Naturkosmetik“ zu verwenden, um ihren Körper nicht mit synthetischen Chemikalien zu belasten. Sie erwarten bei Produkten, die unter dieser Bezeichnung verkauft werden, ein biobasiertes, vornehmlich aus Pflanzen hergestelltes Produkt mit möglichst wenig synthetischen Inhaltsstoffen. Der Gedanke eines Ressourcenschutzes ist auch bei der Mehrheit der Konsument/innen noch nicht angekommen. Auch ist Chemie per se nicht schlecht. Es ist unser Umgang mit ihr, der ihre Segnungen in das Gegenteil pervertiert. So kann der Ersatz natürlicher Inhaltsstoffe durch chemische Nachbildungen zum Artenschutz beitragen, in dem der Druck von Tieren und Pflanzen genommen wird, die wegen bestimmter Inhaltsstoffe ausgebeutet werden. Um die Nachfrage nach kostbaren und seltenen Stoffen für die Herstellung von Luxusparfüms zu befriedigen, werden und wurden Tier- und Pflanzenarten ausgelöscht und ganze Lebensräume zerstört. So wurden die Bestände des Adlerholzes (Aquilaria spec.) und des Sandelholzes (Santalum album) durch Übernutzung und illegalen Raubbau auch an geschützten Beständen beinahe vernichtet. Das Adlerholz und das Sandelholz gehören zu den wertvollsten Duftrohstoffen der Welt. Chemische Ersatzprodukte wären hier wünschenswert, um den Druck auf natürliche Bestände zu minimieren. Die Produktion eines wirklich authentischen Ersatzstoffs ist wegen der komplexen Molekülstrukturen bisher jedoch nicht gelungen. Auch der große Bedarf an tierischen Duftstoffen, hat einige Tiere an den Rand des Aussterbens gebracht. Als Beispiele seien hier der Moschus, der sexuelle Lockstoff der Moschushirsche (Moschus spec.), der Amber aus dem Verdauungstrakt der Pottwale (Physeter macrocephalus), der Zibet, ein Sekret aus den Analdrüsen der Zibetkatzen (Viverrinae) und das Bibergeil der Biber (Castor fiber) genannt. Obwohl die Aromen heute meist synthetisch hergestellt werden, werden von den Parfümeuren für ihre Luxusprodukte lieber natürliche Duftstoffe verwendet. Aber um welchen Preis?



Naturkosmetik- im Dschungel der Zertifizierungssiegel


Auch Körperpflegeprodukte werden nun aber durch den Inhalt von Pflanzenextrakten nicht automatisch zu einem „Naturprodukt“ und schon gar nicht durch die Abbildung einer Pflanze auf der Verpackung. Der Anteil an pflanzlichen Rohstoffen schwankt je nach Kosmetikkategorie nämlich beträchtlich. Naturkosmetik muss mindestens zu 50 % und Biokosmetik zu mindestens 95 % aus pflanzlichen Inhaltsstoffen bestehen.  Konventionelle Kosmetikprodukte können ebenfalls pflanzliche Rohstoffe enthalten. Auch die Maßstäbe, die bei den Kriterien „Nachhaltigkeit“, „Schutz der Biodiversität“ und „fairer Handel“ bei der Beschaffung der verarbeiteten pflanzlichen Rohstoffe angelegt werden, unterscheiden sich beträchtlich. Um nicht nur sich selber, sondern auch der Natur etwas Gutes zu tun, sollte bei dem Kauf von „Naturkosmetik“ daher auch auf diese Kriterien geachtet werden. Die Beachtung von Zertifizierungssiegeln auf den Produkten hilft Verbraucher/innen nicht in die Falle des „Greenwashing“ zu tappen. Leider gibt es, im Gegensatz zu den Labeln im Lebensmittelhandel für die Kennzeichnung der Naturkosmetik keine gesetzlichen Vorgaben oder eine einheitliche Kontrolle. Das Fehlen verbindlicher Siegel und die Vielfalt von Labeln ist für den Verbraucher sehr verwirrend. Zu den verbreitetsten Siegeln gehören etwa das BDIH-Siegel für kontrollierte Naturkosmetik, das NaTrue-Siegel (eine europäische Initiative mehrerer führender Unternehmen für Bio- und Naturkosmetik), das ECOCERT-Siegel (größter europäischer Kontroll- und Zertifizierungsverband im Bereich Umwelt) oder das Demeter-Siegel. Alle genannten Siegel verfolgen einen breiten Nachhaltigkeitsansatz. Sie zielen aber in erster Linie auf die Natürlichkeit von Inhaltsstoffe und die Nachhaltigkeit von Herstellungsprozessen ab. Die Ziele der UN-Biodiversitätskonvention, insbesondere der Schutz und die nachhaltige Nutzung der Biodiversität sind in diesen Standards zumindest implizit enthalten aber kein Schwerpunkt. Der bis dato einzige Standard, der im Detail auf Fragen der Rohstoffherkunft und der Ziele der UN-Biodiversitätskonvention eingeht, ist der UEBT-Standard der Union for Ethical Trade.


Deklarierung der Inhaltsstoffe – Hilfestellung nur für Eingeweihte?


Aber nicht nur die Vielfalt der Zertifizierungssiegel auch die Deklaration der Inhaltsstoffe auf den Verpackungen verlangen den verantwortungsbewussten Konsument/innen ein großes Maß an Eigeninitiative und Neugier bei der Entschlüsselung der darin enthaltenen Informationen ab. Für manche scheint das mit der Entzifferung der Hieroglyphen vergleichbar zu sein. Gemäß einer EU-Richtlinie müssen die Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten je nach Menge in absteigender Reihenfolge wiedergegeben werden. Die Schwelle für das Verständnis dieser Aufzählung ist allerdings sehr hoch. Die Nennung der Pflanzen erfolgt mit ihren wissenschaftlichen lateinischen Namen, also „Rosa canina“ anstelle der deutschen Bezeichnung von „Hundsrose“ oder „Heckenrose“. So lässt beispielsweise eine Liste der Inhaltsstoffe eines Kosmetikproduktes, bei der bei 30 Zutaten „Rosa canina“ an letzter Stelle steht, erahnen, dass die Extrakte dieser Pflanze in diesem Produkt nicht ganz die Rolle spielen, die uns eventuell die farbenfrohe Packung vermitteln möchte, setzt aber voraus, dass der Käufer bzw. Käuferin überhaupt weiß, dass die „Hundsrose“ von Wissenschaftler/innen „Rosa canina“ gerufen wird. Noch größer ist aber das Problem bei chemischen Bestandteilen oder den Verarbeitungsprodukten von Pflanzen und Tieren. Ein Beispiel hierfür ist das aus Haifischleber gewonnenen Squalen.  Squalen wird wegen seiner feuchtigkeitsspendenden und antioxidativen Eigenschaften in Kosmetika vom Lippenstift bis zur Sonnencreme eingesetzt. Auf der Liste der Inhaltsstoffe ist es auf Kosmetika unter der Bezeichnung „Squalene“ zu finden. Darüber hinaus dient es als Adjuvans in Impfstoffen, als Nahrungsergänzungsmittel oder als Schmiermittel. Squalen ist ein natürlicher Bestanteil in vielen Pflanzen und Tieren. Die höchste Konzentration weist allerdings die Leber von Tiefseehaien auf. Für eine Tonne Haileber-Öl werden zirka 3000 Haie benötigt und man schätzt, dass derzeit pro Jahr um die drei Millionen Haie für Squalen sterben müssen. Forschenden ist es gelungen eine sehr viel nachhaltigere Variante aus Pflanzen, z.B. Zuckerrohr, Oliven, Amaranth oder Jojoba oder aus biotechnologischer Produktion aus Hefe auf den Markt zu bringen. Hauptabnehmer für dieses auf Pflanzenbasis hergestellt „Phytosqualan“ ist die Kosmetikindustrie. Die Verwendung von pflanzenbasierten Rohstoffen kann also auch zum Artenschutz beitragen. Als Nachteil des Phytosqualans wird immer wieder der höhere Preis angeführt. Da der Gehalt an Squalan in Pflanzen deutlich geringer ist als in Haileber, ist die Herstellung des Phytosqualans um etwa 1/3 teurer als das aus Haileber. Diese Rechnung hat allerdings den Haken, das beispielsweise die Kosten der ökologischen Dienstleistung, die die Haie u.a. als Gesundheitspolizei der Meere erbringen, nicht berücksichtigt werden. Auf den Listen der Inhaltsstoffe auf Kosmetika ist das auf pflanzlicher Basis hergestellte Squalan als „Phytosqualan“ ausgewiesen. Diese Kennzeichnung macht es dem Verbraucher leicht die Herkunft des Rohstoffes zu bestimmen und sich bewusst für die nachhaltige Variante zu entscheiden.





Anders sieht es dagegen z.B. bei Palmöl aus. Palmöl ist zurzeit das begehrteste Pflanzenöl weltweit. In den Anbauländern geht es mit einer massiven Regenwaldzerstörung und der damit verbundenen Ausrottung von Pflanzen und Tieren wie dem Orang-Utan, Elefanten und Nashörnern einher, um nur die bekanntesten zu nennen. Aber nicht nur Tiere verlieren ihren angestammten Lebensraum. Auch die indigenen Völker zählen zu den Verlierern. Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Humans Right Watch aus dem Jahr 2019 haben Tausende Indigene wegen Abholzung des Regenwaldes für die Anlage von Palmölplantagen ihre Lebensgrundlage verloren. Trotz entsprechender Zusagen schützen die Regierungen der entsprechenden Staaten die Rechte indigener Völker nicht genügend, so dass viele heute in extremer Armut leben. Mit den materiellen Verlusten, sind aber auch enorme immaterielle Verluste verbunden. Dadurch, dass ihre Lebensgrundlage zerstört wurde, können die Menschen ihr generationsübergreifendes Wissen über die Wirkung der Pflanzen nicht mehr weitergeben. Dabei könnte dieses Wissen bei der gezielten Erforschung unentdeckter pharmazeutisch und kosmetisch relevanter Arten eine große Rolle spielen (Bioprospektion). Die enge Beziehung zwischen Heilkunde und Schönheitspflege zeigt sich schon heute daran, dass über 90 % der in der Kosmetik und Körperpflege verwendeten Pflanzen in der Heilkunde der Herkunftsländer eine wichtige Rolle spielen. Auch die Bobachtung des Verhaltens von Tieren kann wertvolle Hinweise auf die Verwendungsmöglichkeiten von Pflanzen liefern. So kennen Orang-Utans schätzungsweise rund 1000 bis 4000 Urwaldpflanzen. Sie können zwischen essbaren, ungenießbaren, giftigen und heilsamen Pflanzen unterschieden. Sie kennen Pflanzen, die gegen Parasiten, bei Malaria und bei Kopfschmerzen helfen, die Moskitos abwehren, Energie spenden und entspannen.



Und die Rodung von Primärwald durch Großindustrien aus dem Bereich Land- und Forstwirtschaft aber auch durch Kleinbauern geht weiter. Laut WWF landen 17 % des nach Deutschland importierten Palmöls in Produkten wie Kosmetika, Wasch- und Putzmitteln. Palmöl auf der Inhaltsliste der Kosmetika zu entdecken ist allerdings oft gar nicht so leicht. Während in Lebensmitteln seit 2016 in der EU alle Lebensmittel mit Palmöl deklariert werden, gibt es für Kosmetika leider noch keine Deklarationspflicht. Hinzu kommt, dass Palmöl allzu selten überhaupt auf der Liste der Inhaltsstoffe in Kosmetik- und Reinigungsprodukten steht. Hier kann sich Palmöl hinter verschiedenen aus Palmöl hergestellten Inhaltsstoffen verstecken. Sie tragen Bezeichnungen wie etwa Sodium Palmitat, Isopropyl Palmitat oder Palmstearin. Eine Vermeidung von Produkten, die Palmöl oder aus Palmöl hergestellte Produkte enthalten ist also gar nicht so einfach. Ein unkritischer Ersatz von Palmöl durch andere Öle löst, laut WWF, das Problem aber auch nicht, sondern verlagert und verschlimmert es nur. Die Palmölproduktion muss allerdings ökologisch und sozial verträglich ausgestaltet werden.  Die Unternehmen, die Palmöl nutzen, müssen auch die Verantwortung für die Folgen des Anbaus übernehmen. Ein erster Schritt ist der Einsatz von Palmöl, das nach ökologischen und sozialen Standards angebaut wurde. Der WWF entwickelt Kriterien, die beim Kauf von Palmöl beachtet werden sollten und fördert die Entwicklung entsprechender Label, bei denen die ökologischen und sozialen Mindeststandards beachtet werden. Viele Firmen setzen trotz vollmundiger Ankündigen zur Selbstverpflichtung die notwendigen Maßnahmen zur Reduzierung der durch den Palmölanbau verursachten Schäden nicht um. Auf der anderen Seite finden Palmöl Produzenten, die ihre Plantagen nach nachhaltigen Kriterien bewirtschaften keine Käufer für ihr Produkt. Offensichtlich ist hier u.a. das verantwortungsbewusste Verhalten der Konsumenten gefragt, das zum einen auf eine Reduktion des Palmöleinsatzes in den Produkten des täglichen Bedarfes drängt und zum anderen durch sein Kaufverhalten den Einsatz von ökologisch und sozial verträglich produziertem Palmöl erzwingt. Dies mag utopisch klingen. Wir sollten uns aber immer darüber klar sein, dass die Posten, die bei derzeitigen Rechnungserstellung für den Preis des Palmöls nicht berücksichtigte werden, als da sind die vielfältigen Leistungen der Regenwälder wie Erosionsschutz, CO2-Bindug, Schutz vor Hochwasser, Schutz vor Wasserverschmutzung, CO2-Feisetzung sowie die Kosten des Arten-, Rohrstoff-, Wissens- und Chancenverlustes auf einer anderen Rechnung stehen werden, die uns früher oder später präsentiert werden wird.

Wir sollten nie, vergessen, dass wir unter strenger Beobachtung durch die Natur handeln und sich die Missachtung der Gesetze der Natur auf lange Sicht nicht auszahlen. Schon Wolfgang von Goethe mahnt die Rolle des Menschen bei der Zerstörung der Natur an, in dem er schreibt: „Die Natur versteht gar keinen Spaß, sie ist immer wahr, immer ernst, immer strenge. Sie hat immer Recht und die Fehler und Irrtümer sind immer die des Menschen.“



Verantwortungsbewusstes Handeln – eine gemeinsame Strategie von Produzenten und Verbrauchern zum Schutz der Biodiversität und der mit ihr verknüpften Erfolgsgeschichten


Viele Kosmetikfirmen haben längst die hohe wirtschaftliche und strategische Bedeutung der Biodiversität und ihre Verantwortung für diese erkannt und versuchen Strategien zu ihrem Schutz in ihr Wirtschaften zu integrieren. Es lohnt sich daher über die Beachtung der Zertifizierungslabel hinaus, sich über die Firmen im Internet zu informieren evtl. auch nachzufragen. Viele Kosmetikfirmen haben die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit in diesem Punkt erkannt.

So wie die unermessliche Biologische Vielfalt den Kosmetikunternehmen die Möglichkeit bietet, ständig neue innovative Produkte zu entwickeln, um zu versuchen den Wunsch der Kundschaft nach ewiger Jugend und Schönheit zu befriedigen, bietet das Wirtschaften nach ökologischen und sozialen Standards und die Beachtung des Schutzes der Biodiversität, die Möglichkeit dem Wunsch von Konsumenten nach natürlichen und nachhaltigen Kosmetikprodukte zu entsprechen und so neue Märkte zu erschließen und Wettbewerbsvorteile zu generieren.  Noch nicht für diese Problematik sensibilisierte Käufer können für dieses Thema gewonnen werden.

Geht man von einer Gesamtzahl von 300 000 bis 380 000 Samenpflanzen auf der Erde aus, so werden zurzeit etwa 1 % in der Kosmetik- und Körperpflegeindustrie genutzt. Das Potential, das die Natur bereithält, ist also noch lange nicht ausgeschöpft, wenn es uns gelingt dieses durch entsprechende Schutzmaßnahmen zu erhalten. Nur eine nachhaltige Nutzung der Ressource Biodiversität garantiert, dass auch noch die nachfolgenden Generationen diese nutzen können.




Unsere Zukunft liegt nicht auf dem Mond oder einem anderen Planeten, wie uns viele Wissenschaftler und Politiker immer wieder erklären wollen. Unsere Zukunft liegt hier auf der Erde mit ihrer unfassbaren Vielfalt. Zu ihr gibt es keine Alternative. Wenn uns ihr Schutz zu mühsam erscheint, ein Leben auf dem Mond wäre es erst recht. Lassen wir noch einmal Johann Wolfgang von Goethe zu Wort kommen: 


„Doch wir finden`s hier am besten,

segnen dankbar unsern Stern,

Denn im Osten wie im Westen

Zeugt die Mutter Erde gern.“


Mit dem Handeln können wir gleich vor unserer Haustür anfangen. Auch die im Vergleich zu den tropischen Lebensräumen eventuell etwas eintönig erscheinende Pflanzenwelt Deutschlands bzw. Mitteleuropas enthält Heilpflanzen und Pflanzen, die in der Kosmetikindustrie verwendet werden. Der Beitrag unserer einheimischen Flora erscheint mit knapp 15 % an den in der INCI-Datenbank gelisteten Pflanzen, zwar gering. Ihr Anteil an der heimischen Flora ist mit ungefähr 24 % für mitteleuropäische Verhältnisse aber beachtenswert. Allerdings sind die als Rohstofflieferanten für die Kosmetikindustrie verwendeten heimischen Pflanzen sehr unterschiedlich auf die verschiedenen Lebensräume in Deutschland verteilt. Dieser liegt zwischen 25,8 % in Magerrasen und 50 % in Hecken. Welche Bedeutung die regionale Biodiversität für die Schönheits- und Körperpflege haben kann, zeigt ein als „Farm to Face“ bezeichneter Trend bei der Herstellung von Kosmetika und Körperpflegeprodukten, das aus den USA nach Europa gekommen ist. Grundlage dieses Konzeptes ist die Verwendung erntefrischer Zutaten direkt vom Feld und von Pflanzen, die in der betreffenden Region heimisch sind. Dabei kann es sich sowohl um Pflanzen aus Anbau oder aus Wildsammlungen handeln. Um die Frische und Wirksamkeit der Pflanzen zu gewährleisten, werden sie vor Ort verarbeitet und abgefüllt. Eine hohe regionale Biodiversität ist bei der Verwirklichung dieses Konzeptes ein Standortvorteil.


Wahrnehmung und Wissen – Schlüssel für die Entwicklung von Verantwortung


In den letzten Jahrzehnten sind die Warnungen vor den Folgen des Biodiversitätsverlustes immer lauter und drängender gewordenen. In der öffentlichen Wahrnehmung tritt die Bedrohung der Artenvielfalte der Pflanzen deutlich hinter die der Bedrohung der Biodiversität der Tierwelt zurück. Die Aufmerksamkeit und Betroffenheit für den Artenverlust bei den Pflanzen stehen in umgekehrtem Verhältnis zur Bedeutung, die die Pflanzen für das menschliche Überleben auf diesem Planeten haben. Pflanzen bilden die Grundlage aller Landökosysteme, sie schaffen die dreidimensionale Struktur, in der sich Tiere und Mensch bewegen und stellen uns eine Vielzahl von Ökosystemleistungen unentgeltlich zur Verfügung. Die Biodiversitätskrise ist gleichermaßen eine Krise der Vielfalt der Tiere und Pflanzen. Forschende der Royal Botanic Gardens in Kew (England) gehen in ihrem Bericht „State of the World`s plants and fungi“, der 2020 veröffentlich wurde, davon aus, dass 39,4 % der Pflanzen bedroht sind. 



Biodiversität – „green Box“ oder Schatzkiste


Aber woran liegt es, dass der Schutz der pflanzlichen Biodiversität in dem öffentlichen Bewusstsein so wenig Aufmerksamkeit erfährt? Und was können wir dagegen unternehmen? Gefragt ist die Verantwortung der Wirtschaftsunternehmen, die von der Biodiversität profitieren, also z.B. der Kosmetik- und Pharmaindustrie oder der Forst- und Landwirtschaft einerseits und von jedem einzelnen von uns andererseits. Ein Grund für die unterschiedliche Betroffenheit bzgl. der Bedrohung von Tieren und Pflanzen ist der auffällige Unterschied zwischen der Artenkenntnis von Tieren und Pflanzen. Während der Anblick von Tieren die meisten Menschen emotional berührt und den Wunsch erweckt, mehr über diese zu erfahren, bilden Pflanzen für viele Menschen lediglich eine grüne anonyme Masse und die pflanzliche Biodiversität stellt eine sog. „green box“ dar. Für zu viele von uns sind Pflanzen immer noch nur Ware, die verschiedenen Lebensräume Mülldeponie oder lediglich grüne Hintergrundkulisse für unsere Freizeitaktivitäten. Die Lebensräume der Erde werden wie Supermärkte behandelt, in denen man die Regale solange plündern kann, bis sie leer sind, in der Erwartung, dass sie sich schon von selber wieder auffüllen werden.



Mangelndes Wissen über die Artenvielfalt und die Beziehungen, die zwischen den Arten bestehen, hat zur Folge, dass es an der notwendigen Wertschätzung und Achtsamkeit für die Pflanzen und Tiere um uns herum fehlt, die letztendlich eine Voraussetzung für die Übernahme von Verantwortung für den Erhalt des Naturgutes „Biodiversität“ ist. Hier gilt immer noch der alte Satz: „Man kann nur das schützen, was man auch kennt“.

Um die Biodiversität nicht als „green box“ zu betrachten, sondern als Schatzkiste voller faszinierender Lebewesen, Chancen und Möglichkeiten für das Überleben auf unserem Planeten, müssen wir vielfach erst einen Zugang in die Welt der Biodiversität finden. Dieser Zugang kann für jeden von uns sehr unterschiedlich und persönlich sein. So können für den einzelnen entweder wissenschaftliche, ethische oder ästhetische Gründe für den Schutz von Pflanzen ausschlaggebend sein. Jeder muss für sich den Schlüssel für die Schatzkiste “ Pflanzliche Biodiversität“ finden. Die zahlreichen Konferenzen zur Gefährdung der Biodiversität auf unserem Planeten und die Dramatik der erschreckenden Zahlen der Zustandsberichte zur Situation der weltweiten oder nationalen Artenvielfalt vermitteln einen rationalen Zugang. Sie lassen uns für eine kurze Zeit schockiert zurück. Danach gehen wir zur Tagesordnung über. Die nackten Zahlen erreichen und berühren viele Menschen nicht in dem erforderlichen Maß, das notwendig wäre, um sie bei ihrem alltäglichen Handeln zum Ergreifen von Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität zu bewegen. Schon im 19. Jahrhundert schrieb Friedrich Ratzel (1844-1904), ein deutscher Zoologe und Geograph: „Wissenschaft genügt nicht, um die Sprache der Natur zu verstehen. Für viele Menschen sind Poesie und Kunst verständliche Dolmetscher.“  Künstler/innen und Wissenschaftler/innen sprechen unterschiedliche Ebenen im Menschen an. Während eine rein wissenschaftliche Betrachtung für viele Menschen den „box“-Charakter von Biodiversität verstärkt, können Maler/innen uns helfen, die „box“ zu öffnen, indem sie uns wieder „Sehen“ lehren.

Künstler, so wie z.B. die Maler des Impressionismus, die ihre Ateliers verließen, um die Natur vor Ort zu studieren, vermögen es, uns den Blick für die Farben und Formen der Natur zu öffnen und uns so den ersten Weg hinaus aus der „green box“ in eine farbige Welt zeigen. 


 

Wissenschaftler müssen dann einen Schritt weiter gehen und das Gesamtbild einer Wiese aus Farben und Formen auflösen. Sie müssen die einzelnen Individuen dieses Lebensraumes identifizieren und benennen. Dies ist die Grundlage für die Quantifizierung der Vielfalt (Biodiversität) in einem Lebensraum. Der Verlust, den wir bei dem Verschwinden blühender Wiesen empfinden, wird dadurch messbar. Dies ist heute die Voraussetzung für die politische und gesellschaftliche Durchsetzung des Erhalts der Biodiversität.






Blicken wir noch genauer hin, so können wir auch die Vielzahl an Insekten erkennen, die als Bestäuber für den Fortbestand dieser bunten Wiese mit verantwortlich sind.





Der Identifizierung und Benennung folgt dann in der Wissenschaft, je nach Zielsetzung der Forschung, die Entschlüsselung der chemischen Zusammensetzung und ihrer Eigenschaften oder ihrer Funktion im Ökosystem. Neben der Nutzung traditionellen Wissens über Pflanzen ist dies heute eine Voraussetzung für die Inwertsetzung einer Pflanze in der Kosmetik, der Heilkunde und der Nahrungsmittelindustrie.

Durch unsere Neugier, können wir die „green box“ in eine evtl. ganz persönliche Schatzkiste verwandeln. Für jeden von uns können die Schätze, die sich darin befinden, unterschiedlich sein, für den einen sind es Pflanzen, die durch ihre Formen und Farben bezaubern, für den anderen Heilpflanzen, die zum Sieg über Krankheiten beitragen oder Nahrungspflanzen, die helfen, den Hunger zu bekämpfen, für wiederum andere, Pflanzen, die scheinbar ewige Jugend versprechen oder Pflanzen, die unsere Ökosysteme gegen die zu erwartenden klimatischen Veränderungen stabiler machen. Es lohnt sich für jeden, sich auf die Suche nach seinem eigenen Schlüssel zu begeben um die „green box“ zu öffnen. Jeder, der sich darum bemüht, wird mit einem neuen Blick auf die Welt belohnt werden. Niemand hat das treffender ausgedrückt, als der Dichter Joseph von Eichendorff (1788-1857):




„Schläft ein Lied in allen Dingen,

Die da träumen fort und fort,

Und die Welt hebt an zu Singen triffst,

Du nur das Zauberwort.“

Joseph von Eichendorf (1788-1856)


Wenn wir zu sehen lernen, werden wir begreifen, was wir verlieren, wenn wir weiterhin die Natur zu einem Selbstbedienungsladen und zur Kulisse unserer Interessen degradieren.



Fazit

Der Verlust der Biodiversität und das Ende der mit ihr verbundenen Erfolgsgeschichten, sind Probleme, die Industrie, Politik und Verbraucher gleichermaßen angehen. Nur wenn alle Seiten Verantwortung für den Erhalt der Biodiversität übernehmen und in den Bereichen, die sie beeinflussen können, zum Schutz der Biodiversität aktiv werden (z. B. durch Produktion bzw. Konsum nachhaltig produzierter Güter, entsprechende Gesetzgebung), wird es gelingen die Biodiversitätskrise in all ihren Aspekten einzudämmen.


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