Die Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) gehört mit weltweit ungefähr 2500 Arten aus 55 Gattungen heute zu den artenreichsten Familien.[3,5] In Deutschland finden wir mit 98 Arten aus 18 Gattungen nur etwa 4 % der weltweit vorkommenden Arten. Fossilien zeigen, dass diese Familie schon zur Zeit der Dinosaurier in der Kreidezeit, also vor mehr als 100 Millionen Jahren entstand.[1, 3] Vertreter der Hahnenfußgewächse sind in allen Lebensräumen zu Hause. Wir finden sie in Wäldern, ebenso wie in Hecken, Wiesen, Weiden, in Säumen, an Ruderalstandorten und in Gewässern. Von den Ebenen bis in die Gebirge haben sie alle Höhenlagen erobert.
Der lateinische Name der Familie der Hahnenfußgewächse „Ranunculaceae“ leitet sich von dem lateinischen Wort für Frosch = rana ab. Er bezieht sich auf die Beobachtung, dass viele Hahnenfußarten, ebenso wie viele Froscharten, feuchte bis nasse Standorte, bevorzugen.
Viele Hahnenfußarten, wie z.B. der Flammende Hahnenfuß (Ranunculus flammula) (links), wachsen auf feuchten bis nassen Standorten, an denen auch Frösche, zu finden sind, wie z.B. der Teichfrosch (Rana „esculenta“). Foto: M. Neitzke
Der deutsche Name „Hahnenfußgewächse“ bezieht sich auf die Blattform vieler Mitglieder der Hahnfußgewächse.
Bei den Hahnenfußgewächsen handelt es sich um eine sehr formenreiche Familie mit einer großen Vielfalt an Blüten, Blättern und Lebensformen.
Lebensform
Von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, handelt es sich bei den Hahnenfußgewächsen um krautige Pflanzen. Die meisten sind ausdauernd, einige wenige einjährig.[1, 3] Zu den einjährigen Arten gehören zahlreiche bedrohte Ackerbeikräuter wie der Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis), das Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) und der Feld-Rittersporn (Consolida regalis). Die einjährige Lebensform stellt eine Anpassung an die Unbeständigkeit dieses Lebensraumes dar.
Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis), Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) und Feld-Rittersporn (Consolida regalis) sind einjährige Ackerbeikräuter aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Foto: M. Neitzke
Unter den mehrjährigen Hahnenfußgewächsen finden wir auch zahlreiche Vertreter der Geophyten. Es handelt sich hierbei um Pflanzen, die mit unterirdischen Überdauerungsorganen wie Knollen, Zwiebeln oder Rhizomen, die ungünstigen Zeiten im Jahr, in unseren Breiten im Regel der Winter, überdauern. Dieser Lebensformtypus wird innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse durch das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), das mit Hilfe eines Rhizoms (Rhizomgeophyt) und das Frühlings-Scharbockskraut (Ficaria verna), das mit Hilfe von Knollen überwintert, repräsentiert.
Das Scharbockskraut (Ficaria verna), ein Knollengeophyt und das Buschwindröschen (Anemone nemorosa), ein Rhizomgeophyt repräsentieren den Lebensformtypus des sogenannten Geophyten innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse. Fotos: M. Neitzke
Die meisten Vertreter der Hahnenfußgewächse sind ausdauernde Stauden. Eine Staude ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die alljährlich am Ende der Vegetationsperiode, spätestens aber bei Frost, bis zum Grund abstirbt (einzieht) und im nächsten Frühjahr wieder austreibt. Sie kann so über mehrere Jahre hinweg blühen.
Der Gelbe Eisenhut oder Wolfs-Eisenhut (Aconitum lycoctonum ssp. vulparia), der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris) und die Gemeine Akelei (Aquilegia vulgaris) sind Beispiele für ausdauernde Stauden innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse. Fotos: M. Neitzke
Die einzige verholzende Kletterpflanzengattung in Mitteleuropa ist die Gattung Clematis (Waldrebe) mit der in Hecken, an Waldrändern und in Gehölzen häufigen Gemeinen Waldrebe (Clematis vitalba).
Die Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba) wächst in Wäldern, Gebüschen und Hecken. Fotos M. Neitzke
Zu den Wasserpflanzen gehören der Schild-Wasserhahnenfuß (Ranunculus peltatus) und der Flutende Wasserhahnenfuß (Ranunculus fluitans).
Der Schild-Wasserhahnenfuß besitzt zwei verschiedene Blatttypen, die rundlichen, 3-5lappigen Schwimmblätter und die fein zerschlitzten Tauchblätter. Dem Flutenden Hahnenfuß fehlen die Schwimmblätter. Er besitzt lediglich die fein zerteilten Tauchblätter. Abbildungen: J. Sturm (1901).
Blätter
Blattstellung
Die Blätter der Hahnenfußgewächse stehen entweder grundständig, d. h. sie entspringen am Grund des Stängels, wie bei dem Leberblümchen (Hepatica nobilis) oder sie stehen an der Sprossachse verteilt.[1, 5]. In diesem Fall sind sie mit wenigen Ausnahmen wechselständig angeordnet.[1] Nur selten kann auch eine wirtelige oder gegenständige Blattstellung beobachtet werden.
Während die Blätter des Knolligen Hahnenfußes (Ranunculus bulbosus, links, Abb. C. A. M. Lindman (1901-1905), wechselständig angeordnet sind, d.h. jedes Blatt entspringt in verschiedener Höhe an der Sprossachse, stehen sie beim Leberblümchen (Hepatica nobilis, rechts) grundständig, d.h. sie entspringen am Grund des Stängels.[5] Foto: M. Neitzke
Eine Ausnahme hinsichtlich der Blattstellung stellt die Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba) mit einer gegenständigen Blattstellung dar.
Bei der Waldrebe (Clematis vitalba) sind die Blätter gegenständig angeordnet, d.h. die Blätter stehen sich paarweise gegenüber. Fotos: M. Neitzke
Bei einer wirteligen oder quirligen Blattstellung stehen mehrere Blätter auf gleicher Höhe an demselben Knoten am Stängel.[5] Eine quirlige Blattstellung finden wir innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse bei den Gattungen Windröschen (Anemone), Küchenschelle (Pulsatilla), Winterling (Eranthis) und Leberblümchen (Hepatica).
Bei dem Busch-Windröschen bilden drei 3-teilige Blätter, deren Abschnitte noch einmal 2-3 mal gespalten sind, einen Quirl, der etwa 2,5 cm unterhalb der Blütenhülle steht. Foto: M. Neitzke
Die Blätter des Scheinquirls der Gewöhnlichen Küchenschelle sind stark zerschlitzt und wollig behaart. Foto: M. Neitzke
Bei dem Leberblümchen (Hepatica nobilis) sind die Blätter des Scheinquirls ungeteilt und stehen dicht unter dem blauen Perigon.[5] Foto: M. Neitzke
Blattform
Die Blätter der Hahnenfußgewächse zeigen eine große Formenvielfalt. Meist sind sie stark gegliedert, oft handförmig geteilt oder zusammengesetzt, selten gelappt wie beim Leberblümchen (Hepatica) oder gefiedert wie bei der Waldrebe (Clematis). Bei einigen Arten kommen ungeteilte, einfache Blätter vor. Der Blattstiel ist am Grund scheidig. Die Nebenblätter sind klein, fehlen aber meist.
Ungeteilte Blätter finden wir z.B. beim Brennenden Hahnenfuß (Ranunculus flammula), beim Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua), der Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und dem Scharbockskraut (Ficaria verna).
Brennender Hahnenfuß (Ranunculus flammula, links): obere Stängelblätter ungeteilt, lanzettlich, sitzend; Sumpfdotterblume (Caltha palustris, oben rechts: Blätter ungeteilt, herzförmig bis nierenförmig; Scharbockskraut (Ficaria verna, unten rechts): Blätter rundlich bis herzförmig. Fotos: M. Neitzke
Geteilte Blätter besitzen beispielsweise viele Hahnenfußarten und die Akelei (Aquilegia vulgaris). Die Grundblätter des Scharfen Hahnenfußes (Ranunculus acris) sind 3-5 teilig und die Abschnitte nochmals tief in lineal-lanzettliche Zipfel zerteilt.[8] Beim Kriechenden Hahnenfuß (Ranunculus repens) sind die Grundblätter 3teilig, der mittlere Abschnitt ist lang gestielt, alle Abschnitte sind 3 spaltig gezähnt.[8] Bei der Gemeinen Akelei (Aquilegia vulgaris) sind die lang gestielten Grundblätter doppelt dreiteilig.[8]
Die Grundblätter des Scharfen Hahnenfußes (Ranunculus acris), des Kriechenden Hahnenfußes (Ranunculus repens) und der Gemeinen Akelei (Aquilegia vulgaris) (von links ach rechts). Fotos: M. Neitzke
Die Grundblätter des Leberblümchens (Hepatica nobilis) sind 3lappig. Foto: M. Neitzke
Blütenhülle
Der Aufbau der Blütenhülle weist bei den Hahnenfußgewächsen, im Gegensatz zu vielen anderen Pflanzenfamilien, eine große Vielfalt auf. So kann die Blütenhülle radiär, wie beim Hahnenfuß (Ranunculus spec.) oder zygomorph (d.h. sie hat nur eine Symmetrieebene), wie beispielsweise beim Eisenhut (Aconitum spec.) oder dem Rittersporn (Consolida spec., Delphinium spec.) sein. Bei den Arten des Eisenhuts oder des Rittersporns sind die oberen Blütenblätter vergrößert und gewölbt und sehen aus wie eine Kapuze.[1]
Blütenhülle: radiär oder zygomorph
Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens, links): Blüte radiär, Blauer Eisenhut (Aconitum napellus, rechts): Blüte zygomorph, Fotos: M. Neitzke
Die Blütenhülle kann 4- bis 5- oder mehrblättrig sein.
Gemeine Waldrebe (Clematis vitalba): 4 Blütenblätter; Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens): 5 Blütenblätter; Leberblümchen (Hepatica nobilis): 7 Blütenblätter. Fotos: M. Neitzke
Charakteristisch für die Hahnenfußgewächse ist das häufige Vorkommen von sog. Nektar- oder Honigblättern, die sehr unterschiedlich geformt sein können.
Die Abbildung gibt einen Überblick über die Formenvielfalt der Nektar- bzw. Honigblätter innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse. Fotos: M. Neitzke
Typisch für den Winterling (Eranthis hyemalis) sind röhrenförmige Nektarblätter.
Zwischen den gelben Blütenhüllblätter und den Staubblätter steht beim Winterling (Eranthis hyemalis) ein Kranz von röhrenförmigen gelben Nektarblättern. Fotos: M. Neitzke
Während Bienen und die Königin der Erdhummel mit ihren langen Rüsseln den Nektar am Grunde der schlauchförmigen Nektarblätter problemlos erreichen können, bleibt für die Fliegen mit ihren kurzen Rüsseln (unten) nur der Pollen. Fotos: M. Neitzke
Mit ihren kurzen Rüsseln kommen die Winterschwebfliege (Episyrphus balteatus) (unten) und die Schmeißfliege (Pollenia rudis) nicht an den in den schlauförmigen Nektarblättern geborgenen Nektar. Foto: M. Neitzke
Bei der Trollblume (Trollius europaeus) bilden die goldgelben Blütenhüllblätter eine kugelförmige Hülle, die auf ihrer Oberseite einen Eingang frei lässt. Die Besucher, kleinere Fliegen und Bienen, dringen hier ein und kommen so zuerst mit den Narben und den zahlreichen Staubblättern in Berührung. Die Nektarblätter sind einfache löffelförmige Gebilde, die in einer Vertiefung Nektar sezernieren.[6]
Eine Winter-Schwebfliege (Episyrphus balteatus) bedient sich an dem leicht zugänglichen Pollen einer Blüte der Trollblume (Trollius europeus). Foto: M. Neitzke
Bei einer Blüte der Trollblume wurden die vorderen Blütenblätter entfernt, so dass die Winterschwebfliege gut bei ihrer Pollenmahlzeit in der Blüte der Trollblume beobachtet werden kann. Fotos: M. Neitzke
Die linealischen Nektarblätter die in eine grübchenartige Vertiefung an der Basis Nektar absondern, stehen außerhalb der Staubblätter. Fotos: M. Neitzke
Die zahlreichen schlauchförmigen Honigblätter der Schwarzen Nieswurz sezernieren in ihrem Inneren reichlich Nektar. Sie duften stärker und andersartig als die Blütenhüllblätter.[6]
Deutlich sind in der Blüte der Schwarzen Nieswurz (Helleborus niger) die gelben röhrenförmigen Nektarblätter als Kranz zwischen den zahlreichen Staubblättern und den Blütenhüllblättern zu erkennen. Fotos: M. Neitzke
Bei der Stinkenden Nieswurz (Helleborus foetidus) bilden die grünen Blütenhüllblätter eine hängende 16-20 mm lange Glocke. Zwischen Staubblättern und Blütenhüllblättern stehen die schlauchförmigen Honigblätter, in deren Basis der Nektar sezerniert wird.
Die 30-60 cm hohe Stinkende Nieswurze (Helleborus foetidus) besitzt handförmig geteilte wintergrüne Blätter und reich verzweigte Blütenstände. Sie blüht bereits früh im Jahr (Februar- April). Hefepilze im Nektar bauen den Zucker ab, wodurch große Mengen and Wärme frei werden. So können Temperaturerhöhungen bis zu 6 °C erreicht werden. Foto: M. Neitzke
Die Nektarblätter der Stinkenden Nieswurz sind hellgrün - weißlich, krugförmig und am Rand gefranst. Fotos: M. Neitzke
Bei der Gattung Aquilegia (Akelei) wechseln in der auffälligen Blütenhülle 5 gespornte Nektarblätter mit 5 spornlosen Blütenhüllblättern (Perigonblättern).
Blick von unten in die tütenförmigen Öffnungen der Nektarblätter einer Blüte einer Akelei. Foto: M. Neitzke
Der Nektar sammelt sich in der Spitze des Sporns der Nektarblätter der Akelei (Aquilegia vulgaris). Er ist nur für langrüsselige Insekten zugänglich.
Ein Schnitt durch den Sporn eines Nektarblattes der Akelei zeigt den in der Spornspitze angesammelten Nektar. Fotos M. Neitzke
Nektarraub ist an der Tagesordnung!
Wem der lange Weg durch das gespornte Nektarblatt zu mühselig ist oder wer einen zu kurzen Rüssel hat, versucht es durch Anbohren des Sporns und damit einer Verkürzung des Weges zum Nektar.
Viele Wege führen nach Rom, bzw. zum Nektar. Eine Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) kann mit ihrem kurzen Saugrüssel nicht auf normalem Weg den Nektar am Spornende erreiche. Fotos: M. Neitzke
Erst eine trockene Pollenmahlzeit und dann etwas Nektar zum Nachspülen. (Das vordere Blütenhüllblatt (Perigonblatt) wurde entfernt). Fotos: M. Neitzke
Auch die Honigbiene holt sich ihre Belohnung für die Bestäubungsarbeit auf direktem Wege. Foto: M. Neitzke
Die günstigste Position zu erwischen ist auch nicht immer so einfach. Fotos: M. Neitzke
Am kompliziertesten sind die Nektarblätter bei der Gattung Nigella (Schwarzkümmel) gebaut. Die Nektarblätter sitzen an einem gebogenen Stielchen und sind zweilippig mit einer behaarten Unterlippe. Die Besucher müssen den Rüssel zwischen Ober- und Unterlippe durchzwängen, um an den am Grunde abgegebenen Nektar zu gelangen.[5, 6].
Die geknieten Nektarblätter der Gattung Nigella (Schwarzkümmel) sitzen auf kleinen Stielchen zwischen den großen als Schauapparat dienenden Kelchblättern und den Staubblättern. Bei Nigella damascena (links) wird dieser Schaueffekt durch kelchartige, fein zerschlitze Hochblätter unterhalb der blauen Kelchblätter unterstützt. Diese haben der Pflanze den deutschen Namen „Jungfer im Grünen“ eingebracht. Bei Nigella sativa (Schwarzkümmel, rechts) fehlt diese auffällige Hochblatthülle. Fotos: M. Neitzke
Während die Insekten, hier eine Ackerhummel (Bombus pascuorum) auf der Suche nach Nektar in den Nektarblättern über die ausgebreiteten Kelchblätter laufen, streifen sie mit ihrem Rücken die Pollen aus den bogenförmig geschwungenen Staubblättern. Foto: M. Neitzke
Die schüsselförmige Nektargrube der Honigblätter wird von einem gewölbten Blatt überdeckt. Der Zugang zum Nektar ist nur den Insekten möglich, die das als Deckel wirkende Blatt mit ihrem Rüssel genügend hoch emporheben können. Foto: M. Neitzke
Die kräftige Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris) und auch die Honigbiene können an den Nektar in den Nektarblätter der "Jungfer im Grünen" gelangen. Fotos: M Neitzke
Bei der Gattung Aconitum (Eisenhut) tragen die Honigblätter an einem langen Stiel ein helmförmiges Gebilde, in dem der Nektar erzeugt und gespeichert wird. Diese lang gestielten kapuzenförmigen Nektarblätter werden von dem oberen helmförmigen Perigonblatt umschlossen. Der Stiel zeigt auf der Oberseite eine Rinne, die den Rüssel sicher zum Nektar führt.[6]
Die lang gestielten kapuzenförmigen Nektarblätter des Blauen Eisenhutes (Aconitum napellus) werden von dem oberen helmförmigen Perigonblatt umschlossen. Foto: M. Neitzke
Freipräparierte Nektarblätter des Blauen Eisenhutes (Aconitum napellus). Eine Gartenhummel (Bombus hortorum) versucht an den Nektar zu gelangen. Fotos: M. Neitzke
Eine Deutsche Wespe (Vespula germanica) versucht mit ihrer kurzen Zunge an den Nektar in dem Nektarium der freipräparierten Honigblätter des Blauen Eisenhutes (Aconitum napellus) zu gelangen. Fotos: M. Neitzke
Beim Frühlings-Scharbockskraut (Ficaria verna) und den Arten der Gattung Ranunculus (Hahnenfuß) sind die Nektarblätter kronblattartig ausgebildet. An der Basis der vermeintlichen Blütenkronblätter befindet sich nämlich in einem Grübchen, der sog. Nektargrube, das von einem Schüppchen, der sog. Nektarschuppe überdeckt ist, der Nektar.
Bei den vermeintlichen Blütenkronblättern des Kriechenden Hahnenfußes (Ranunculus repens) handelt es sich um Nektarblätter, an deren Grund sich die von einer Schuppe überdeckten Nektarien befinden. Foto: M. Neitzke
Zahlreiche Insekten versuchen an den Nektar unter den Nektarschüppchen der kronblattartigen Nektarblätter zu gelangen:
Von links nach rechts: Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris) und Sumpfwiesen-Perlmuttfalter (Boloria selene, (Clossiana selene)) Scharbockskraut (Ficaria verna) und Großer Wollschweber (Bombylius major), Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens) und Honigbiene (Apis mellifera). Fotos: M. Neitzke
Aufgrund des offen dargebotenen Pollens und des leicht zugänglichen Nektars in den radiären Blüten gehören auch zahlreiche kurzrüsselige Insekten, v.a. auch Käfer, die vermutlich die ersten Bestäuber von Blüten in der gemeinsamen Evolution von Blüten und Insekten waren, zu den häufigen Blütenbesuchern der verschiedenen Hahnenfuß-Arten. Fotos: M: Neitzke
Sind die Nektarblätter kronblattartig ausgebildet, wie z.B. bei der Gattung Ranunculus (Hahnenfuß, links) und Ficaria (Frühlings-Scharbockskraut, rechts) werden diese als Kronblätter und die Perigonblätter als Kelchblätter bezeichnet. Fotos: M. Neitzke
Wenn die einzelnen Fruchtblätter nicht miteinander zu einem Fruchtknoten verwachsen sind, liefert jedes Fruchtblatt für sich ein Samengehäuse, Früchtchen genannt. Blüten dieser Art besitzen also im Fruchtzustand mehrere oder viele Früchte (polykarpide Früchte). Es entstehen sog. Sammelfrüchte.
Bei den Hahnenfußgewächsen herrschen Sammelnussfrüchte und Sammelbalgfrüchte vor:
Sammelnussfrüchte treten bei den Gattungen Anemone (Windröschen), Ranunculus (Hahnenfuß), Hepatica (Leberblümchen), Adonis (Adonisröschen), Clematis (Waldrebe), Pulsatilla (Küchenschelle) und Thalictrum (Wiesenraute)auf. Bei den Teilen der Sammelnussfrucht handelt es sich um einsamige Nüsschen (einsamige Nüsschen = aus einem Fruchtblatt gebildetes nussförmiges Früchtchen.
Sammelbalgfrüchte treten bei den Gattungen Aconitum (Eisenhut), Delphinium (Rittersporn), Aquilegia (Akelei), Helleborus (Nieswurz), Eranthis (Winterling), Caltha (Dotterblume) und Trollius (Trollblume) auf. Eine Balgfrucht ist eine trockene Frucht aus einem Fruchtblatt, das sich an der Bauchnaht, also der Innenseite öffnet.
Selten treten Beeren z.B. bei Actea (Christophskraut) und Hydrastis oder Kapseln z.B. Nigella (Schwarzkümmel) auf.
Beispiele für Sammelnussfrüchte bei den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae):
Sammelnussfrucht des Buschwindröschens (Anemone nemorosa). Foto: M. Neitzke
Beispiele für Sammelnussfrüchte (von links nach rechts): Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens), Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis), Leberblümchen (Hepatica nobilis). Fotos: M. Neitzke
Beispiele für Sammelbalgfrüchte bei den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae):
Sammelbalgfrucht des Winterlings (Eranthis hyemalis). Die trockene von einem Fruchtblatt gebildete Frucht reißt an der Verwachsungsnaht (Bauchnaht, Innenseite) auf. Die Samen sitzen in je 1 Reihe an den Rändern des Fruchtblatts. Foto: M. Neitzke
Balgfrüchte der Akelei. Bei der Reife der Balgfrüchte trocknen die Fruchtwände der Balgfrüchte aus und die Früchte reißen entlang der längsverlaufenden Bauchnaht auf. Foto: M. Neitzke
Bei der Schwarzen Nieswurz (Helleborus niger) bilden sich bei der Reife 3-8 Balgfrüchte, die sich an der Bauchnaht öffnen und die schwarzen mit Ölkörpern versehenen Samen freigeben. Foto: M. Neitzke
Die Sammelfrucht des Blauen Eisenhuts (Aconitum napellus) besteht aus 3 länglichen, aufrecht stehenden, kahlen Balgfrüchten, mit querverlaufenden erhabenen Nerven auf den Seitenwänden. An deren Ende befindet sich ein 2-3 mm langer Schnabel. Im Inneren befinden sich die schwarzen, dreikantigen, geflügelten Samen. links: unreife noch geschlossene Balgfrüchte des Blauen Eisenhutes. rechts: reife, an der Bauchnaht aufgerissene Balgfrüchte des Blauen Eisenhutes. Fotos M. Neitzke
Bei der Trollblume (Trollius europaeus) besteht die Sammelfrucht aus vielen kleinen Bälgern oder Balgfrüchten. links: unreife, grüne, noch geschlossene Balgfrüchte, rechts: an der Bauchnaht aufgeplatzte Balgfrüchte der Trollblume. Fotos: M. Neitzke
Actaea spicata (Christophskraut) (Abb. J. Sturms (1901))
Actaea spicata (Christophskraut) (Abb. C. A. M. Lindman (1901-1905))
Beim Christophskraut (Actea spicata) werden als Früchte mehrsamige Beeren ausgebildet. Sie werden durch Vögel verbreitet.
Bei der „Jungfer im Grünen“ (Nigella damascena) wird eine Kapsel ausgebildet. rechts: geschlossene, noch unreife Kapsel, rechts: Kapsel quer mit Samen. Fotos: M. Neitzke
Die Nüßchen sind häufig durch behaarte und verlängerte Griffel (Waldrebe (Clematis), Küchenschelle (Pulsatilla)), hakige Auswüchse (Acker-Hahnenfuß (Ranunculus arvensis)), häutige Flügel oder Schwimmgewebe an die Ausbreitung durch Wind, Tiere und Wasser angepasst.
Die hakigen Stacheln auf der Oberseite der Früchtchen des Acker-Hahnenfußes (Ranunculus arvensis) dienen der Klettverbreitung durch Tiere. (Abb. aus Sturms, J. (1901))
Die verlängerten und behaarten Griffel bei der Gattung Clematis (Waldrebe) und Pulsatilla (Küchenschelle) dienen der Verbreitung der Samen durch Wind.
Bei der blau-violett blühenden Gewöhnlichen Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) verlängern sich bei der Samenreifereife die Griffel und dienen dann der Verbreitung der Samen durch den Wind. Foto: M. Neitzke
Die verlängerte und behaarten Griffel der Gewöhnlichen Waldrebe (Clematis vitalba, links) und der Gewöhnlichen Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris, rechts) dienen der Verbreitung der Samen durch Wind. Fotos: M. Neitzke
Neben einer generativen Vermehrung durch Samen findet bei vielen Vertretern der Hahnenfußgewächse auch eine vegetative Vermehrung z.B. durch Brutknollen wie beim Frühlings-Scharbockskraut (Ficaria verna) oder durch Ausläufer wie beim Kriechenden Hahnenfuß (Ranunculus repens) statt.
In den Blattachseln finden sich bei dem Frühlings-Scharbockskraut Brutkörper (Bulbillen) für die vegetative Vermehrung. Fotos: M. Neitzke
Die Familie der Hahnenfußgewächse enthält viele Giftpflanzen.
Der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) gilt aufgrund seines hohen Gehaltes an Aconitin, das auch über die Haut aufgenommen wird, als die giftigste Pflanzenart Europas. Sie wird daher auch als Königin der Gifte bezeichnet. Fotos: M. Neitzke
Der Gelbe Eisenhut (Aconitum lycoctonum ssp. vulparia) wird auch als Wolfs-Eisenhut bezeichnet, da seine Knollen zur Herstellung vergifteter Köder für die Tötung von Wölfen verwendet worden sein sollen. Fotos: M. Neitzke
Der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris) enthält wie viele andere Vertreter der Gattung Ranunculus das bittere und Schleimhaut reizende Protoanemonin. Fotos: M. Neitzke
Das Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) gehört zu den Heilpflanzen aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Es enthält herzwirksame Glykoside (Adonotoxin, Cymarin) und wird daher zur Behandlung einer leicht eingeschränkten Herzleistung eingesetzt. Fotos: M. Neitzke
Literatur: