Giersch (Aegopodium podagraria)


Der Giersch (Aegopodium podagraria) –


Ziegenfuß und Zipperleinskraut


  • Bedeutung des Giersch für Biodiversität und menschliches Wohlbefinden
  • Die Bedeutung des Giersch in der Kosmetik und Körperpflege
  • Die Bedeutung des Giersch in der Heilkunde
  • Botanischer Exkurs – die Kunst Aufmerksamkeit zu erwecken und zu behalten
  • Der Giersch - Festessen, Liebe und Tod im Dickicht des Giersch

Bedeutung des Giersch für Biodiversität und menschliches Wohlbefinden


Der Giersch oder Geißfuß (Aegopodium podagraria) ist eine 50-100 cm hoch werdende, krautige ausdauernde Pflanze aus der Familie der Doldenblütler, die in weiten Teilen von Europa und Asien verbreitet ist. Natürlicherweise wächst der Giersch in der Krautschicht feuchter Wälder, z.B. von Auen- und Schluchtwäldern, an Waldrändern, in den Säumen von Hecken und Gebüschen sowie an Ufern von Gewässern. Überall wo der Giersch wächst, zeigt er frische und nährstoffreiche Bodenverhältnisse an. Aufgrund seiner lebhaften Ausbreitung durch unterirdische Ausläufer bildet er oft ausgedehnte Bestände, in denen nur wenige andere Arten sich halten können. Diese Eigenschaft zeigt er, sehr zum Unwillen der Gärtner und zahlreicher Gartenbesitzer, auch bei der Besiedlung von Gärten und Parkanlagen.[10, 19, 34]




Aufgrund der lebhaften Ausbreitung durch unterirdische Ausläufer bildet der Giersch oft ausgedehnte Bestände. Foto: M. Neitzke

Bei seiner Namensgebung stand sowohl eine Krankheit als auch ein Tier Pate. So ist der Giersch eine alte Heilpflanze, die in der Traditionellen Medizin seit der Antike zur Behandlung von Gicht und Ischias sowie Verletzungen aller Art verwendet wurde.[1, 2, 10, 38] Auf seine bekannteste Verwendung als Heilmittel, die Behandlung von Gicht, weisen sowohl viele mundartliche Bezeichnungen, wie etwa im deutschen „Zipperleinskraut“, im französischen „podagraire“ („Gichtheilerin“), im englischen „goutweed“ („Gichtkraut“) und im niederländischen „Voeteuvelkruid“ ( „Fußteufelskraut“), als auch der wissenschaftliche Artzusatz „podagraria“ hin.[10, 38] Letzterer leitet sich von der von dem griechische Arzt Hippokrates (um 460 v. Chr. Bis 380 v. Chr.) geprägten Bezeichnung „podagra“ für den für eine Gichterkrankung typischen akuten nächtlichen Gichtanfall im Großzehengrundgelenk ab. Wörtlich übersetzt bedeutet „podagra“ so viel wie „Fußeisen“ bzw. „Fußfessel“. Mit dieser Beschreibung hat Hippokrates sehr zutreffend die einen Gichtanfall begleitenden Schmerzen, die ein Gehen fast unmöglich machen, charakterisiert. Aber nicht immer verließ man sich bei der Behandlung von Gicht allein auf die Macht der Heilpflanzen, sondern zog sicherheitshalber zusätzlich überirdische Kräfte hinzu. Die im englischen ebenfalls gebräuchliche volkstümliche Bezeichnung „herb Gerard“ und „bishopswort“ (Bischofswurz) soll sich auf den heilige Gerard oder Gerhard beziehen, der im Mittelalter als Gichtheiliger angerufen wurde.[38] Der von Carl von Linné 1753 eingeführte wissenschaftliche Gattungsname „Aegopodium“, hat ebenfalls seinen Ursprung im Griechischen und ist abgeleitet vom griechischen „aigopodes = ziegenfüßig“ und bezieht sich auf die Ähnlichkeit der Blattabschnitte der Blätter mit einem Ziegenhuf.[2, 10, 34] Auch im Deutschen ist der Name „Geißfuß“ neben der Benennung „Giersch“ gebräuchlich.


Der für den Giersch (Aegopodion podagraria) ebenfalls gebräuchliche Name „Geißfuß“ soll sich auf die Ähnlichkeit eines Ziegenhufes mit den Blättern dieser Pflanze beziehen. Fotos: M. Neitzke

Sein würziger Geschmack – eine Mischung aus Petersilie und Möhre - und seine gesundheitsfördernden Eigenschaften haben den Giersch in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten Wildgemüse aufsteigen lassen. Der Vitamin C-Gehalt des Giersch ist mit ungefähr 142 – 200 mg/100 g etwa drei- bis viermal so hoch wie der einer Zitrone (≈ 53 mg/100g). Darüber hinaus ist der Giersch reich an Vitamin A, Mineralstoffen und Eiweiß.[7, 9, 24] Aber nicht nur sein Nährstoffgehalt, auch sein Gehalt an bioaktiven sekundären Pflanzenstoffen ist bemerkenswert und stellt die Grundlage für potentielle Anwendungen in der Kosmetik und Heilkunde dar. Untersuchungen der Sinnhaftigkeit der Heilanwendungen des Giersch in der Traditionellen Medizin lassen zahlreiche Anwendungen nicht nur als gerechtfertigt erscheinen, sondern eröffnen auch den Blick für neue Heilansätze und vorbeugende Maßnahmen für eine Reihe von Zivilisationskrankheiten, wie z.B. Krebserkrankungen, mit Hilfe des Giersch. Die Wirkungen von Gierschextrakten auf die Haut lassen den Giersch zu einem wertvollen Rohstoff für die Kosmetikindustrie werden. Denkbare  Anwendungsgebiete ergeben sich aufgrund der hemmenden Wirkung von Gierschextrakten auf pflanzenkrankheitenverursachende Bakterien auch bei der Entwicklung umweltfreundlicher Pflanzenschutzmittel.[6] 


Für Insekten ist der Giersch eine wertvolle Nektar- und Pollenquelle. Der für die Familie der Doldenblütler charakteristische Gestalttyp des Blütenstandes (Doppeldolde) und die Art der offenen Nektardarbietung locken eine bemerkenswerten Vielzahl von Insektenarten (Artendiversität) zu einem Blütenbesuch des Giersch. An die 150 verschiedene Insektenarten wurden beobachtet.[11, 14, 28, 49] Die erfassten Insekten unterscheiden sich nicht nur im Aussehen, sondern auch in ihrer Ernährungs- und Lebensweise und dementsprechend auch in ihrer Funktion im Naturhaushalt. Die verschiedenen Insektenarten sind nicht nur als Bestäuber sondern auch als Schädlingsbekämpfer, Nährstoffrecycler und Gesundheitspolizei tätig. Aber nicht nur für die Vegetarier unter den Insekten stellen die Blütendolden des Giersch eine reich gedeckte Speisetafel dar. Für Insektenarten, die eine gemischte pflanzliche und tierische Kost bevorzugen bieten sich die Blütenstände des Giersch mit ihren vielfältigen Insektenbesuchern als lohnendes Jagdrevier an. 


Die Blüten des Giersch werden von etwa 150 verschiedenen Insektenarten besucht. (oben (von links nach rechts: Kleiner Fuchs, Honigbiene, Graue Sandbiene, Bienenwolf, unten (von links nach rechts: Mittlere Keilfleckschwebfliege, Igelfliege, Fleischfliege, Pinselkäfer). Fotos: M. Neitzke

Die Blüten des Giersch werden von Insekten bestäubt. Diese sichern damit die Fremdbestäubung als Grundlage für die genetische und biochemische Vielfalt der Pflanzen. Fotos: M. Neitzke

Die Bedeutung des Giersch in der Kosmetik und Körperpflege


Zurzeit ist der Giersch, trotz der ihm zugeschriebenen hautpflegenden Eigenschaften, noch keine häufig benutzte Pflanze bei der Herstellung von Kosmetik- und Körperpflegeprodukten.[16] Die Art und die Höhe der Gehalte an bioaktiven Inhaltsstoffen, die den Extrakten des Giersch antioxidative, [12, 21, 33, 36], antibakterielle [20, 37], entzündungshemmende [31, 32], regenerative und anti- aging-Eigenschaften verleihen, weisen diese Pflanze allerdings als wertvolle Rohstoffquelle für die kosmetische Industrie aus.[29] Vor allem im Bereich der anti-aging- Kosmetik könnte der Giersch aufgrund seiner Fähigkeit die Aktivität bestimmter Enzyme zu hemmen und damit den Hautalterungsprozess zu verzögern, eine Rolle spielen.[29]


Der Alterungsprozess der Haut hängt von verschiedenen physiologischen und krankhaften Prozessen ab. Unter ihnen spielt der Abbau von Biomolekülen in der extrazellulären Grundsubstanz der Haut, wie Kollagen und Elastin, die für die Formgebung, Elastizität, Spannkraft und Stabilität der Haut von zentraler Bedeutung sind, eine wesentliche Rolle. Extrakte des Giersch besitzen die Fähigkeit die Aktivität von Enzymen, die die Kollagen- und Elastinfasern abbauen, den sog. Kollagenasen und Elastasen zu hemmen.[29] Diese Aktivität ist in erster Linie auf den hohen Gehalt und die große Bandbreite an verschiedenen biologisch aktiven Verbindungen, wie z.B. Polyphenolen (Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Tannine) zurückzuführen.[29] 


Auszüge des Giersch wirken sich aber nicht nur auf die Aktivität von an den Alterungsprozessen der Haut beteiligten Enzyme aus, sondern beeinflussen auch das Verhalten bestimmter spezialisierter Zelltypen der Haut, den der sog. Keratinozyten und Fibroblasten. Diese spielen nicht nur eine wichtige Rolle bei der Wundheilung, sondern helfen auch die Haut in einem guten Zustand zu erhalten. Untersuchungen an Zellmodellen haben gezeigt, dass Gierschextrakte die Wanderung genau dieser Zellen stimulieren können.[29] Wanderungsprozesse von Zellen spielen neben einer ordnungsgemäßen Zellteilung bei der Wundheilung eine wichtige Rolle. Bei der Wundheilung wandern Fibroblasten und Keratinozyten in das Wundgebiet ein. Fibroblasten bilden Bindegewebe und stabilisieren in der ersten Phase der Wundheilung das neu gebildete Gewebe. Die Hornsubstanz (Keratin) bildenden Keratinozyten wandern ebenfalls in das Wundgebiet ein und schieben sich vom Wundrand aus über die Wundoberfläche. Diese Untersuchungsergebnisse lassen die Anwendung von Giersch als Mittel zur Förderung der Wundheilung in der Traditionellen Medizin in einem ganz neuen Licht erscheinen. Möglicherweise wird auch die Teilungsaktivität der Fibroblasten angeregt.[29] Diese Versuchsergebnisse unterstreichen die Rolle, die der Giersch bei der Entwicklung neuer Produkte in der Kosmetik- und Pharmaindustrie spielen könnte.

Die Bedeutung des Giersch in der Heilkunde


Der Giersch oder Geißfuß ist eine traditionelle Heilpflanze, die seit der Antike in der Volks- und Klostermedizin Europas zur Behandlung von Gicht und Gelenkbeschwerden verwendet und bereits in den alten Kräuterbüchern beschrieben wird.[1, 2] So lobt der berühmte Arzt und Mediziner Adam Tabernaemontanus (1522? – 1590) den Giersch für seine bemerkenswerte Wirkung bei der Behandlung von Gicht und Gelenkschmerzen.[1] Darüber hinaus wurde er innerlich als harntreibendes und beruhigendes Mittel verwendet. Äußerlich wurde er in Form von Umschlägen bei Verbrennungen, Stichen, Wunden aller Art und schmerzenden Gelenken angewendet.[2, 13, 35, 37] Bäder dienten der Behandlung von Hämorrhoiden.[2] In der Homöopathie wird der Giersch ebenfalls bei Gicht und Rheuma eingesetzt.[35]


In Untersuchungen zur Sinnhaftigkeit der Anwendungsbereiche in der Traditionellen Medizin konnten entzündungshemmende [31, 32], antibakterielle [20, 37] und antioxidative Wirkungen[12, 20, 33] sowie Beeinflussungen des Zentralnervensystems[42, 46, 47] und von Stoffwechselvorgängen, insbesondere des Zuckerstoffwechsels[41, 43, 44, 45, 48], gezeigt werden. Bei der Prüfung von Extrakten des Giersch auf einen möglichen Beitrag zur Behandlung von ausgewählten Krebsarten, zeigte sich eine zellschädigende Wirkung auf menschliche Prostata-Krebszellen [33]


Giersch oder Geißfuß ist reich an bioaktiven Verbindungen und Nährstoffen. Die wichtigsten bioaktiven Verbindungen sind Polyphenole, Polyacetylene (Polyne) und ätherische Öle.[2,20,  21, 22, 23, 30, 35] Sie werden für die beobachteten Wirkungen des Giersch verantwortlich gemacht. Zu den Polyacetylenen gehören wichtige Verbindungen wie das Falcarinol, Falacrindiol, Falcarinon und Falcarinolon, die entzündungshemmende, cytotoxische und antimikrobielle Eigenschaften besitzen.[8, 20, 21] Die Fähigkeit von Karotten das Risiko von Darmkrebs zu senken, wird auf ihren Gehalt an Falcarinol zurückgeführt.[8] Poyacetylene finden sich in allen Pflanzenteilen (Blüten, Rhizome, Blätter, Stängel, Samen) und schützen die Pflanze vor Krankheitserregern. Als Antwort auf eine Infektion der Pflanze durch Bakterien, Pilze oder Viren wird ihre Biosynthese gesteigert.[21] Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass der Giersch zu einem Ausgangspunkt für neue Heilansätze und vorbeugende Maßnahmen für eine Reihe von Zivilisationskrankheiten werden könnte. Ausführlicher Studien sind allerdings erforderlich und wünschenswert.

Botanischer Exkurs – die Kunst Aufmerksamkeit zu erwecken und zu behalten


Der Giersch oder auch Geißfuß (Aegopodium podagraria) gehört zur Familie der Doldenblütengewächse (Apiaceae). Die kleinen weißen Blüten sind zu einem großen halbkugelförmigen Blütenstand zusammengesetzt, der in der Botanik als Doppeldolde bezeichnet wird. Bei einer Dolde handelt es sich um einen Blütenstand, bei dem von einem zentralen Punkt mehrere Stiele, in der Fachsprache „Achsen“ oder „Doldenstrahlen“ ausgehen, an deren Ende jeweils eine Blüte sitzt. Die Längen der Doldenstrahlen sind so aufeinander abgestimmt, dass die einzelnen Blüten annährend in einer Ebene stehen. Die äußeren Doldenstrahlen sind somit länger als die im Zentrum des Blütenstandes stehenden Achsen. Bei einer Doppeldolde sind, wie der Name schon vermuten lässt, die einzelnen Blüten jedoch durch eine kleine Dolde, das sog. Döldchen ersetzt (Dolde in Miniaturformat). [19, 34] Dieser charakteristische Aufbau des Blütenstandes macht die Zuordnung des Geißfußes zur Familie der Doldenblütengewächse, auch für den interessierten Laien einfach. Da das Aussehen dieses Blütenstandes an einen aufgespannten Schirm erinnert, spricht man auch von einer „Schirmdolde“. Die Doppeldolde des Giersch besteht im Durchschnitt aus 10-20 etwa 3-4 cm langen Doldenstrahlen und misst normalerweise 8-9 cm im Durchmesser.


Der typische Blütenstand des Giersches ist eine Doppeldolde. In der Seitenansicht sind deutlich die unverzweigten, von einem zentralen Punkt ausgehenden Doldenstrahlen zu erkennen. Am Ende eines jeden Doldenstrahls sitzt bei einer Doppeldolde ein Döldchen (Dolde in Miniaturformat). Foto: M. Neitzke

Die eng nebeneinanderstehenden Döldchen messen im Durchmesser etwa 2 cm und können aus 12-30 Einzelblüten aufgebaut sein. Die Bildung dieses dichtblütigen Blütenstandes erhöht die Auffälligkeit und optische Reichweite der relativ kleinen (ᴓ ≈ 3 mm) Blüten um ein Vielfaches. Die Auffälligkeit dieser sog. „Schirmdolde“ wird noch dadurch gesteigert, dass die randständigen Blüten der einzelnen Döldchen größer sind als die weiter in der Mitte stehenden Blüten. Hinzu kommt, dass die nach außen und seitlich gerichteten Kronblätter der Randblüten größer („strahlend“) entwickelt sind als die nach innen gekehrten.[14, 25] Die hohe Attraktivität dieser Form des Blütenstandaufbaues zeigt sich an der hohen Anzahl von Insektenbesuchern. Über 150 verschiedene Insektenarten konnten bei dem Besuch der Blüten des Giersch beobachtet werden.[14, 28, 98]


Ein Döldchen kann aus über 20 Döldchenstrahlen aufgebaut sein, an dessen Ende jeweils eine Blüte aus 5 Blütenblättern steht. Ein Blick von oben auf den Blütenstand des Giersch zeigt, dass die Blüten am Rand der Döldchen größer sind als die in der Mitte stehenden Blüten. Foto: M. Neitzke

Der Bau des Blütenstandes weist für die Insekten noch einen weiteren Vorteil auf. Da die Blüten alle annährend auf derselben Ebene liegen, können die Blütenbesucher bequem, ohne hohen Energieaufwand, von einer Blüte zur nächsten schreiten und sich an dem reichen Nektar- und Pollenangebot bedienen. Nektar und Pollen haben die Blüten trotz ihrer geringen Größe reichlich und vor allem auch leicht erreichbar anzubieten. Eine genaue Betrachtung einer einzelnen Blüte zeigt ihren Aufbau aus 5 weißen, selten rosafarbenen Kronblättern, die strahlenförmig angeordnet sind. An ihrer Spitze sind sie tief ausgerandet und weisen am Grund der Einkerbung eine kleine eingeschlagene Spitze auf.[39] Durch die tiefe Einkerbung entsteht bei oberflächlicher Betrachtung der Eindruck als bestünde die Blüte aus doppelt so vielen Blütenblättern als es tatsächlich der Fall ist. In der Mitte der Blüte fallen zwei weiße, glänzende Höcker auf, in deren Mitte die langen stiftförmigen Griffel mit einer kleinen kopfigen Narbe sitzen. Es handelt sich hierbei um Nektar ausscheidendes Drüsengewebe. Da dieses Drüsengewebe wie ein dickes weißes Polster zwischen dem unterständigen Fruchtknoten und der Basis der Griffel sitzt, wird dieses Nektargewebe auch als Griffelpolster bezeichnet. Die offene, nicht durch Blütenblätter verdeckte Darbietung des Nektars sorgt dafür, dass die einmal erregte Aufmerksamkeit der Insekten auch erhalten bleibt und die Insekten der für die Pflanze wichtigen Aufgabe der Bestäubung nachgehen. Durch die freie Darbietung des Nektars können sowohl Insekten mit langen als auch mit sehr kurzen Rüsseln den Nektar von den Griffelpolstern abschlecken. Es findet also keine Eingrenzung des Besucherkreises aufgrund der Rüssellänge statt, was auch die hohe Anzahl der verschiedenen blütenbesuchenden Insektenarten erklärt. Während Insekten mit sehr kurzen Rüsseln, wie vor allem viele Zweiflügler, aber auch Wespen und Käfer auf Blüten, die ihren Nektar frei darbieten, angewiesen sind, stellen letztere für Insekten mit sehr langen Rüsseln eine zusätzliche Bereicherung ihrer Speisekarte dar.   


Die äußeren Kronblätter der Blüten eines Döldchens sind deutlich größer als die nach innen gerichteten Blütenblätter. Dadurch wird der Aufmerksamkeitswert der Döldchen stark erhöht. Foto: M. Neitzke


Bei dem Giersch wird der Nektar offen von einem Drüsengewebe an der Basis der Griffel (Griffelpolster) präsentiert. Foto: M. Neitzke


Zeichnungen des Giersch des schwedischen Botanikers C. A. M. Lindman[26] und des deutschen Naturforschers J. Sturm[39] zeigen Details der Blüten und Früchte. Sturm: a) Wurzelstockszweig, b) Blütenstand, c) Blütensteilstück, d) und e) Blüten, f) und g) Kronblätter, h) und i) Fruchtstielchen mit Mittelsäule, k) und m) Früchte, l) Fruchthälfte, N9 und o) Querschnitt durch Fruchthälften; Lindman: 1) Blütenstand, 2) Grundblatt, 3) Frucht, 4) Fruchtquerschnitt


Auch Insekten mit sehr langen Rüsseln wie der Kleine Fuchs (links) und der Große Wollschweber nutzen das Nektarangebot der Gierschblüten. Fotos: M. Neitzke


Der offen dargebotene Nektar lockt auch viele Wildbienen wie die Dunkle Erdhummel (links) und die Honigbiene (rechts) an. Fotos: M. Neitzke


Schwebliegen wie die Totenkopfschwebfliege (Myathropa florea, links) und die Gemeine Keilfleckschwebfliege (Eristalis pertinax, rechts) sind auf Blüten mit einer offenen Nektardarbietung wie beim Giersch angewiesen, wollen sie an eine Nektarmahlzeit gelangen. Fotos: M. Neitzke


Auch Igelfliegen (Tachina spec., links) und Fleischfliegen (Sarcophagidae) können aufgrund ihrer kurzen Rüssel nur den Nektar aufschlecken, der nicht verdeckt angeboten wird. Fotos: M. Neitzke

Aber nicht nur der Nektar, sondern auch der reichlich angebotene weiße Pollen aus den 5 Staubblättern stellt ein wichtiges Nahrungsmittel für die Insekten dar. Blütenpollen sind reich an Aminosäuren, Vitaminen, Fetten, Kohlenhydraten, Enzymen, Hormonen, ätherischen Ölen, Mineralstoffen sowie bakterienabtötenden Stoffen.[15] Für rein vegetarisch lebende Insekten bildet Blütenpollen daher ein lebensnotwendiges, nicht ersetzbares Grundnahrungsmittel.[15] Während ihres Umherwanderns auf den Dolden auf der Suche nach Nektar und Pollen streifen die Insekten unweigerlich den Pollen aus den reifen Staubbeuteln, um ihn bei anderer Gelegenheit auf den reifen Narben einer anderen Blüte abzulagern. Die Fremdbestäubung ist gesichert. Um eine Selbstbestäubung auszuschließen, reifen die Staubblätter vor den Narben.


Bienen sammeln den weißen Pollen der Gierschblüten in weißen Pollenhöschen. Fotos: M. Neitzke


Die Gemeine Narzissenschwebfliege (Merodon equestris) und die Kleine Schwebfliege (Syrphus vitripennis) fressen den Pollen an Ort und Stelle aus den sich öffnenden Staubbeuteln. Fotos: M. Neitzke

Nach der Befruchtung reifen von August bis September die bis zu 4 mm langen Früchte heran. Es handelt sich um die für die Familie der Doldenblütler (Apiaceae) typische Spaltfrucht.


Fruchtstand des Giersch mit noch unreifen grünen Früchten und sich paarenden Streifenwanzen (Graphosoma italicum). Foto: M. Neitzke

Bei der Reife zerfällt die Frucht in 2 einsamige Spaltfrüchte, die zunächst noch an dem 2 schenkeligen Fruchtträger (Karpophor) hängen. Die länglich-eiförmigen, dunkelbraunen, mit 2 hellen Rippen versehenen Früchte haben einen kümmelartigen Geruch.[19, 34]


Bei der Reife weichen die beiden Fruchtblätter an ihrer Verwachsungsfläche (Fugenfläche) auseinander. Es entsteht eine Spaltfrucht aus zwei Hälften, von denen jede ein Fruchtblatt repräsentiert. Die Teilfrüchte werden zunächst durch den Fruchtträger (Karpophor) zusammengehalten. Foto: M. Neitzke

Ein wichtiges Erkennungsmerkmal des Giersch sind seine Blätter. Der eingängige Merkspruch „Drei, drei, drei - beim Giersch bist du dabei“ definiert den dreikantigen Blattstiel, das einfach dreizählige obere Stängelblatt und die in der Regel doppelt 3-zähligen Grundblätter als Erkennungsmerkmale. Wie sieht das nun genau aus: Bei den oberen Blättern ist die Blattspreite (der flächige Teil des Blattes) in drei voneinander getrennte, gestielte Teilblättchen, die sog. Fiederblätter, unterteilt. Das Blatt ist einfach dreizählig. Die unteren Blätter hingegen sind in der Regel doppelt 3-zählig. Sie bestehen aus 3 Blattabschnitten (Fiederblätter 1. Ordnung), mit wiederum 3 gestielten, zugespitzten Teilblättchen.[19, 34] Die einzelnen Teilblättchen sind eiförmig-länglich mit unregelmäßig gesägtem Rand. Typisch für die Familie der Doldengewächse ist die bauchige Blattscheide, ein Auswuchs des Blattgrundes, der die Sprossachse als häutige Scheide umgibt.[19]


Die oberen Stängelblätter des Giersch sind einfach dreizählig. Fotos: M. Neitzke


Die Grundblätter des Giersch in der Regel sind doppelt 3-zählig mit gestielten Blättchen. Fotos: M. Neitzke

Der Blattstiel des Giersch ist dreikantig. Foto: M. Neitzke

Die Fiedern 1. Ordnung der Grundblätter sind oft nur 2spaltig und erinnern dann entfernt an die Hufform der Paarhufer, zu denen auch die Ziegen gehören.[34] Diese Ähnlichkeit mit dem Huf einer Ziege bzw. einem „Ziegenfuß“ hat sowohl zu dem deutschen Namen „Geißfuß“ als auch dem wissenschaftlichen Gattungsnamen „Aegopodion“, der auf Deutsch übersetzt „Ziegenfuß“ bedeutet, geführt.

Die nur 2-spaltigen Fiedern erster Ordnung der Grundblätter (rechts) erinnern an die Hufe einer Ziege (links). Fotos: M. Neitzke

Blütebesucher – Festessen, Liebe und Tod im Dickicht des Giersch

 

Die offene Nektardarbietung und das reiche Pollenangebot locken eine Vielzahl von Insektenarten auf die Blüten des Giersch. Insgesamt wurden an die 150 verschiedene Insektenarten bei einem Blütenbesuch auf dem Geißfuß beobachtet.[11, 14, 28, 49] Hinter dieser nüchternen Zahl verbirgt sich eine faszinierende Vielfalt an Formen, Farben und Lebensweisen sowie Funktionen im Naturhaushalt. Hier kann nur versucht werden, einen Eindruck über die unglaubliche Mannigfaltigkeit des Insektenlebens in einem Gierschbestand zu geben, der möglicherweise zu eigenen Beobachtungen anregt und so zu einer anderen Beurteilung des vielfach als „Unkraut“ geschmähten Giersch führt.


Obwohl Schmetterlinge mit ihren langen Rüsseln auch den Nektar erreichen können, der tief im Inneren der Blütenkrone der verschiedensten Pflanzenarten verborgen ist, sind sie doch häufig auch auf den Blütenschirmen der Doldenblütler, wie dem Giersch anzutreffen. Allein in Baden-Württemberg wurden 17 verschiedene Schmetterlingsarten beim Nektarsaugen auf den Blütendolden des Geißfußes beobachte.[11]


Aus der Ordnung der Schmetterlinge gehören der Kleine Fuchs (Aglais urticae) (links) und der Grünaderweißling bzw. Rapsweißling (Pieris napi) (rechts) zu den häufigen Besuchern des Giersch. Mit ihrer behaarten Unterseite streifen sie den Pollen aus den reifen Staubbeuteln und transportieren ihn zum nächsten Blütenstand. Fotos: M. Neitzke

Auch für die Honigbiene und zahlreiche Wildbienenarten ist der Giersch eine wichtige Futterpflanze. Neben der auf Doldenblütler spezialisierten „Frühen Doldensandbiene“ (Andrena proxima) und der „Bärenklau-Sandbiene“ (Andrena rosae) wurden 31 weitere Wildbienenarten beobachtet. Am häufigsten ist mit 18 Arten die Familie der Sandbienen (Andrenidae) vertreten. Wesentlich seltener sind Tiere aus der Familie der Furchenbienen, der Echten Bienen und der Maskenbienen anzutreffen.[14, 28, 49]

Aufgrund ihres Nektar- und Pollenreichtums sind die Blüten des Giersch bei den Honigbienen sehr beliebt. Fotos: M. Neitzke


Die Honigbiene sammelt den Pollen in weißen Höschen für ihre Brut (links), den Nektar als Wintervorrat in Form von Honig (rechts). Darüber hinaus benötigt sie den Nektar zum Anfeuchten des gesammelten Pollens und vor allem zur eigenen Energieversorgung für die anstrengende Sammeltätigkeit. Fotos: M. Neitzke

Auch zahlreiche Wildbienenarten profitieren von dem Nektar- und Pollenangebot des Giersch. Fotos: M. Neitzke

Auf Doldenblütengewächse spezialisiert ist die „Frühe Doldensandbiene“, die bei ihren zahlreichen Besuchen der Blüten des Giersch ab Mai beobachtet werden kann. Fotos: M. Neitzke


Zu den auffälligen Blütenbesuchern zählen die pelzigen Hummeln, die ebenfalls zu den Wildbienen gehören. (von links nach rechts: Gartenhummel (Bombus hortorum: Rüssellänge: 14-21 mm, Baumhummel (Bombus hypnorum: Rüssellänge: 7-12 mm), Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris: Rüssellänge: 8-10 mm). Fotos: M. Neitzke

Aber nicht nur für die Vegetarier unter den Insekten stellen die Blütendolden des Giersch eine reich gedeckte Speisetafel dar. Viele Insektenarten, v.a. Wespen füttern nicht nur ihre Brut mit tierischer Kost, sondern ernähren sich auch als erwachsene Tiere (Imagines) zusätzlich zur pflanzlichen Nahrung von Insekten, die sie zunächst allerdings erbeuten müssen. Als Jagdrevier bieten sich die Blütenstände des Giersch mit ihren vielfältigen Insektenbesuchern an.


Zu den Jägern, die Insekten in erster Linie zur Versorgung ihrer Brut jagen und sich als erwachsene Tiere von Nektar ernähren, gehören der zu den Grabwespen zählende Bienenwolf (Philanthus triangulum), die Bienenjagende Knotenwespe (Cerceris rybiensis) und die Sandknotenwespe (Cerceris arenaria) sowie verschiedene Wegwespenarten.[3, 4, 17, 18]

Die erwachsenen Tiere des Bienenwolfs ernähren sich von Nektar, wohingegen die Brut mit tierischer Kost, vorwiegend Honigbienen, versorg wird. Fotos: M. Neitzke


Eine Bienenjagende Knotenwespe (Cerceris rybiensis) hat eine Frühe Doldensandbiene gefangen (links, Mitte). Bei ihrem Versuch sie zu töten wird sie von einem paarungswilligen Männchen attackiert (rechts). Fotos: M. Neitzke

Ein heftiges Gerangel zu dritt ist die Folge. Fotos: M. Neitzke

Der Versuch des Männchens das Weibchen zu begatten endet mit dem Verlust der Beute für das Weibchen. Fotos: M. Neitzke

Die erwachsenen Tiere der Sandknotenwespe decken ihren Energiebedarf mit Nektar, als Nahrungsvorrat für ihre Brut werden Rüsselkäfer gejagt, betäubt und ins Nest eingetragen. Fotos: M. Neitzke

Die erwachsenen Tiere der Wegwespenarten der Gattung Arachnospila ernähren sich von Nektar. Ihre Brut versorgen sie mit Spinnen als Proviant. Gefangen werden überwiegend Arten aus der Familie der Krabbenspinnen, wie die Veränderliche Krabbenspinne (rechts), oder der Wolfsspinnen. Fotos: M. Neitzke

Die erwachsenen Tiere der Haus-Feldwespe (Polistes dominula) bevorzugen eine gemischte Kost aus Nektar, Pflanzensäften und erbeuteten Insekten, vor allem Fliegen. Letztere machen auch den Hauptanteil der Nahrung aus, mit der sie ihre Larven verköstigen. Allerdings verwendet die Haus-Feldwespe neben tierischen Stoffen bereits Nektar mit zur Aufzucht der Larven.[3, 4, 17, 18, 25]

Die Haus-Feldwespe ernährt sich als erwachsenes Tier neben Nektar auch von kleinen Insekten, vor allem von Fliegen, die auch die Hauptnahrung ihrer Larven darstellt. Fotos: M. Neitzke

Rein vegetarisch ernähren sich dagegen die Larven der Blattwespen, während die erwachsenen Tiere der meisten Arten eine gemischte Kost aus Nektar und erbeuteten Insekten bevorzugen. Die Raupen der Berg-Blattwespe (Macrophya montana) fressen auf Blättern verschiedener Rubus-Arten, wie z.B. der Himbeere und der Brombeere, die der Feld-Blattwespe bevorzugen die Blätter des Giersch.[3, 4, 17, 18] Für die Berg-Blattwespen sind die Dolden des Giersch aber nicht nur ergiebige Nektarquellen, sondern auch eine beliebte Partnerbörse, wie die häufig zu beobachtenden Paarungen dieser auffälligen, schwarz-gelben Blattwespe auf den Blütenständen des Geißfuß zeigen.

Paarung der Bergblattwespe auf den Blütendolden des Giersch. Deutlich sind die Unterschiede zwischen dem kleineren, überwiegend schwarz gefärbten Männchen und dem schwarz-gelb gefärbten, größeren Weibchen (Sexualdimorphismus) zu erkennen. Fotos: M. Neitzke

Die glückliche Paarung lockt weitere paarungsbreite Männchen von allen Seiten an. Wo anfangs nur 1 Männchen war, drängeln zum Schluss 3 Männchen um ein Weibchen. Fotos: M. Neitzke

Die Konkurrenten müssen allerdings ohne Erfolg abziehen. Der erste Bewerber kann seinen Platz behaupten. Fotos: M. Neitzke

So eine Paarung braucht viel Energie und lenkt offensichtlich nicht vom Fressen ab. Die Berg-Blattwespen unterbrechen ihre Nahrungsaufnahme nicht einmal bei der Paarung. 


Während sich die Weibchen und Männchen der Bergblattwespe (Macrophya montana) ahnungslos auf dem Dach der weißen Blütedolden des Giersch der Paarung widmen, lauert eine Etage tiefer die Gefahr in Gestalt einer Verwandten aus derselben Familie (Echte Blattwespen (Tenthredinidae)), der Feld-Blattwespe (Tenthredo campetris).

Im Dickicht der Blätter eines Bestandes aus Gierschpflanzen lauert die Feld-Blattwespe auf eine Beute. Fotos: M. Neitzke

Der Angriff auf eine Berg-Blattwespe war erfolgreich. Fotos: M. Neitzke

Nach einer guten Dreiviertelstunde ist die Mahlzeit beendet, die durch ein sorgfältiges Putzen der Fühler ihren Abschluss findet. Die nächste Jagd kann beginnen. Fotos: M. Neitzke

Auf Brutparasitismus haben sich die Arten der „Gichtwespen“ bzw. „Schmalbauchwespen“ (Gasteruptiidae) verlegt. Die deutschen Namen verdankt diese Familie ihren auffälligen Baueigentümlichkeiten. Die Bezeichnung „Schmalbauchwespen“ spielt auf den sehr schmalen Hinterleib an, der Name „Gichtwespe“ auf die verdickten Hinterschenkel. Die Gichtwespen parasitieren Einsiedlerbienen sog. „Solitärbienen“, das sind Wildbienen, die keine Staaten bilden, sondern ihren Nestbau und die Versorgung ihrer Brut ohne Mithilfe von Artgenossen erledigen. Mit ihrem langen Abdomen und ihrem Legestachel dringen sie in eine Bienennest ein und legt ihr Ei in eine Brutzelle. Die Larven ernähren sich von dem Pollenvorrat und dem Bienenei und der -larve.[3, 4, 17, 18]

Bei der hier abgebildeten Gichtwespe Gasteruption assectator (es gibt keinen deutschen Namen) sind deutlich die familientypischen Merkmale, wie verdickte Hinterschenkel und schmaler Hinterleib zu erkennen. Typisch für diese Art ist die kupferrote Farbe des 2- und 3. Hinterleibsabschnittes des ansonsten schwarzen Tieres. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Nektar, die Larven erst carnivor von den Wirtseiern und -larven und, dann vegetarisch von dem Nahrungsvorrat der zuvor verspeisten Larve. Fotos: M. Neitzke

Ein besonders auffälliger Blütenbesucher des Giersch ist die bizarr anmutende Gemeine Skorpionsfliege (Panorpa communis). Sowohl der Kopf als auch die letzten Hinterleibsabschnitte sind so ungewöhnlich gebildet, dass sie der Familie und Ordnung ihren Namen gegeben haben. Der zu einem langen Schnabel ausgezogene Kopf erinnert an die Schnabelmasken der Pestärzte, die sog. Pestmasken. Die bei beiden Geschlechtern roten letzten Hinterleibsabschnitte unterscheiden sich durch ihre Farbe und Form deutlich von den schwarz-gelb gezeichneten übrigen Hinterleibsabschnitten. Besonders eigentümlich sind die Hinterleibsabschnitte der Männchen ausgestaltet. Während die Hinterleibsabschnitte des Weibchens kegelförmig sind, weisen die der Männchen eine eigenartige, kurze dicke Greifzange auf, die bei der Begattung eine wichtige Rolle spielt. Zudem werden die letzten Hinterleibsabschnitte nach oben und vorn umgeschlagen getragen. Diese Haltung erinnert an das Aussehen des Schwanzes eines Skorpions und hat zu dem „Skorpionsfliege“ geführt.[3,4 ,17, 18]

Bei der Gemeinen Schnabelkerfe bzw. Gemeinen Skorpionsfliege unterscheiden sich die Männchen von den Weibchen durch die Ausbildung der letzten Hinterleibsabschnitte. Während bei den Männchen (links) die letzte Hinterleibsabschnitte an einen Skorpionsschwanz denken lassen, sind sie bei den Weibchen (rechts) eher unspektakulär kegelförmig ausgebildet. Fotos: M. Neitzke

Eine genau so große Vielfalt in Aussehen und Lebensweise wie die Hautflügler zeigen auch die Vertreter der Zweiflügler, die ebenfalls häufig als Blütenbesucher des Giersch zu beobachten sind. Besonders artenreich ist mit rund 20 Arten die Familie der Schwebfliegen vertreten. Schwebfliegen spielen nicht nur als Bestäuber eine wichtige Rolle in unseren heimischen Ökosystemen, sonden je nach Ernährungsart der Larven auch als Schädlingsbekämpfer und Nährstoffrecycler. Bei über 1/3 der regelmäßig den Giersch aufsuchenden Schwebfliegen sind die Larven Blattlausverzehrer und leisten einen wichtigen Beitrag zum Pflanzenschutz. Die Larven der Arten aus der Gattung Syrphus und Episyrphus können es in ihrem Leben auf beachtliche Mengen an verspeisten Blattläusen bringen. Eine Larve der Kleinen Schwebfliege (Syrphus vitiripennis)  verzehrt zwischen 440 und 1100 Blattläuse in ihrem Leben, die der Winterschwebfliege (Episyrphus balteatus) zwischen 400 bis 700 Blattläuse. 

Die Larven der Gemeine Langbauchschwebfliege oder Stiftschwebfliege (Sphaerophoria scripta, links), der Winterschwebfliege (Mitte), und der Kleinen Schwebfliege (rechts) ernähren sich von Blattläusen. Fotos: M. Neitzke



Die Larven der Gemeinen Keulenschwebfliege (Syritta pipiens), der Totenkopfschwebfliege (Myathropa florea), der Mittleren Keilfleckschwebfliege (Eristalis interrupta Syn. E. nemorum), und der Mistbiene oder Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege (Eristalis tenax) ernähren sich von faulendem, verrottendem organischen Material und spielen daher eine wichtige Rolle im Nähstoffkreislauf.[17]

Die erwachsenen Tiere der Gemeinen Totenkopfschwebfliege fressen Nektar und Pollen. Ihre Larven entwickeln sich in schlammigem Wasser, wo sie sich von faulenden organischen Stoffen ernähren.[17] Fotos: M. Neitzke

Die Mittlere Keilfleckschwebfliege ist auf einer Vielzahl von Blüten anzutreffen, solange sie ihren Nektar frei anbieten. Ihre Larven leben in fauligem Wasser, auch Jauchegruben, wo sie faulende organische Stoffe fressen.[17] Fotos: M. Neitzke

Die große bienenähnliche Gemeine Keilfleckschwebfliege beteiligt sich an der Bestäubung, in dem sie eine Vielzahl von Blüten zwecks Nahrungssuche aufsucht. Ihre Larven sind in den Nährstoffkreislauf eingebunden. Sie leben in fauligem Wasser, in Jauchegruben, verwesendem Aas, Kuhfladen und fressen faulende organische Stoffe.[17] Fotos: M. Neitzke 

Auch die erwachsenen Tiere der Raupenfliegen ernähren sich vegetarisch von Pollen und Nektar. Die Larven entwickeln sich dagegen als Parasiten in Larven oder Raupen anderer Insekten. Die Weibchen der Gattung der Igelfliegen (Tachina) legen ihre Eier in direkter Nähe zu Raupen verschiedener Eulenfalter (Noctuidae) ab. Die geschlüpften Larven bohren sich dann in den Körper der Raupen und fressen sie langsam von innen her auf. Die Raupenfliegen können dadurch zu wichtigen Gegenspielern von Forst- und Obstbaumschädlingen werden.[5, 17]


Die Larven der Arten der Gattungen Gymnosoma und Ectophasia (für diese Gattungen gibt es keine deutschen Namen) entwickeln sich in verschiedenen Wanzen.[17]

Die Larven der Igelfliege (Tachina fera) (links) und von Raupenfliege Gymnosoma nudifrons (kein deutscher Name) (rechts) entwickeln sich als  Innenparasiten von Wanzen. Fotos: M. Neitzke

Die Breitflügelige Raupenfliege (Ectophasia crasssipennis) (links) ist ein eifriger Blütenbesucher. Während sich die erwachsenen Tiere rein vegetarisch von Nektar und Polle ernähren, entwickeln sich ihre Larven als Parasiten in verschiedenen Wanzen, die sie von innen auffressen. Zu ihren Wirten gehören verschiedene Arten aus der Familie der Baumwanzen, Randwanzen, Stachelwanzen und Bodenwanzen, wie die Streifenwanze (Graphosoma italicum) (Baumwanze) (oben) und die Beerenwanze (Dolycoris baccarum (Baumwanze) (unten).[5,17] Fotos: M. Neitzke

Zwei weitere Familien, deren Arten als erwachsene Tiere ihren Kohlenhydratbedarf mit dem Nektar der Blüten des Giersch decken sind die Schmeiß- und Fleischfliegen. Daneben ernähren sie sich auch von austretenden Flüssigkeiten an Aas und Kot. Die Larven entwickeln sich überwiegend in Aas und Kot.[17] Sie spielen daher eine wichtige Rolle bei der Nährstoffrückführung und als Gesundheitspolizei.

Die Goldfliege (Lucilia spec., links ), Schmeißfliegen (Calliphoridae) und die Fleischfliegen (Sarcophagidae) spielen eine Rolle als Bestäuber, Nährstoffrecycler und Gesundheitspolizisten. Fotos: M. Neitzke

Besonders bizarr muten auch die Vertreter der Tanzfliegen (Empididae) mit ihrem kleinen, ziemlich kugeligen Kopf, dem dünnem abwärts gerichteten Rüssel und den langen Beinen an. Die Gewürfelte Tanzfliege (Empis tesselata) ist mit 9-13 mm die größte heimische Tanzfliege. Die anderen Arten sind erheblich kleiner.[17]


Die Gewürfelte Tanzfliege lebt sowohl räuberisch, in dem sie andere Insekten jagt, als auch vegetarisch von Nektar. Die Larven leben räuberisch im Boden.[17] Fotos: M. Neitzke

Die Mundwerkzeuge der meisten Käfer sind durchwegs kurz entwickelt. Deshalb sind sie in der Regel auf die Ausbeutung von Blüten angewiesen, deren Nektar und Pollen leicht zugänglich ist.[25] Daher üben Blüten der Doldenblütengewächse eine große Anziehungskraft auf Käfer aus.[14] Bis zu 21 verschiedene Käferarten wurden auf den Blüten des Giersch gesichtet. [28] Die erwachsenen Tiere leisten bei ihren ausgiebigen Pollen- und Nektarmahlzeiten, während derer sie auf den Blütenständen herumspazieren, wertvolle Bestäubungsdienste. Die Larven der Bockkäfer, Scheinbockkäfer und der Pinselkäfer entwickeln sich in morschen Waldbäumen und Sträuchern, alten Baumstubben, verrottenden Wurzeln und Brandholz und leisten dabei einen wertvollen Beitrag zur Zersetzung von totem organischem Material und dem Nährstoffkreislauf in Waldökosystemen.[5, 17] Die Marienkäfer spielen dagegen eine wichtige Rolle bei der Schädlingsbekämpfung. Sowohl die erwachsenen Käfer als auch die Larven sind effektive Blattlausvertilger. So frisst ein erwachsener Käfer des Siebenpunktmarienkäfers 100-150 Blattläuse pro Tag und eine Larven 400 – 600 Blattläuse / 3 Wochen. Dabei geraten sie in Konflikt mit Ameisen, die die Blattläuse melken und sogar vor Fressfeinden beschützen. Sie versuchen daher die Marienkäfer und ihre Larven zu vergrämen. Erwachsene Käfer ernähren sich zusätzlich von Pollen und Nektar verschiedener Blütenpflanzen.

Marienkäfer, wie der Siebenpunkt-Marienkäfer (links) und ihre Larven sind eifrige Blattlausvertilger. Ameisen versuchen daher sowohl die erwachsenen Tiere als auch ihre Larven (wie beispielsweise die Larve eines Asiatischen Marienkäfers (Harmonia axyridis, rechts) zu vertreiben. Fotos: M. Neitzke


Der Gefleckte Schmalbock gehört zu den am häufigsten zu beobachtenden Käfern auf dem Giersch. Durch den Transport von Pollen von einem Blütenstand zum nächsten leistet er seinen Beitrag zur Bestäubung der Gierschblüten. Fotos: M. Neitzke

Aber nicht nur zum Fressen auch zur Partnersuche werden die Dolden des Giersch aufgesucht. Fotos: M. Neitzke

Aber auch die erfolgreiche Partnersuche und eine erfolgreiche Paarung hält die Käfer, vor allem die Weibchen nicht vom Fressen ab. Fotos: M. Neitzke

Multitasking ist nicht jedermanns Sache. Ein falscher Schritt und die Paarung wird jäh unterbrochen und die Beteiligten landen eine Etage tiefer. Fotos: M. Neitzke

Mit seinem kräftig behaarten Körper überträgt der Pinselkäfer (Trichius fasciatus) bei seinen Streifzügen auf der Suche nach Pollen und Nektar auf den Dolden des Giersch den Pollen von Blüte zu Blüte und von Dolde zu Dolde. Fotos: M. Neitzke

Handelt es sich um einen ungeschickten Annäherungsversuch oder eine Rangelei unter Pinselkäfern? Fotos: M. Neitzke N

Literatur



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