Kotwespe (Mellinus arvensis)

Die Kotwespe (Mellinus arvensis) – eine erfolgreiche Jägerin nicht nur an Kothaufen


Die Kotwespe (Mellinus arvensis) gehört zur Familie der Grabwespen (Crabronidae). Ihren deutschen, etwas unappetitlichen Namen „Kotwespe“ hat sie der Tatsache zu verdanken, dass Kothaufen und Kuhfladen zu ihren bevorzugten Jagdgebieten gehören. Hier fängt sie die dort in der Regel reichlich vorhandenen Fliegen als Futter für ihre Larven.[1, 2, 3,4] Ihre Jagdgründe sind aber sehr viel vielfältiger als nur Kothaufen. So geht sie ebenso in Säumen entlang von Hecken und Waldrändern, die aus hochwüchsigen Stauden, wie beispielsweise Brennnesseln (Urtica dioica), verschiedenen Doldenblütlern und Beinwell (Symphytum officinale) aufgebaut sind, ihrer Jagd nach den hier häufigen Fliegen nach. Auch Sträucher, wie der spät im Jahr blühende Efeu, gehören zu ihren Jagdrevieren.  




Eine Kotwespe lauert in einer Brennnessel (Urtica dioica) auf Beute. Sprungbereit mit angezogenen Vorderbeinen sitzt sie auf einem Brennnesselblatt (links). An einer Beinwellpflanze (Symphytum officinale) hatte sie Jagdglück. Sie ist mit ihrer Beute auf einem der großen Blätter gelandet (rechts). Fotos: M. Neitzke



Merkmale der Kotfliege


Trotz der auffälligen gelb-schwarzen Körperfärbung werden die Kotwespen aufgrund ihrer geringen Größe von 1 -1,5 cm oft übersehen. Mit 11-16 mm sind die Weibchen geringfügig größer als die Männchen, die nur 7-11 mm groß werden.[1, 2, 3, 4]

Am auffälligsten ist die gelbe „U“-förmige Zeichnung des ansonsten schwarzen Gesichtes, die die Kotwespe unverwechselbar macht. Zusammen mit der gelben Fühlerbasis, den gelb gefärbten Mundwerkzeugen und den großen, ovalen Komplexaugen, die die ganzen Seiten des flachen Kopfes einnehmen, gibt diese gelbe Gesichtsmaske der Kotwespe das Aussehen einer Darstellerin in einem  Science-Fiction-Film.



Die auffällige gelbe Gesichtsmaske macht die Kotwespe unverwechselbar. Fotos: M. Neitzke


Mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen überwältigt die Kotwespe ihre Opfer, wie hier eine Fliege. Fotos: M. Neitzke

Neben der ausgefallenen Gesichtszeichnung weist der schlanke stark glänzende Körper der Kotwespe noch weitere charakteristische Merkmale auf.

Ins Auge fällt zunächst die gelb-schwarze Zeichnung des Hinterleibes. Typisch für die Kotwespe ist die Erscheinung, dass die gelbe Binde auf dem 4. Hinterleibssegment unterbrochen ist, während die gelben Binden auf dem 2., 3. Und 5 Segment durchgehend sind.





Charakteristisch für die Kotwespe ist das schwarz-gelbe Streifenmuster der Hinerleibssegmente, bei dem der Streifen auf dem 4. Segment unterbrochen ist. Fotos: M. Neitzke



Das 1. Hinterleibssegment ist dagegen einheitlich schwarz, auffallend dünn und stielartig verlängert.[2, 3, 4]

Deutlich ist an der in einem Efeu auf Beute lauernden Kotwespe das stielartig verlängert 1 Hinterleibssegment zu erkennen. Auf der linken Abbildung hat die Wespe eine Blütendolde des Efeus und auf der rechten ein Blatt als Ausguckwarte gewählt. Fotos: M. Neitzke

Bestandteil der gelben Musterung des Körpers ist auch der unübersehbare große gelbe Fleck auf dem Schildchen, sowie die bis auf die schwarze Schenkelbasis gelben Beine.[1, 2, 3, 4]



Jagdverhalten der Kotwespe


Die Jagd besteht aus einer Kombination aus Anschleichen und Angriffssprung. Die Fliege wird durch einen Stich mit Gift gelähmt.[3] Ist eine Fliege in der Nähe, schleicht sich die Kotwespe an, stürzt sich auf die Fliege und lässt sich mit ihr zu Boden fallen.[2]

Ein Efeustrauch ist im Spätsommer und Frühherbst, wenn sich die Insekten in reicher Zahl auf den Blüten des Efeus eingefunden haben, ein ideales Jagdgebiet für die Kotwespe. Die für unsere Breitengrade spät blühenden Blüten des Efeus locken eine Vielzahl von Insekten, darunter auch viele Fliegen an, da die meisten anderen Blütenpflanzen bereits verblüht sind.

Bei dem unterschiedlichen Größenangebot an Insekten müsste doch das passende dabei sein. Foto: M. Neitzke

In dem Dickicht aus Blättern und Blütendolden geht die Kotwespe auf die Jagd. Laufend, springend und fliegend bewegt sich die Kotwespe durch das Dickicht des Efeus auf der Suche nach Beute. Ihre Umgebung hat sie immer im Blick. Eine aufmerksame Beobachtung der Umgebung ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Jagd.





Aufmerksam und achtsam bewegt sich die Kotwespe durch das Dickicht des Efeus auf der Suche nach Beute. Ihre Umgebung hat sie dabei immer im Blick. Fotos: M. Neitzke




Sowohl den Luft- als auch den Fußraum behält die Kotwespe aufmerksam im Blick, um rechtzeitig eine passende Beute zu erspähen. Fotos: M. Neitzke



Bein Anschleichen an eine potentielle Beute ist es wichtig, die vorhandene Deckung solange wie möglich auszunutzen. Fotos: M. Neitzke




Manche Entdeckung ist aber keinen zweiten Blick wert. Ob das da unten nicht wirklich zu klein ist und den Energieaufwand für einen Sprung womöglich gar nicht lohnt? Da gibt es doch fettere Brocken, wie z.B. verschiedene Fliegenarten (rechts). Fotos: M. Neitzke

Die Kotwespe hat eine geeignete Beute, eine Fliege, auf einer Blütendolde des Efeus erspäht. Ohne dass die Fliege es bemerkt, kommt sie ihrem Opfer, gefährlich nahe. Nicht einmal eine Doldenweite beträgt der Abstand zwischen Leben und Tod (links). So nimmt das Drama seinen Lauf.



Ein gezielter Sprung ……

…. und die Jägerin landet mit ihrer durch einen Stich gelähmten Beute auf einem tiefer gelegenen Blatt.


Jetzt muss nur noch der Absturz auf dem abschüssigen Landeplatz verhindert werden. Fotos: M. Neitzke




Der Landplatz ist doch sehr abschüssig (links). Ein kräftiger Ruck. Geschafft!! Fotos: M. Neitzke


Jetzt kann die Fliege als Larvennahrung zum Nest transportiert oder von der Jägerin selbst verspeist werden.


Aber nicht jeder Sprung führt zu einem Jagderfolg.

Auch insektenreiche Hochstaudenfluren gehören zu den Jagdrevieren der Kotwespe.



Auch die Jagd in einer Hochstaudenflur war erfolgreich. Die Kowespe landet mit der von ihr überwältigten Beute auf einem der großen Blätter des Beinwelles, in dem sie auf der Jagd war. Fotos: M. Neitzke

Nach der Landung auf dem Blatt kommt es zu einem heftigen Gerangel zwischen Jägerin und Beute. Fotos: M. Neitzke

Nach Beendigung des Kampfes leckt die Kotwespe die Flüssigkeit auf, die aus dem Rüssel der Fliege austritt.


In der Regel fängt die Kotwespe Fliegen als Futter für ihre Larven. „Erwachsene“ Kotfliegen fressen auch Nektar und Pollen.[4]

Eine Kotwespe schleckt den Nektar von einer abgeblühten Blüte des Efeus. Foto: M. Neitzke N




Literatur


  1. Bellmann, H. (2017): Bienen Wespen Ameisen. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos, Stuttgart, 334 S.
  2. http://www.insektenbox.de/Hautfl/kowes.htm
  3. https://www.natur-in-nrw.de
  4. https://www.naturspaziergang.de/Grabwespen/Mellinus_arvensis.htm
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