Gartenhummel (Bombus hortorum)

Gartenhummel (Bombus hortorum L.) - eine wichtige Bestäuberin

Steckbrief:


Länge: Königin: 17-22 mm; Arbeiterin: 11-16 mm; Männchen 13-15 mm

Flügelspannweite: Königin: 35-40 mm, Arbeiterin: 28-32 mm, Männchen: 28-32 mm

Rüssellänge: Königin: 19-21 mm; Arbeiterin: 14-16 mm, Männchen: ca. 15 mm

Kopf: sehr lang

Färbung: Grundfarbe: schwarz, Brust (Thorax) mit zwei dunkelgelben Querbinden, Hinterleib mit 1 gelben Binde (1. Hinterleibsabschnitt gelb gefärbt), Hinterleibsende weiß

Artbeschreibung:


Die Gartenhummel (Bombus hortorum) zählt aufgrund ihrer Größe und kontrastreichen Färbung zu den auffälligen Hummelarten in Europa. Mit einer Körperlänge von 17- 22 mm und einer Flügelspannweite von 35-44 mm sind die Königinnen deutlich größer als die Arbeiterinnen und Drohnen. Die Körperlänge der Arbeiterinnen schwankt zwischen 11-16 mm, die der Männchen zwischen 13-15 mm. Die Flügelspannweite der Weibchen und Männchen beträgt 28-32 mm.[9] Die Gartenhummel gehört zu den Hummeln mit einer schwarzen Grundfärbung, gelben Querbinden und einem weißen Hinterteil. Bei oberflächlicher Betrachtung kann sie leicht mit der ähnlich großen und ebenfalls recht häufigen Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris) verwechselt werden. Letztere zeichnet sich ebenfalls durch eine überwiegend schwarze Körperfarbe, braungelbe Querbinden und ein weißes Hinterleibsende aus. Bei genauerem Hinschauen, sieht man jedoch, dass sich die beiden Hummelarten durch die Zahl der gelben Querbinden auf ihrem schwarzen Körper deutlich voneinander unterscheiden. Im Gegensatz zur Dunklen Erdhummel (Bombus terrestris), deren Körper nur 2 gelbe Querbinden aufweist, zeigt der Körper der Gartenhummel 3 Querstreifen. Beide Arten besitzen einen braungelben Kragen. Diese gelbe Querbinde ist bei der Gartenhummel etwas breiter als bei der Dunklen Erdhummel. Die Gartenhummel weist aber im Unterschied zur Dunklen Erdhummel außerdem eine weitere gelbe Querbinde am Ende der Brust (Thorax) auf. Sie besitzt also 2 gelbe Querbinden auf der Brust. Zusätzlich zu der gelben Musterung der Brust, zeigen beide Hummelarten eine gelbe Querbinde auf dem Hinterleib. Bei der Gartenhummel ist der erste Hinterleibsabschnitt gelb gefärbt, so dass die beiden gelben Streifen in der Mitte des Körpers nah beieinander liegen, man spricht daher auch von einer Doppelbinde. Bei der Dunklen Erdhummel ist der 2. Hinterleibsabschnitt gelb gefärbt. Bei beiden Arten sind die letzten Hinterleibsabschnitte weiß.[1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9] Die Gartenhummel ist zudem lang behaart mit schwarzen Borsten an den Körbchen.[1]


Die Seitenansicht der Dunklen Erdhummel (links) und der Gartenhummel (rechts) zeigt deutlich die unterschiedliche Anzahl der gelben Querbinden auf der Brust der beiden Arten. Während die Brust der Gartenhummel zusätzlich zu dem gelben Kragen eine weitere schmale gelbe Querbinde am Ende der Brust aufweist, fehlt diese der Dunklen Erdhummel. Durch die Gelbfärbung des 1. Abschnitts des Hinterleibs entsteht in der Körpermitte der Gartenhummel eine gelbe Doppelbinde. Deutlich ist auch die lange Behaarung der Gartenhummel zu erkennen Fotos: M. Neitzke


Auch die Rückenansicht der Gartenhummel (links) und der Dunklen Erdhummel (rechts) zeigt die Unterschiede in der Körperfärbung zwischen den beiden Hummelarten. Deutlich ist die gelbe Doppelbinde in der Körpermitte der Gartenhummel zu erkennen. Fotos: M. Neitzke

Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Hummelarten ist die Länge des Kopfes. Die Gartenhummel gehört zu den sog. „Langkopfhummeln“ und die Dunkle Erdhummel zu den sog. „Kurzkopfhummeln“. Das Gesicht der Gartenhummel ist im Vergleich zu der Dunklen Erdhummel deutlich verlängert.[5]


Deutlich ist der langgezogene Kopf der Gartenhummel (links) im Vergleich zu dem kurzen Gesicht der Dunklen Erdhummel (rechts) zu erkennen. Fotos M. Neitzke

Ein wichtiges Merkmal der Gartenhummel ist ihr langer Saugrüssel, der bei den Königinnen bis zu 21 mm und bei den Arbeiterinnen bis zu 16 mm erreichen kann. Mit diesem langen Rüssel kann sie auch den Nektar von Blüten mit langen Blütenkron- oder Kelchröhren, wie sie viele Vertreter der Lippenblütengewächsen (Lamiaceae), Raublattgewächsen (Boraginaceae) oder Nelkengewächsen (Caryophyllaceae) besitzen, erreichen. Häufig ist sie auch bei dem Besuch der verschiedenen Fingerhutarten (Wegerichgewächse (Plantaginaceae)) mit ihren glocken- bzw. röhrenförmigen Blütenkronen zu beobachten.[4, 5, 9]  Auch ein langer Sporn, wie bei dem Feld-Rittersporn (Consolida regalis) aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae),  oder den Arten des Lerchensporns (Wegerichgewächse (Plantaginaceae) ist für die Gartenhummel mit ihrem langen Rüssel kein Hindernis. So ist die Königin der Gartenhummel im Frühjahr häufig bei der Nektarsuche an den Blüten den Finger-Lerchensporns (Corydalis solida) und des Hohlen Lerchensporns (Corydlais cava) zu beobachten. Ebenfalls nur langrüsseligen Insekten, wie der Gartenhummel, ist der am Ende lang gestielter kapuzenförmiger Nektarblätter geborgene Nektar beim Blauen Eisenhut (Aconitum napellus) zugänglich.


Die Gartenhummel (rechts) gehört mit ihrem bis zu 21 mm langen Saugrüssel zu den langrüsseligen Hummeln, die Dunkle Erdhummel (links) mit einer durchschnittlichen Rüssellänge von 8-10 mm dagegen zu den kurzrüsseligen Hummeln. Während die Dunkle Erdhummel nur den Nektar der Lippenblütengewächse mit kurzer Kronröhre, wie dem Dost (Origanum vulgare) ausbeuten kann, erreicht die Gartenhummel den Nektar auch am Grund der 12-14 mm langen Blüten des Heilziests (Betonica officinalis). Fotos: M. Neitzke


Deutlich sind der langgestreckte Kopf und der lange Saugrüssel der Gartenhummel bei dem Anflug auf den Blütenstand des Heilziest zu erkennen. Fotos: M Neitzke

Die Gartenhummel zeigt keine Spezialisierung auf bestimmte Pflanzenarten oder -familien. Sie ernährt sich polylektisch, d.h. sie sammelt den Nektar und Pollen von Pflanzen sehr vieler verschiedener Familien.[11] Insgesamt konnte der Besuch der Blüten von 215 Wild- und 18 Kulturpflanzenarten durch die Gartenhummel beobachtet werden.[4] Dabei erweisen sie sich auch als sehr effektive Bestäuber unserer Nahrungspflanzen. Bei der Bestäubung der Ackerbohne zeigte sie sich sogar als effizienter als die Honigbiene und die Dunkle Erdhummel.[10] Auch bei der Bestäubung der Obstbäume spielt die Gartenhummel, insbesondere deren Königinnen eine wichtige Rolle. Auf ihrer Nahrungssuche legt sie oft Strecken von bis zu 2 km zurück. Die Gartenhummel zählt zu den ausdauernden Weitstreckenfliegern.[4]

Lebensweise


Die Gartenhummel gehört zu den staatenbildenden Insekten. Die Größe der Völker schwankt zwischen 50 - 120 Tieren. Während das Volk im Herbst stirbt, überleben die Jungköniginnen als einzige und überwintern allein. Bevor sie sich in die Winterruhe begeben wurden sie bereits befruchtet und haben sich mit Pollen und Nektar einen Wintervorrat angefressen. In ihrem Winterquartier überleben sie sogar bei Minustemperaturen. Durch das Glycerol in ihrer Hämolymphe (Körperflüssigkeit der Gliederfüßer), das als Frostschutzmittel wirkt, sind sie bis zu Temperaturen von -19 °C vor dem Einfrieren geschützt. Die überwinternden Weibchen verlassen ab Mitte März ihre Winterquartiere und beginnen mit ihrem Nestbau. Die ersten Arbeiterinnen fliegen dann ab Anfang Mai, die Männchen ab Ende Juni. Die Jungköniginnen erscheinen ab Mitte Juli. Sie bringen in der Regel im Laufe eines Jahres nur eine einzige Generation hervor (univoltin), nur in günstigen Jahren auch 2 Generationen pro Jahr.[4, 5, 6, 9, 11]


Die Gartenhummel nistet überwiegend oberirdisch in Vogelnestern und Vogelnistkästen aber auch unterirdisch in verlassenen Mäusenestern. Im Siedlungsbereich sucht sie zum Nisten Gebäude wie Ställe, Scheunen, Schuppen und Dachböden auf. Die Gartenhummel gehört zu den sog. „Taschenmachern“ (Pocketmaker).[6, 11] Hierbei handelt es sich um Hummeln, die besondere Pollentaschen aus Wachs, sog. Pockets, unter bzw. an die Brutwabe bauen, in welche die Pollenvorräte von den heimkehrenden Sammlerinnen gestapelt werden. Die Larven bedienen sich selbst, sie fressen von oben aus den Pollenschubladen. Lediglich Nektar muss den Larven von ihren Ammen vor die Mundöffnung gespuckt werden.[7]

Lebensräume

 

Die Gartenhummel besiedelt verschiedene Lebensräume. So ist sie an Waldrändern und den angrenzenden Wiesen, Streuobstwiesen, Hochwasserdämmen ebenso häufig anzutreffen wie im Siedlungsbereich in Parkanlagen und Gärten.[11]




Schutzstatus und Gefährdung


Die Gartenhummel ist wie alle heimischen Wildbienenarten in Deutschland nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Das bedeutet, dass es verboten ist, die Nester zu beschädigen oder zu zerstören sowie einzelne Individuen zu töten, zu verletzen oder zu fangen. Obwohl der Bestand der Gartenhummel als rückläufig gilt, ist die Art in der Roten Liste Deutschland noch nicht als gefährdet eingestuft.[4]

Blütenbesuch


Eine Gartenhummel mit Pollenpaket beim Blütenbesuch eines Gelben Fingerhutes (Digitalis lutea). Gut ist der lange Rüssel zu erkennen, mit dessen Hilfe der Nektar auch am Grund der 15-25 mm langen Röhrenblüte des Gelben Fingerhutes zu erreichen ist. Fotos M. Neitzke


Auch Blüten mit einem langen Sporn, wie der Acker-Rittersporn (Consolida regalis) werden von der Gartenhummel besucht. Fotos: M. Neitzke


Mit ihrem langen Rüssel kann die Gartenhummel auch den Nektar am Grund des Sporns des Finger-Lerchensporns erreichen. Wenn der normale Weg zu mühsam ist, bleibt auch noch die Möglichkeit des Nektarraubes, indem der Sporn am Ende mit dem kräftigen Rüssel angestochen wird und so der Weg zum Nektar entscheidend verkürzt wird.  Fotos: M. Neitzke


Unter dem oberen, vergrößerten, helmförmig gewölbten Blütenblatt befinden sich beim Blauen Eisenhut die lang gestielten kapuzenförmigen Nektarblätter. Mit ihrem langen Saugrüssel ist  die Gartenhummel im Stande, an den, an ihrem Ende befindlichen Nektar zu gelangen. Fotos: M. Neitzke


Gartenhummel beim Besuch der Blüten des Heilziests (Betonica officinalis, links) und des Kriechenden Günsels (Ajuga reptans, rechts). Fotos M: Neitzke


Königin der Gartenhummel an der Blüte der Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi, links). Besuch der Blüten des Beinwells (Symphytum officinalis, rechts) durch eine Gartenhummel. Fotos: M. Neitzke


Während die Gartenhummel (links) mit ihrem langen Rüssel den Nektar am Grund der langen Kronröhre (12 - 15 mm) der Blüte des Saat-Hohlzahns erreichen kann, begeht die Dunkle Erdhummel (rechts) „Nektarraub“ um an das begehrte Futter zu gelangen. Fotos: M. Neitzke


Auch die 2-2,5 cm lange Blüte der Weißen Taubnessel (Lamium album) mit ihrer etwa 7 mm lange Kronröhre stellt für die Gartenhummel  kein ernstes  Problem bei  der Aufnahme des Nektars am Grund der Blüte dar. Fotos: M. Neitzke


Bei dem Garten-Löwenmäulchen ist der Schlund der Blüte durch eine Emporwölbung der Unterlippe, die Maske verschlossen. Diese „Maske“ des Garten-Löwenmäulchens ist für die Gartenhummel kein Problem. Die kräftige Gartenhummel kann durch ihr Gewicht die Maske herabdrücken und sich dann in den Schlund zwängen. Fotos: M. Neitzke

Literatur



  1. Chinery, M. (2002): Pareys Buch der Insekten. 3. Aufl., Berlin, Wien, Parey, 328 S.
  2. Gokcezade, J., Gereben-Krenn, D.-A. & J. Neumayer (2017): Feldbestimmungsschlüssle für die Hummeln Österreichs, Deutschlands und der Schweiz. 1. Aufl., Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
  3. Grabner, S., Sommerlandt, F, Schulz-Kesting, K. & P. Dieker (2021): Grundkurs: Hummel-Bestimmung, Einführung in die Hummel-Bestimmung. Thünen Institut für Biodiversität. wildbienen.thuenen.de/fileadmin/nisthilfen/Bestimmungskurse/Hummel-Bestimmungskurs_upload_20210807.pdf
  4. https://berlin.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten/arten/hautfluegler/hummeln/29552.
  5. https://www.imkerverein-dresden.de/2020/04/07/bombus-hortorum-von-kurz-und-langköpfen/
  6. https://www.naturspaziergang.de/Hummeln/Bombus_hortorum.htm
  7. https://pollenhoeschen.de/glossary/pocketmaker
  8. https://wildbienen.thuenen.de/
  9. https://wildbienende>b-hortor
  10. Marzing, B, Brünjes, L, Biagioni, S., Behling, H., Link, W. & C. Westphal (2018): Bee pollinators of faba bean (Vicia faba L.) differ in their foraging behaviour and pollination efficiency. Agric. Ecosyst. Environm., 264: 24-33.
  11. Westrich, P. (2018): Die Wildbienen Deutschlands. Ulmer, Stuttgart, 821 S.
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