Totenkopfschwebfliege (Myathropa flrorea)

Totenkopfschwebfliege (Myathropa florea) - Batman unter den Schwebfliegen

Steckbrief:

Länge: ♀: 10-14 mm, ♂: 10-14 mm

Flügelspannweite: 24 mm

Rüssellänge: 4 mm

Farbe: Grundfarbe schwarz, mit gelbem Streifenmuster am Hinterleib und weißer an einen Totenkopf oder das Batman Logo erinnernde Zeichnung auf dem Rückenschild der Brust.


Wichtige Merkmale der Totenkopfschwebfliege (Myathropa florea) auf einen Blick. Foto: M. Neitzke

Artbeschreibung:


Die Totenkopfschwebfliege oder Gemeine Dolden-Schwebfliege gehört zur Familie der Schwebfliegen (Syrphidae) aus der Ordnung der Zweiflügler (Diptera). Mit der auffälligen gelb-schwarzen Musterung ihres Hinterleibes ähnelt sie in ihrem Aussehen einer Wespe. Der gebräuchlichste deutsche Trivialname „Totenkopfschwebfliege“ bezieht sich allerding auf die auffallende Musterung des Rückenschildes der Brust. So soll die weiße Zeichnung auf schwarzem Grund an einen Totenkopf erinnern oder aber auch an das berühmte „Batman Logo“.


Die seitlichen, länglichen gelben Flecken auf den schwarzen Hinterleibsabschnitten erstrecken sich bis in die Mitte des Hinterleibes, wo ein schmaler schwarzer Streifen ausgespart bleibt. Das dadurch entstehende schwarze Streifenmuster auf gelben Grund mit schwarzer Mittellinie ähnelt in auffälliger Weise der schwarz-gelben Zeichnung auf dem Hinterleib unserer einheimischen Wespen. Die Schwebfliegen besitzen allerdings, anders als die Wespen keinen Stachel und sind daher völlig ungefährlich. Die Nachahmung des „Warnsignals“ eines wehrhaften Insektes, wie z.B. in diesem Fall einer Wespe soll eventuelle Fressfeinde abschrecken. Den Erfolg dieser „Signalfälschung“ erleben auch wir Menschen häufig, wenn wir bei oberflächlicher Betrachtung auf die Täuschung hereinfallen. Die schwarz-weiße Zeichnung auf der Brust verstärkt diese abschreckende Wirkung zusätzlich. Aufgrund dieser hellen totenkopfähnlichen Zeichnung auf dem Rücken der Brust ist die Totenkopfschwebfliege kaum mit anderen Schwebfliegen, die ebenfalls die „Warnfarben“ der Wespen nachahmen (Wespenmimikry) zu verwechseln.


Das gelb-schwarze „Warnsignal“ auf dem Hinterleib der Gemeinen Wespe (links) hat die Totenkopfschwebfliege (rechts) täuschend ähnlich nachgeahmt. Die Flügel sind bei beiden Arten braun getönt. In der dichten Körperbehaarung der Totenkopfschwebfliege haben sich die gelben Pollen der Kanadischen Goldrute verfangen. Fotos: M. Neitzke


Auch der direkte Vergleich zwischen der Totenkopfschwebfliege (jeweils hinten im Bild) und der etwa gleich großen Arbeiterin der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris), die gemeinsam auf den Blüten des Bärenklaus (Heracleum sphondyleum) den Nektar schlecken, zeigt die große Ähnlichkeit zwischen den beiden verschiedenen Arten. Fotos: M. Neitzke

Das Gesicht ist gelb behaart mit schwarzem Mittelstriemen, die Fühler schwarz und die Augen behaart. Beim Männchen stoßen die Augen zusammen, während sie beim Weibchen durch die schwarze Stirn mit gelben Seiten getrennt sind.[1, 2, 4, 6, 7, 8]


Auch das Gesicht zeigt eine schwarz-gelbe Zeichnung. Deutlich ist auch der etwa 4 mm lange Saugrüssel dieser Art zu sehen, mit dem die Fliege gerade den Pollen aus den Staubblättern einer Efeublüte frisst. Foto: M. Neitzke


Das gelbe Gesicht mit dem schwarzen Mittelstriemen zeigt eine auffällige Ähnlichkeit mit der schwarzen Ankerzeichnung auf dem Kopfschild der Gemeinen Wespe. Beide Insekten genießen den von dem Griffelpolster der Bärenklaublüten ausgeschiedenen Nektar, den sogar die Gemeine Wespe mit ihrem noch kürzeren Rüssel abschlecken kann. Fotos: M. Neitzke

Weibchen und Männchen lassen sich an der Größe der Augen und ihrem Abstand zueinander gut auseinanderhalten. Beim Weibchen (links) sind die Augen durch die gelbe Stirn mit dem schwarzen Mittelstreifen getrennt, beim Männchen (rechts) sind die Augen größer und stoßen zusammen. 


Während beim Männchen (rechts) der Totenkopffliege die großen Augen so dicht beieinander liegen, dass sie zusammenstoßen, sind sie bei den Weibchen (links) durch die breite Stirn getrennt. Fotos: M. Neitzke

Der ganze Körper weist eine dichte gelbe Behaarung auf. In den Haaren bleiben beim Blütenbesuch die Pollen aus den aufgeplatzten Pollensäcken hängen und können dann von Blüte zu Blüte transportiert werden.


Der ganze Körper der Totenkopffliege weist eine gelbe pelzige, Behaarung auf, die sich für den Pollentransport als recht nützlich erweist. Fotos: M. Neitzke

Lebensweise:


Die erwachsenen Tiere fliegen von April bis September. Sie ernähren sich von Nektar und Pollen. Hierfür werden die Arten verschiedener Familien angeflogen. Mit ihrem nur 4 mm langen Rüssel werden Arten mit offen dargebotenem Nektar oder mit nur kurzer Blütenkronröhre bevorzugt.[5] Besonders häufig sind sie daher auf Blüten von Vertretern aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae), wie etwa auf den weißen Blüten des Giersch (Aegopodium podagraria), des Wiesen-Bärenklaus (Heracleum sphondyleum), des Wiesen-Kerbels (Anthriscus sylvestris) oder den gelben Blüten des Gewöhnlichen Pastinaks (Pastinaka sativa) zu finden. Diese Vorliebe für Arten aus der Familie der Doldenblütengewächsen ist auch für den zweiten deutschen Trivialnamen dieser Schwebfliegenart, nämlich „Gemeine Dolden-Schwebfliege“ verantwortlich. Sehr beliebt ist ebenfalls der Efeu (Heder helix), der mit seinem relativ späten Blühtermin eine wichtige Nahrungsquelle im Spätsommer bzw. im Herbst darstellt. Sowohl bei den Doldenblütlern als auch beim Efeu wird der Nektar von einem flächig ausgebildeten Drüsengewebe auf dem Fruchtknoten, abgeschieden, der von kurzrüsseligen Insekten ohne Schwierigkeiten abgeschleckt werden kann. Bei dem Blütenbesuch bleibt der Pollen in der dichten Körperbehaarung haften und kann dann zur nächsten Blüte transportiert werden.


Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Nektar und Blütenpollen. Mit ihrem etwa 4 mm langen Rüssel gehört sie zu den Schwebfliegen mit einer mittleren Rüssellänge. Mit dem verbreiterten Saugpolster am Ende des Rüssels kann sie gut den Nektar in der Blüte des Efeus auftupfen (links), aber auch zum Ernten des Pollens (rechts) ist der Rüssel hervorragend geeignet. Fotos: M. Neitzke


Auch auf den Blüten des Wiesen-Bärenklaus wird Nektar (links) und Pollen (rechts) geerntet. Fotos: M. Neitzke


Auch die Blüten des Gewöhnlichen Giersch (Aegopodium podagraria, links), des Wiesen-Kerbels (Anthriscus sylvestris, Mitte) und des Gewöhnlichen Pastinaks (Pastinaka sativa, rechts) werden gerne von der Totenkopfschwebfliege aufgesucht. Fotos: M. Neitzke

Aber auch viele Rosengewächse bieten kurzrüsseligen Insekten leicht zugänglichen Nektar, wie z.B. der Eingrifflige Weißdorn (Crataegus monogyna). Andere dagegen produzieren keinen Nektar, sondern bieten nur Pollen, wie das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria). Solche Pflanzen werden als „Pollenblumen“ bezeichnet. Zu den Rosengewächsen zählende Kulturpflanzen wie die Brombeere werden ebenfalls von der Totenkopfschwebfliege bestäubt.


Der Eingrifflige Weißdorn (links) bietet den Blütenbesuchern reichlich Nektar, der von einem Ring am Grunde des Griffels abgeschieden wird und daher auch für kurzrüsseligen Insekten leicht zugänglich ist. Das Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria) bildet dagegen keinen Nektar, sondern bietet mit den zahlreichen Staubgefäßen eine reichliche Pollenmahlzeit. Fotos: M. Neitzke


Während die Totenkopfschwebfliege auf der Suche nach Nektar über die Blüte einer Brombeere wandert, kämmt sie mit ihrer pelzigen Behaarung den Pollen aus den Staubbeuteln. Fotos: M. Neitzke


Auch bei Blüten mit kurzen Blütenkronröhren wie beim Wilden Majoran (Origanum vulgare, links) oder der Besenheide (Calluna vulgaris) kann der Nektar ausgebeutet werden. Fotos: M. Neitzke


Bei den Blüten der Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis) sind die Kronröhre der Röhrenblüten zu eng für den kräftigen Rüssel der Totenkopfschwebfliege, so dass hier nur der Pollen geerntet werden kann. Fotos: M. Neitzke

Während die erwachsenen Tiere also eine wichtige Rolle bei der Bestäubung der Pflanzen unserer heimischen Ökosysteme und unserer Kulturpflanzen erfüllen, spielen ihre Larven eine Rolle beim Stoffabbau und im Nährstoffkreislauf. Die Larven leben in mit Wasser gefüllte Höhlen in Baumstämmen oder an deren Stammbasis, die mit toten Blättern und anderem verrottetem Material gefüllt sind und ernähren sich von abgestorbenem organischen Material oder von faulenden organischen Stoffen in schlammigen Pfützen.[3]


Lebensraum:


Die Totenkopfschwebfliege ist ebenso häufig in Wäldern, z.B. Bruchwäldern, an Wald- und Gebüschrändern wie in offenem Gelände z. B. auf Wiesen und in Gärten anzutreffen. Sie ist eine der häufigsten Schwebfliegen in Mitteleuropa.[1, 4, 6, 7, 8] 


Verbreitung:


Diese Art ist in Europa, Nordafrika, Sibirien und Zentralasien zu Hause.[4]


Totenkopfschwebfliege und Hornissenschwebfliege (oben) auf einem abgeblühten Blütenstand des Efeus. Foto: M. Neitzke

Blütenbesuche

Berglauch (Allium lusitanicum)

Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)

Bärlauch (Allium ursinum)

Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae)

Giersch (Aegopodium podagraria)

Doldengewächse (Apiaceae)

Dill (Anethum graveolens)

Doldengewächse (Apiaceae)

Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris)

Doldengewächse (Apiaceae)

Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondyleum), Doldengewächse

Echter Fenchel (Foeniculum vulgare)

Doldengewächse (Apiaceae)

Gewöhnlicher Pastinak (Pastinaca sativa)

Doldengewächse (Apiaceae)

Gewöhnlicher Efeu (Hedrea helix)

Araliengewächse (Araliaceae)

Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium), Korbblütengewächse

Wasserdost (Eupatorium cannabinum)

Korbblütengewächse (Asteraceae)

Kanadische Goldrute (Solidago canadensis), Korbblütengewächse

Echte Goldrute (Solidago virgaurea)

Korbblütengewächse (Asteraceae)

Rainfarn (Tanacetum vulgare)

Korbblütengewächse (Asteraceae)

Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus)

Baumwürgergewächse (Celastraceae)

Besenheide (Calluna vulgaris)

Heidekrautgewächse (Ericaceae)

Gewöhnlicher Dost (Origanum vulgare)

Lippenblütengewächse (Lamiaceae)

Brombeere (Rubus fruticosus)

Rosengewächse (Rosaceae)

Literatur:


  1. Bastian, O. (1986): Schwebfliegen, Neue Brehm-Bücherei, Band 576, Ziemsen, Wittenberg.
  2. Chinery, M. (2002): Buch der Insekten, Parey, Berlin, Wien, 3. Aufl. 328 S.
  3. Hartely, J. C. (1961): A taxonomic account of the larvae of some british syrphidae. Proc. Zool. Soc. Lond., 136: 505-573.
  4. Kormann, K. (2002): Schwebfliegen und Blasenkopffliegen Mitteleuropas. Fauna Naturführer Band 1, Fauna Verlag, Nottuln, 270 S.
  5. Kugler, H. (1970): Blütenökologie, Gustav Fischer, Stuttgart, 345 S.
  6. www.natur-in-nrw.de
  7. www.naturspaziergang.de
  8. www.insektenbox.de
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